Führungswechsel in der Wuppertaler CDU Neuer Parteichef Nocke: „Wir können Wuppertal“
Wuppertal · Matthias Nocke ist neuer Kreisvorsitzender der Wuppertaler CDU. Der erst in dieser Woche als Kandidat in Erscheinung getretene Ordnungsdezernent der Stadt setzte sich beim Parteitag am Freitagabend (10. Mai 2019) überraschend klar mit 112 zu 76 Stimmen bei zwei Enthaltungen gegen Vorgänger Rainer Spiecker durch.
190 stimmberechtigte Mitglieder waren am Abend in die Gesamtschule Barmen gekommen, um den neuen Kreisvorstand zu wählen. Ein ausgesprochen guter Besuch, der auch dem kurzfristig entbrannten Zweikampf um den Vorsitz geschuldet gewesen sein dürfte. Insider hatten eigentlich mit einem engen Rennen gerechnet. Dass es dazu nicht kam, dürfte auch dem Auftritt der beiden Anwärter vor der Abstimmung geschuldet gewesen sein.
Rainer Spiecker warb dabei für sich als bewährte Kraft, mit der die CDU in der Kommunalwahl auf Erfolgskurs gehen könne. Er sei Parteivorsitzender „mit Herz und Seele“ und warnte vor einer Spaltung. „Unsere Stärke war immer die Einigkeit, seit ich mit 16 Jahren in die Wuppertaler CDU eingetreten bin.“ Der Beifall hielt sich nach dem recht hölzernen Vortrag allerdings in Grenzen.
Matthias Nocke ging seinerseits voll auf Konfrontationskurs: Die CDU werde in der Stadt nicht ausreichend wahrgenommen. Sein Aufruf: „Schluss mit der Leisetreterei. Augen zu – CDU, das reicht nicht mal mehr unseren eingefleischten Anhängern. Schluss mit der Selbstverzwergung. Wir können Wuppertal.“
Wie er speziell mit Blick auf seinen Dienstherren Andreas Mucke mit der Doppelrolle als Parteichef und Dezernent im Verwaltungsvorstand umgehen wolle? „Freundlich und professionell!“ Für den amtierenden OB hatte er allerdings auch noch einen Seitenhieb parat: „Wer ist Andreas Mucke? Niemand, vor dem sich die Wuppertaler CDU fürchten muss …“ Diese Kampfansage kam gemessen am Beifall gut an.
Nockes Bestandsaufnahme kam speziell beim CDU-Fraktionsvorsitzenden Michael Müller nicht gut an. Das Urgestein der Wuppertaler Christdemokraten reagierte mit einem Rundumschlag, in dem er Nockes Amtsführung als Dezernent heftig kritisierte und ihn für Probleme bei Feuerwehr, Ordnungsdienst, Zoo, Sport und Kultur verantwortlich machte.
Und auch mit der Art und Weise, wie Nocke diese Woche kurzfristig seinen Hut in den Ring geworfen hatte, rechnete Müller ab: „Ich finde es erstaunlich, dass ich als Mitglied des Vorstandes aus der Zeitung davon erfahre, dass es einen zweiten Kandidaten gibt.“
Als der Parteitag beinahe aus den Fugen zu geraten drohte, setzte Alt-Oberbürgermeister Peter Jung Diskussionen und Zwischenrufen mit dem Antrag ein Ende, in die Wahl einzutreten und keine weitere Nestbeschmutzung zu betreiben. Niemand bekam an diesem Abend mehr Applaus als er.