Wuppertaler Bezirksschülervertretung „Nur gemeinsam wird man gehört“
Wuppertal · Wuppertals Schüler der weiterführenden Schulen haben nun nicht nur eine Stimme, sondern ein ganzes Gremium, das ihre Interessen schulübergreifend vertritt. Einen Tag nach der offiziellen Gründung erklärt dessen Vorstandsvorsitzender Luca Hoffmann (17) Rundschau-Redakteurin Nina Bossy, warum junge Leute Lust haben, Meinungen zu äußern und warum eine gute Organisation dabei wichtig ist.
Rundschau: Du und andere Mitglieder der verschiedenen Wuppertaler Schülervertretungen haben die Bezirksschülervertretung gegründet. Was war der Auslöser?
Hoffmann: Bald findet die Landesdelegiertenkonferenz statt, daran möchten wir gerne teilnehmen. Deshalb haben wir uns mit der Gründung beeilt. In den Osterferien haben wir eine Satzung erarbeitet und per Post eine Einladung an alle Schülervertretungen der 53 weiterführenden Schulen verschickt. Am Dienstag haben wir uns dann zum ersten Mal getroffen.
Rundschau: Wer ist eigentlich „wir“?
Hoffmann: Zu der Versammlung sind 45 Delegierte von 22 Schulen gekommen, der gewählte Vorstand besteht aus sieben Jungen und drei Mädchen.
Rundschau: Warum war dir die Gründung der Bezirksschülervertretung so eine Herzensangelegenheit?
Hoffmann: Die Bezirksschülervertretung ist die Chance, sich zu engagieren. Es ist doch so wie bei der Bewegung „Fridays for Future“, nur gemeinsam wird man gehört.
Rundschau: Apropos „Fridays for Future“: Derzeit kämpfen die Schüler jeweils an ihren Schulen dafür, an den Demos während des Unterrichts teilnehmen zu dürfen. Ist das nicht eure erste Chance, euch schulübergreifend zu positionieren?
Hoffmann: Ja, genau. Inhaltlich möchten wir uns nicht in die Bewegung einmischen. Wir können uns aber hinter sie stellen und sie so unterstützen.
Rundschau: Oft entstehen neue Organisationen und Bewegungen, wo es vorher einen Mangel oder eine Lücke gab. Wurden die Schüler zuvor bei politischen Entscheidungen übergangen?
Hoffmann: Ich denke, dass es immer noch ältere Menschen in der Gesellschaft gibt, die die Interessen der jungen Menschen wegen deren begrenzter Lebenserfahrung nicht ernst nehmen. Wenn wir uns zusammenschließen, muss man uns aber wahrnehmen. Und bei der Durchsetzung unserer Interessen ist es sicherlich förderlich, wenn ein gewählter Vertreter im Namen aller Schüler zum Oberbürgermeister geht und nicht jeder Schulvertreter für sich.
Rundschau: Euch wurde Politikverdrossenheit vorgeworfen und nun machen Schüler Schlagzeilen mit Demonstrationen und ihr gründet ein eigenes Gremium. Was ist los mit der Jugend?
Hoffmann: Ich glaube, es gibt oder gab tatsächlich eine Politikverdrossenheit, vielleicht auch, weil den politischen Diskussionen lange die Spannung fehlte. Aber der Aufschwung von rechts hat gezeigt, wie wichtig es ist, sich für demokratische Werte zu erheben. Und der Klimawandel, das Thema unserer Generation, den kann man einfach nicht mehr übersehen. Uns wurde immer gesagt, Bildung ist für unsere Zukunft wichtig. Und genau die Leute, die das sagen, gefährden unser gutes Leben in der Zukunft. Das möchten wir nicht hinnehmen.
Rundschau: Was stellst du dir denn für deine persönliche Zukunft vor?
Hoffmann: Ich besuche die Q1 am Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium. Nach dem Abi möchte ich Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre studieren. Und irgendwann hauptberuflich in die Politik zu gehen, könnte ich mir auch gut vorstellen.