Die beiden Hauptwerke des Abends, „Stabat Mater“ von Knut Nystedt und Bachs Motette „Jesu, meine Freude“, umrahmen und krönen ein „stilles“ Programm von zeitloser Aktualität.
Mit „Stabat mater“ aus dem Jahr 1987 reiht sich der norwegische Komponist Knut Nystedt ein in eine große Tradition von Vertonungen dieser mittelalterlichen Marienklage, die von Desprez über Pergolesi bis Dvořák reicht.
Seine Komposition ist als freitonaler Dialog zwischen Solo-Cello und Chor angelegt: Der wortlosen Klage der Gottesmutter steht die Compassio, das Betrachten, Mitempfinden und Aushalten ihres Schmerzes gegenüber. „Wer wäre ein Mensch und könnte sich nicht in das Leid dieser Mutter versetzen?“, heißt es im Text.
Auch Johann Sebastian Bachs berühmte Motette „Jesu, meine Freude“ ist quasi dialogisch konzipiert, indem zwei Textebenen – die sechs Strophen des gleichnamigen Kirchenliedes und Worte aus dem Römerbrief – miteinander verflochten werden. Um die zentrale Fuge „Ihr aber seid nicht fleischlich“ gruppieren sich weitere zehn Sätze in symmetrischer Anordnung. Vermutlich schrieb Bach das Werk als Begräbnismusik, denn inhaltlich geht es um die Abkehr von der Welt und die Hinwendung zum Geist Jesu, der über alle Traurigkeit triumphiert.