Der neue Skywalk in Willingen Wackeliger Publikumsmagnet – Vorbild für Wuppertal?

Wuppertal / Willingen · Vor wenigen Tagen wurde der Skywalk in Willingen eröffnet: Die längste Hängebrücke Deutschlands ist ein Spiegelbild dessen, was Wuppertal als Highlight der BUGA 2031 plant. Macht das Projekt im Sauerland Appetit auf eine mögliche Brücke zwischen Königshöhe und Kaiserhöhe? Die Rundschau hat sich vor Ort umgesehen.

Imposantes Konstrukt mit großer Zugkraft: der neue Skywalk in Willingen. Bei der BUGA 2031 in Wuppertal ist eine ähnlich lange Hängebrücke geplant.

Foto: Wuppertaler Rundschau/rt

Die 665 Meter lange Brücke hängt in 100 Metern Höhe zwischen dem Anlauf der Mühlenkopf-Skisprungschanze und dem gegenüber liegenden Musenberg. Hängen ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Lauffläche hängt sichtbar durch.

Gehalten werden ihre Stahlseile auf beiden Seiten von einer überraschend überschaubaren Konstruktion: Ein Pylon und ein einige Meter dahinter liegender Betonklotz reichen, um fast 700 Meter Strecke frei tragend zu überbrücken. Manche Diskussion über vermeintlich monströse Verankerungs-Anlagen an Kaiser- und Königshöhe relativiert sich bei diesem Anblick. Die Kräfte werden beim Skywalk im Wesentlichen in den Untergrund abgeleitet, in den bis zu 24 Meter tiefe Pfähle versenkt wurden. (Bilder)

Impressionen vom Skywalk
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Impressionen vom Skywalk

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Foto: Skywalk Willingen

Die Brücke selbst besteht am Boden aus Lochgittern mit freiem Durchblick in die Tiefe und bietet seitlichen Schutz durch ein etwa schulterhohes, engmaschiges Drahtgeflecht mit durchgehendem Handlauf. Der ist nicht nur fürs gute Gefühl, sondern auch ganz praktisch nötig, denn die Brücke schwankt erheblich. Obwohl bei unserem Besuch kaum Wind weht, fühlt man sich ähnlich wie auf einem Schiff bei mittlerem Seegang.

Neben der durchaus respekteinflößenden Höhe vielleicht auch ein Grund dafür, dass rund 20 Prozent der Besucher zwar für elf Euro ein Ticket lösen, dann aber doch nicht über die Brücke laufen, wie Skywalk-Geschäftsführer Arndt Brüne dem Westfälischen Anzeiger verriet.

Der Skywalk ist nur 1,40 Meter breit, so dass man sich bei Begegnungsverkehr schmal machen muss. Fahrräder und Co. sind auf ihm verboten, wobei sich ohnehin die Frage stellen würde, wie man auf dem schwankenden Steg ein Fahrrad schieben und sich gleichzeitig festhalten soll. Darauf müsste man auch in Wuppertal eine Antwort finden, wo die Brücke zwar derzeit mit 1,80 Metern Breite geplant wird, aber bei identischer Konstruktion und rund 700 Metern Länge ähnliche Herausforderungen bieten dürfte.

Das gilt auch für das Thema Sicherheit - nicht nur mit Blick auf das Bayer-Werk, das die Brücke an der schmalsten Stelle des Tals überspannen soll. In Willingen führt der Skywalk zwar überwiegend Waldgebiet, aber auch den Zielraum der Schanze mit Besuchercafé, Shops und Serviceeinrichtungen. Wer hier mutwillig etwas herunterwerfen will oder beim Fotografieren – und das tun eigentlich alle – sein Handy über die Brüstung fallen lässt, der sorgt unten für einen heftigen Einschlag.

Betreiber rechnen mit 100.000 Besuchern pro Jahr

Fest steht auf jeden Fall, dass der Skywalk ein Zugpferd ist. Selbst bei unserem Besuch am sonst an der Schanze eher toten Montag, an dem auch noch die bequem zum Einstieg führende Standseilbahn pausiert und das Wetter mäßig ist, herrscht guter Betrieb. Die Betreiber rechnen mit 100.000 „Skywalkern“ pro Jahr, an den ersten Tagen wurde die Kapazitätsgrenze von 750 Menschen, die maximal gleichzeitig auf die Brücke dürfen, mehrfach erreicht. Dann werden die Eingänge ebenso geschlossen wie bei Gewitter oder zu starkem Wind über 80 km/h. Grundsätzlich soll die Brücke aber sogar einem Hurrikan der Stufe 2 standhalten.

In Wuppertal liegen Gutachten vor, die eine Brücke über das Tal im Hinblick auf die Gründung der Konstruktion und die rechtliche und planerische Umsetzbarkeit für machbar halten. Wer selbst einen Eindruck davon bekommen möchte, wie der Hingucker für die BUGA aussehen und sich anfühlen könnte, ist in Willingen richtig.