Handball-BL: 26:27 (11:13) gegen RN Löwen Starker BHC verliert gegen Hinze-Team unglücklich

Wuppertal / Düsseldorf · Der Handball-Bundesligist Bergischer HC hat seinen Premieren-Auftritt in der Düsseldorfer Mitsubishi Electri Hall verloren. Gegen die Rhein-Neckar Löwen, die nun vom langjährigen BHC-Coach Sebastian Hinze betreut werden, unterlag das Team von Trainer Jamal Naji mit 26:27 (11:13). 2.374 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen zu.

Linus Arnesson bot eine starke Leistung.

Foto: Dirk Freund

Ohne Csaba Szücs (Sehnenriss im Fuß) und Fabian Gutbrod (Außenbandriss im linken Knie) erwischte der BHC keinen guten Start. Schnell lag er mit 0:3 hinten (5.). Die mit fünf Siegen angereisten Gäste konnten aber nicht davonziehen. Im Gegenteil. In der 11. Minute verkürzte Lukas Stutzke auf 3:4. Damit nicht genug. Gestützt auf einen guten Keeper Peter Johannesson im Tor, gelang Noah Beyer der 6:6-Ausgleich (14.).

Es blieb eng. Linus Arnesson markierte das 9:10 (23.). Die Gäste, die mit Mikael Appelgren, Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki, Juri Knorr, Albin Lagergren und Jannik Kohlbacher über zahlreiche Topspieler verfügen, ließen sich zunächst nicht aus der Ruhe bringen. Andy Gensheimer stellte auf 10:13 (27.). Tim Nothdurft erzielte vier Sekunden vor der Sirene den 11:13-Halbzeitstand.

Nach der Pause brachte Lukas Stutzte den BHC auf 12:13 heran (33.). Arnesson hielt den BHC mit dem 14:15 (35.) auf Kurs. Mehr als zwei Tore an Vorsprung konnten die Gäste nicht herauswerfen. Stutzke wuchtete den Ball zum 18:18 ins Netz (43.). Nach einer weiteren der zahlreichen Johannesson-Paraden hätte der BHC in Führung gehen können, das gelang aber nicht. Beide Abwehrreihen arbeiteten konzentriert. Nothdurft egalisierte zum 20:20 (50.). Der Krimi ging weiter.

Bei Stand von 21:21 nahm Hinze eine Auszeit (51.). Jannik Kohlbacher traf zum 23:22 aus Sicht des Favoriten (53.), Niclas Kirkelokke zum 24:22 (54.). Torwart Johannesson verhinderte mit einem gehaltenen Siebenmeter gegen Knorr die Vorentscheidung. BHC-Coach Naji nahm sofort eine Auszeit (55.) – und Stutze war per Durchbruch zum 23:24 (56.), Nothdurft zum 24:45 (57.) erfolgreich.

Lagergren behielt die Nerven – 24:26 (57.), doch Stutzke ließ mit dem 25:26 nicht locker (58.). Es wurde ungemein spannend, zumal Benjamin Helander nur den Pfosten traf und Halil Jaganjac zwei Minuten kassierte (59.). Arnesson gelang zehn Sekunden vor dem Ende unter angezeigtem Zeitspiel das 26:26. Hinze nahm die letzte Auszeit. Und wieder fand er offenbar die richtigen Worte: Kirkelokke fand dem Weg zum 26:27. Drei Sekunden vor der Sirene noch eine BHC-Auszeit, doch es blieb dabei.

