Bürgerabstimmung WSW-Geschäftsführer Jaeger: „Seilbahn rechnet sich“

Wuppertal · Die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) haben am Donnerstag (9. Mai 2019) Stellung in der Diskussion um den möglichen Bau einer Seilbahn genommen. Man beteilige sich zwar nicht am Wahlkampf, so Ulrich Jaeger (Geschäftsführer WSW mobil GmbH). Es gehe aber darum, „falsche und verdrehte Fakten“ in der zum Teil „sehr heftigen und unsachlichen Diskussion“ richtig zu stellen.

„WSW mobil“-Geschäftsführer Ulrich Jaeger.

Foto: WSW

Die Seilbahn würde nach seinen Angaben inklusive der Fördergelder 88,9 Millionen Euro kosten und die hohen Anforderungen an Städtebau und Denkmalschutz berücksichtigen, etwa durch die entsprechende kostenintensive Integration der Talstation in den Bereich Hauptbahnhof und ehemalige Bundesbahndirektion. Mit der recht einfachen Koblenzer Konstruktion sei das nicht zu vergleichen. Die Risikozuschläge lägen in Wuppertal bei 10,6 Millionen Euro.

Der nächste Schritt nach einem positiven Votum würde 5,4 Millionen Euro kosten. „Wir müssen Schritt für Schritt gehen, das geht gar nicht anders“, so Jaeger. Es sei immer möglich, das Projekt zu beenden, wenn etwas nicht passe oder es keine Zustimmung gebe.

Die Seilbahn halte sehr viel länger als 25 Jahre. Dieser Zeitraum gelte nur für die Wirtschaftlichkeitsberechnung. Das Teure seien die Masten, und die würden rund 50 Jahre ihren Dienst tun, die Tragseile 40 Jahre, die Stationen sogar 60. Etwas anderes seien die Kabinen, die bei rund 20 Jahren lägen. Aber die seien im Vergleich dazu günstig.

Jaeger widersprach Behauptungen, die Seilbahn sei rechtlich nicht umsetzbar. Im Gegenteil: Man habe den volkswirtschaftlichen Nutzen nachweisen können. Die Mittelstation würde hinter der Mensa stehen, eine Brücke werde direkt in die Mitte der Uni führen. „Die Wege werden für die Studierenden insgesamt kürzer“, so Jaeger. Die Aufzüge der Talstation seien auch in Spitzenzeiten ausreichend, das habe ein Gutachten nachgewiesen.

Der Busverkehr in der Südstadt werde nicht halbiert. „Wir nehmen in der Hauptverkehrszeit 22 Prozent Buskilometer raus“, so Jaeger. „Wir würden das Buskonzept so ändern, dass wir von einem 10/20-Minuten-Takt auf 15/30 gehen.“ Es werde auch weiterhin Direktfahrten der Linien 615 und 620 geben. Richtig sei, dass der CE-Bus künftig an der Seilbahn ende und nicht mehr ins Tal fahre. Allein die Haltestelle Dohr werde nicht mehr bedient. Dort stiegen jedoch am gesamten Tag je nach Richtung nur zwei oder fünf Personen ein.

Die Betriebskosten seien „mit dem beauftragten Ingenieurbüro abgestimmt, von einem weiteren externen Gutachtern bestätigt und in Gesprächen mit Betriebsleitern bestehender Seilbahnen abgeglichen“. Deshalb gehe man weiter von den 1,6 bis 2 Millionen Euro aus. Man rechne mit einer Förderquote des Landes von 75 Prozent, es könnten aber auch mehr werden. Die Wirtschaftlichkeit hänge vor allem von den Fördergeldern und potenziellen zusätzlichen Auflagen ab. Die erwarteten Mehreinnahmen von 500.000 Euro seien da nicht so entscheidend. Jaeger: „Wir sind davon überzeugt, dass wir uns die Seilbahn leisten können. Warum sollten wir Zahlen hochjubeln? Wir würden uns selber Probleme bereiten. Die Seilbahn rechnet sich.“

Jaeger: „Durch die Rausnahme der genannten Busse sparen wir entsprechend ein – mit Zinsen und Abschreibung, aber halt die Förderung vorausgesetzt. Die Strom- und Gaspreise müssen wir als Konzern daran ausrichten, wie der Beschaffungspreis ist, wie die EEG-Umlage ist und wie sich die Mitbewerber verhalten. Die Seilbahn hat damit absolut nichts zu tun.“

Die Fahrgastzahlen stammten aus dem Verkehrsmodell und seien hochgerechnet worden. Dafür gebe es mehrere Quellen: eigene Zählgeräte sowie Zahlen des VRR und der Stadt. Man gehe von für das Jahr 2025 von 17.000 Fahrgästen pro Tag aus. Die Verkehrsmodelle berücksichtigten demnach die entsprechenden Studierendenzahlen.

Die Eingriffe in die Natur seien „minimal“. Es gebe Kompensationsmaßnahmen. Man brauche nur die Fundamente für die Stützen. „Ich habe großes Verständnis für die Leute, die betroffen sind. Keiner wünscht sich, dass in direkter Nähe ein 70 Meter hoher Mast steht, ebenso wie eine Umgehungsstraße oder eine Tankstelle oder ein Altglascontainer“, so Jaeger. Nicht zuletzt deshalb habe man ein Bürgergutachten erstellen lassen – das Votum sei für die Seilbahn ausgefallen.

Komme man irgendwann zu autonom fahrenden Fahrzeugen, werde ein „Rebound-Effekt“ erwartet – es gebe dann wie in New York mehr Verkehr statt weniger. Deshalb sei sein starker ÖPNV wichtig, besonders in der „Morgenspitze“.

Jaeger über die Abstimmung: „Grundsätzlich finde ich es gut, die Bürger zu fragen, weil wir es für sie machen. Es ist aber schwierig, die sehr komplexen Fakten näher zu bringen. In einer kleinen Broschüre geht das nicht. Wir freuen uns, dass es schon jetzt eine rege Wahlbeteiligung gibt. Für so ein Projekt braucht es klare Mehrheiten. Ich bin ein großer Fan und würde mich freuen, wenn sie kommt.“ Man akzeptiere es aber auch, wenn es eine Mehrheit dagegen gebe. Der Rat habe erklärt, das Votum anzunehmen.

Er selber könne nicht einschätzen, wie die Abstimmung ausgehe. „Die Argumente gegen die Schwebebahn waren damals fast dieselben. Wuppertal ist eine ungewöhnliche Stadt. Sie hat immer Mut gehabt für eine ungewöhnliche Entscheidungen. So etwas hat noch keiner gewagt. Es wäre prima, wenn das Votum positiv ausfiele“, so Jaeger.