Kirchenstreik „Maria 2.0“ in Wuppertal Katholische Frauen bestreiken die Kirche
Wuppertal · Eine Woche lang treten katholische Frauen bundesweit in den Streik, um gegen Diskriminierung und Missbrauch in der Kirche zu kämpfen. „Maria 2.0“ heißt die Bewegung, die auch in Wuppertal angekommen ist.
Ins Leben gerufen hat den Wuppertaler Protest die „Katholische Frauengemeinschaft Deutschland“. Vom 12. bis zum 18. Mai sind in den Gemeinden Heilige Ewalde und St. Hedwig in Cronenberg sowie Mariä Empfängnis in Vohwinkel Aktionen geplant. Christiane Burghoff aus dem Vorstands-Team der Frauengemeinschaft in Heilige Ewalde ist eine der Initiatorinnen. „,Maria 2.0’ trifft den Nerv der Zeit“, sagt sie. „Viele Frauen in unserer Gemeinde engagieren sich, haben aber nie die Möglichkeit, in Ämter zu kommen. Das steckt ihnen schon lange im Hals.“
Zum Gottesdienst am Sonntag verweigern die Frauen, die Kirchenräume in Heilige Ewalde und Mariä Empfängnis zu betreten. „Wir werden draußen vor der Kirche unseren Glauben feiern und gemeinsam darum beten, dass endlich alle auf Augenhöhe miteinander Kirche sind“, heißt es in der Ankündigung auf der Website der Pfarrgemeinschaft Wuppertaler Westen. Die Pfarrgemeinschaft selbst möchte nicht zu den Aktionen Stellung nehmen.
Um 9.30 Uhr wird in der Gemeinde Heilige Ewalde in Cronenberg am Sonntag eine Andacht vor der Kirche gefeiert, um 11 Uhr wird es einen Gottesdienst vor der Kirche Mariä Empfängnis in Vohwinkel geben, ebenso eine Aktion um 11 Uhr während der Taufgedächtnisfeier in St. Hedwig. Im Lauf der Woche finden in den Gemeinden weitere Andachten und Aktionen der Frauen statt. „Wir bekommen auch Unterstützung von Seiten unserer Männer“, freut sich Christiane Burghoff. Zum Lektorendienst am Sonntag verweigern nicht nur die Frauen, die Kirche zu betreten: „Auch die Männer haben sich nicht aufstellen lassen.“
Am Samstag wird vor der Gemeinde Heilige Ewalde ein weißes Zelt errichtet, in dem am Sonntag die Frauen ihren Wortgottesdienst feiern können. „Denn Weiß ist die Farbe der Bewegung“, erklärt die Initiatorin. Gerade junge Frauen spricht „Maria 2.0“ an. „Die Älteren unterstützen uns, wollen aber nicht selbst aktiv werden. Für sie ist es schwierig. Es war schon immer so, dass Frauen in der zweiten Reihe gestanden haben.“
Damit möchten sich die Frauen der Bewegung „Maria 2.0“ nicht mehr zufrieden geben: „Zölibat, Zusammenlegungen der Gemeinden aufgrund von Priestermangel, dass Frauen nur Gemeindereferentin und nicht Priesterin werden dürfen, Missbrauch in der Kirche, das muss jetzt alles mal auf den Tisch“, sagt Christiane Burghoff. Anstatt der Kirche den Rücken zu kehren, möchten die Initiatorinnen Frauen eine religiöse Heimat schaffen: „Gerade für junge Frauen ist das in der katholischen Kirche schon lange nicht mehr gegeben.“
Geboren ist die Initiative „Maria 2.0“ in der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster während eines Frauen-Lesekreises. Ideengeberin Andrea Voß-Frick aus Münster spricht von einer „Graswurzelbewegung“. „Wir haben nicht die Fäden in der Hand, sondern freuen uns über jede Gruppe, Gemeinde und Initiative, die sich selbst ermächtigt und ins Handeln kommt.“