Sebastian Hinze (Trainer Rhein-Neckar Löwen): „Es war ein hart umkämpftes Spiel. Wir machen in der ersten Halbzeit viel richtig und bringen viel von der Idee, wie wir Handball spielen wollen, auf die Platte. Wir decken sehr gut, haben eine gute Torwart-Leistung und kommen gut in unser Tempospiel – auch wenn wir vielleicht ein, zwei Fehler mehr machen als in den vergangenen Wochen. Obwohl wir sieben Bälle von sechs Metern liegen lassen, gehen wir mit plus zwei in die Kabine. Nach der Pause fehlt uns dann das Tempospiel, und wir müssen nach der Verletzung von Olle Schefvert ein wenig basteln. Wir haben zehn Minuten noch die Kontrolle und schaffen es dann – durch viele Zeitstrafen – nie richtig in unseren Rhythmus im Gegenstoß zu kommen. Zwischen der 40. und 50. Minute ist der BHC voll da. Sie haben Ballgewinne in der Abwehr, finden im Angriff sehr schnell ihre Lösungen, machen Tempo-Tore und zu der Präsenz kommt noch Euphorie auf. Ab zehn Minuten vor Schluss kriegen wir aber dann wieder Kontrolle in unser eigenes Spiel, decken gut und spielen vorne sehr diszipliniert. Das 7:6-Angriffsspiel des BHC lösen wir halt nicht und damit ist ganz sicher am Ende noch die Chance auf den Punkt für den BHC da. Am Ende entscheiden wir das Spiel durch einen guten Rückraumschuss von Niclas Kirkelokke. Es ist daher sicherlich ein glücklicher Sieg.“

Jamal Naji (Trainer Bergischer HC): „Erst einmal Glückwunsch an Seppel und die Rhein-Neckar Löwen. Für die Atmosphäre, die heute hier herrschte, möchte ich mich bedanken. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Ich kann mir vorstellen, warum man hier früher von einem Handball-Tempel gesprochen hat. Gerne mehr davon, das hilft uns auch. Inhaltlich: Wir decken in der ersten Halbzeit sehr gut, bekommen allerdings fünf Tempo-Gegenstoß-Tore. Wir haben uns darauf natürlich vorbereitet, weil die Rhein-Neckar Löwen bis dato von dem, was ich in der Bundesliga gesehen habe, die beste Erste-Welle-Mannschaft ist. Am Ende des Tages fressen wir acht Eins-gegen-Null-Aktionen, das ist halt einfach zu viel – auch wenn wir das in der zweiten Halbzeit besser verteidigt haben und Peter Johannesson eine phänomenale Leistung erbracht hat. Zu den Rhein-Neckar Löwen: Man merkt, dass sie über eine sehr reife Spielanlage verfügen, und sie sind in der Drucksituation ihrer Linie treu geblieben. Lagergren hat dann gegen Ende noch so ein wenig aufgedreht und die 2:2-Kooperationen auf der rechten Seite haben gut funktioniert. Beim Stand von minus drei Treffern gehen wir ins Sieben gegen Sechs, was einfach ein Gezocke war und auch nach hinten losgehen kann. Es ist aber gut gegangen und wir kommen dadurch wieder ran. Ich glaube, wir hätten für den Kampf den Punkt heute sehr verdient. Das war eine ganz andere Version unserer selbst als in der vergangenen Woche gegen Hamburg. Ich erhoffe mir, dass wir viel daraus mitnehmen. Wir haben gegen die Rhein-Neckar Löwen verloren, gegen die kann man auch mal verlieren. Aber wir müssen dieses Gefühl, dieses Bewusstsein transportieren, dass wir das Spiel heute auch gewinnen hätten können.“

Jörg Föste (BHC-Geschäftsführer): „Wir sind alle unglaublich enttäuscht, dass dieser Kampf nicht belohnt worden ist mit zumindest einem Punktgewinn. Das sitzt jetzt erstmal tief. Wir haben alles in die Waagschale geworfen, haben den Rhein-Neckar Löwen aus dem gebundenen Angriff alles weggenommen, was sie an Stärken mitbringen. In der ersten Halbzeit haben wir das eine oder andere Kontertor zu viel kassiert, waren auch nicht immer konzentriert im Angriff. Das alles haben wir in der zweiten Halbzeit besser gemacht. Insofern ist auch die Weltklasse-Leistung von Peter Johannesson nicht belohnt worden.“

Weiter geht es für den BHC bereits am Sonntag mit dem Auswärtsspiel beim TVB Stuttgart (16:05 Uhr), gefolgt von einem weiteren Auswärtsspiel am kommenden Donnerstag (6. Oktober, 19:05 Uhr). Wann und wo das Heimspiel am 22. Oktober gegen den SC Magdeburg angepfiffen wird, ist noch nicht bekannt.

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