Offener GEW-Brief an OB Mucke Schulschwimmen: „Dringender Handlungsbedarf"
Wuppertal · Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Wuppertal hat sich „angesichts der aktuellen Diskussion um den katastrophalen Zustand bzw. der Schließung von Schwimmbädern“ in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Andreas Mucke gewendet. Der Wortlaut.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, wir wenden uns heute an Sie, weil uns die Situation des Schulschwimmens in unserer Stadt Sorge bereitet. Etliche Beschwerden von Schulen veranlasste die GEW Wuppertal zu einer Kurzumfrage bei 95 Grund-, Förder- und weiterführenden Schulen zu diesem Thema. Die Rückmeldungen von 48 Schulen, die uns in kürzester Zeit erreichten, zeigen, dass dringender Handlungsbedarf für die Stadt als Schulträger zur Verbesserung der Situation des Schulschwimmens besteht.
Viele Probleme sind sicher durch die in der Vergangenheit politisch getroffenen Entscheidungen zur Bäderschließung verursacht worden. Dennoch sind wir überzeugt, dass trotzdem durch organisatorische Maßnahmen eine Verbesserung der teilweise untragbaren Bedingungen möglich ist. Wir möchten Ihnen nachfolgend die gravierendsten Probleme schildern und hoffen sehr, dass Sie sich bemühen, Abhilfe zu schaffen.
Schon die Anfahrt mit dem Schwimmbus führt bei vielen Schulen zu Problemen. Die Überfüllung der Busse, die auch durch die Kopplung verschiedener Schulen entsteht, führt zu Stresssituationen für Kinder, Lehrkräfte und Busfahrerinnen und Busfahrer. Zwar ist es erlaubt, Kinder in den Bussen stehend zu transportieren, doch der Schulträger ist durchaus in der Lage, dies vertraglich anders mit den Busfirmen bzw. der WSW zu regeln und den Kindern, Lehrkräften und Busfahrerinnen und Busfahrer die stressige Fahrt zu ersparen.
Die Abfahrtszeiten vom Schwimmbad zurück sind so eng getaktet, dass vor allem Grundschulkinder sie nicht immer schaffen können (15 Min. vom Beckenrad zum Bus mit duschen, anziehen und Wegezeit). Das führt dann häufig zu einer nochmaligen Verknappung der Wasserzeit, die mit 30 Minuten in den Augen aller Schulen viel zu kurz bemessen ist. Wie die Schulen berichten, entstehen vor allem in der Schwimmoper und dem Schwimmleistungszentrum die größten Probleme.
Im Schwimmleistungszentrum ist die Belegung des Nichtschwimmerbeckens besonders problematisch. Dort sind bis zu 60 Kinder gleichzeitig - aufgeteilt auf drei Bahnen - im Wasser. Die Kinder können wegen des Lärmpegels verbal nicht erreicht werden, ängstliche Kinder können nicht unterstützt werden, wenn der Gruppe die mittlere Bahn zugeteilt wurde, in Notfällen könnte es für die Lehrkraft schwierig werden, zeitnah einzugreifen.
Das ist eine Situation, die auch unter Sicherheits- und Aufsichtsaspekten höchst fragwürdig ist. Effektiver Schwimmunterricht ist unter solchen Bedingungen nicht möglich. Wir haben die Vermutung, dass die ständig wachsende Zahl der Nichtschwimmer bei der Planung der Schwimmzeiten nicht ausreichend bedacht wurde.
Da uns eine Grundschule berichtet, in ihrer Schwimmzeit seien im Schulleistungszentrum optimale Bedingungen, möchten wir ebenfalls vermuten, dass auch insgesamt eine Planungsoptimierung Entspannung bringen kann.
In diesem Bad führt auch die nahtlose Taktung der Schwimmzeiten zwischen den nachfolgenden Schulen (an- und abreisende Schüler treffen sich in den Kabinen) zu einer völligen Überfüllung der Umkleidekabinen, was für alle Beteiligten zu Konflikten und Stresssituationen führt.
Ähnlich schildern uns die Schulen die Situation in der Schwimmoper, auch hier müssen sich viel zu viele Kinder den Nichtschwimmerbereich teilen. Auch hier kommt es zur Überfüllung der Umkleidekabinen, teilweise befinden sich bis zu 100 Kinder im engen Kabinenbereich.
Im Schwimmbad Uellendahl ist nach Auskunft der Schulen regulärer Schwimmunterricht möglich. Einige Schulen müssen sich das Bad mit einer Reha-Gruppe teilen, finden es allerdings unverständlich, dass die Schule mit 15 bis 20 Schwimmern nur eine Bahn benutzen darf, während die kleine Reha-Gruppe (ca. 10 Personen) den restlichen Bereich belegt.
Die Schulen, die das Hallenbad in Langerfeld besuchen, sind mit der dortigen Situation in der Regel zu-frieden, wenn auch teilweise das Nichtschwimmerbecken mit anderen Badegästen geteilt werden muss. Die Situation in den Umkleidekabinen ist meistens ganz gut organisiert, doch sind zu viele Spinde defekt und damit nicht abschließbar, was zu Problemen führt.
Übereinstimmend wünschen sich alle Schulen – unabhängig davon welches Schwimmbad sie besuchen - die Verlängerung der Wasserzeit, mehr Zeit bis zur Abfahrt der Busse nach der Wasserzeit, eine bessere Verzahnung mit den Stundenrastern der einzelnen Schule, einige wünschen auch die Zuteilung von zusätzlichen Schwimmzeiten.
Vor allem die Absprache und Kommunikation mit den Schulen lässt offenbar sehr zu wünschen übrig. Eine Zuteilung von Schwimmzeiten und die Abfrage, ob der Wochentag passt, reicht in unseren Augen als Kommunikation einfach nicht aus. Die Schulen wünschen sich mehr Transparenz und eine effektive Einbeziehung in die Planungsphase.
Sicher gibt es auch Probleme des Schwimmunterrichts, die nicht in den Verantwortungsbereich der Stadt fallen. So fehlen ausgebildete Sportlehrerinnen und Sportlehrer und Lehrkräfte, die zumindest die Rettungsfähigkeit besitzen. Wir möchten deshalb gerne den Vorschlag einer Schule aufgreifen, durch die Stadt einen Pool für Studierende mit Rettungsfähigkeit zu bilden, die als zusätzliche Honorarkräfte vor allem im Nichtschwimmerbereich eingesetzt werden könnten – vergleichbar mit den studentischen Kräften, die im Rahmen der Förderklassen tätig sind.
Insgesamt zeigen die Berichte aus den Schulen, dass die organisatorischen Maßnahmen zur Sicherstellung eines wesentlich effektiveren Schwimmunterrichts deutlich verbessert werden müssen, dazu gehört auch eine intensivere Kommunikation mit den Schulen und ihre frühzeitige Einbeziehung in die städtischen Planungen.
Wir würden uns freuen, wenn Sie persönlich tätig werden könnten, um die Situation des Schwimmunterrichts in Wuppertal deutlich zu verbessern.“