25-jähriges Jubiläum Hospizdienst „Pusteblume“ als wichtiger Impulsgeber
Wuppertal · Der Hospizdienst möchte sich unter anderem verstärkt um Trauer am Arbeitsplatz und um Letzte-Hilfe-Kurse für Kinder kümmern, sagt Katharin Ruth, Leiterin der „Pusteblume“, im Interview.
Am 16. September feiert der Hospizdienst sein 25-jähriges Jubiläum rund um die Sophienkirche. Was ist das Besondere an der „Pusteblume“?
Ruth: „In Wuppertal gibt es insgesamt vier ambulante Hospizdienste, aber unser Dienst ist der einzige unter dem Dach der diakonischen Altenhilfe. Ende der 1990er-Jahre sind viele Hospizdienste entstanden, da reihen wir uns in eine Tradition ein.
Im Unterschied zu den anderen ist unser Angebot aber aus der Trägerschaft eines Altenheims (dem Reformierten Gemeindestift an der Blankstraße) heraus entstanden. Menschen mit schweren Arthrosen, Herzkrankheiten oder Demenz hatten und haben oftmals Schwierigkeiten, Unterstützung zu bekommen. Es ging uns von Anfang an um die Belange der alten Menschen. Die Pusteblume hat die palliative Geriatrie in den Blick genommen. Bei einem Großteil der anderen Hospizdienste dagegen waren die Adressaten vor allem Krebskranke oder Aidspatienten.“
Sie sagen, dass der Dienst aus dem Reformierten Gemeindestift herausgewachsen ist. Wie eng ist denn heute die Zusammenarbeit mit den stationären Altenheimen?
Ruth: „Die diakonische Altenhilfe als unser Träger hat acht stationäre Einrichtungen. Unsere Kernaufgabe ist sicherlich die Qualifizierung von ehrenamtlichen Hospizbegleitern, Fortbildungen und das Organisieren von Workshops.
Aber wir sind als Hospizdienst gleichzeitig auch bei der Diakonie und für unsere stationären Einrichtungen die Fachstelle für Fragen rund um Alter, Abschied, Sterben und Trauer. Wir sind strukturell stark involviert und sind auch Impulsgeber für Themen wie beispielsweise der assistierte Suizid.“
Wie hat sich die Arbeit in den 25 Jahren seit Gründung verändert?
Ruth: „Wir sind vielfältiger geworden: Vielfältiger in unseren Angeboten, es gibt mehr Trauerangebote und offene Treffs als früher. Und auch die Ehrenamtlichen, die sich engagieren, sind vielfältiger. Es kommen außerdem auch mehr junge Menschen in die Hospizarbeit und sie sind nicht mehr zwangsläufig konfessionell gebunden.
Unsere Arbeit ist insgesamt offener. Mittlerweile begleiten wir auch behinderte Menschen und besuchen sie zum Beispiel in der Lebenshilfe. Auch das ist eine Veränderung. Während wir heute Teil des Gesundheitssystems sind und zu einem Teil auch durch die Krankenkassen mitfinanziert werden, haben vor 25 Jahren noch ausschließlich Ehrenamtliche bei uns gearbeitet.“
Wenn Sie nach vorne blicken: Was sind wichtige Themen für die Zukunft der Hospizarbeit?
Ruth: „Wir können uns sicherlich fragen, wie divers wir aufgestellt sind. Wie offen sind wir für die Begleitung von Menschen aus anderen Konfessionen, für die Begleitung von Obdachlosen oder von Menschen aus ganz anderen Milieus? Da müssen wir vielleicht noch offener werden. Ich wünsche mir außerdem, dass der Umgang mit Trauer, Sterben und Tod am Arbeitsplatz stärker in den Blick genommen wird.
Ein weiteres wichtiges Thema sind die Letzte-Hilfe-Kurse, die wir seit einiger Zeit anbieten. Das Format wurde für Kinder und Jugendliche weiterentwickelt. Es wäre sinnvoll, wenn die Kurse in das Bildungssystem getragen werden würde. Denn junge Leute haben einen viel unbefangeneren und neugierigeren Zugang zum Sterben und Tod.
Unserer Auffassung nach ist jeder in der gesellschaftlichen Mitverantwortung, dass wir gut sterben können. Abschließend hoffen wir daher darauf, dass sich die Gesellschaft so verändert, dass Nachbarn und Familie die alten Menschen so bis zum Lebensende begleiten, dass wir überflüssig werden …“