Bergische Uni Gegen Datenkraken und Massenüberwachung
Wuppertal · Der Kryptographie-Forscher Kai Gellert von der Bergischen Universität Wuppertal hat zusammen mit Kollegen der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Paderborn eine neue Technik entwickelt, die den Aufbau verschlüsselter Verbindungen im Internet wesentlich schneller machen kann.
„Metadaten, also ‚wer kommuniziert wann mit wem‘, verraten oft genauso viel über eine Nutzerin und einen Nutzer wie die eigentlichen Daten. Der Schutz solcher Metadaten wird daher umso wichtiger, je intensiver wir das Internet im Alltag nutzen. Das Ziel unserer Forschung ist, hierfür eine bessere wissenschaftliche Grundlage zu schaffen“, so Gellert. Die Forscher setzten dafür modernste kryptographische Techniken ein, die sogar beweisbar sicher sind, wie zum Beispiel sogenannte Puncturable Encryption.
„Onion Routing“-Anonymisierungsdienste, wie zum Beispiel das Tor-Netzwerk, können die Privatsphäre von Nutzerinnen und Nutzer beim Surfen im Internet effektiv schützen. IP-Datenpakete werden nach dem Zwiebelschalen-Prinzip mehrfach ver- und wieder entschlüsselt, sodass sie zwar einerseits ihren Weg durch das Internet zum Ziel finden, aber dabei keiner der transportierenden Server den Sender und den Empfänger gleichzeitig kennt. Der Einsatz von „Tor“ wird von Expertinnen und Experten häufig empfohlen. Er kann nicht nur gegen die aus den Snowden-Leaks bekannte Massenüberwachung im Internet schützen, sondern ist auch sinnvoll, um zum Beispiel in bestimmten Ländern Internetzensur zu umgehen und so Zugriff auf unabhängige Medien zu bekommen. Man kann „Tor“ auch dann sinnvoll einsetzen, wenn man vermeiden möchte, dass etwa der eigene Internetprovider ein allzu vollständiges Bild über das eigene Surfverhalten, persönliche Interessen und Kontakte erhält.
Kai Gellert ist Mitarbeiter am Lehrstuhl für IT-Sicherheit von Prof. Dr.-Ing. Tibor Jager. „Seine Forschung löst ein grundlegendes technisches Problem in „Onion Routing“-Netzen. Das tolle an der Informatik ist, dass der Weg von der theoretischen Grundlagenforschung in die Praxis oft sehr kurz sein kann. Bei uns an der Bergischen Universität finden solche neuen Technologien deshalb auch schnell den Weg in unsere Lehrveranstaltungen, die wir im Rahmen der neuen Informatikstudiengänge anbieten“, so Jager.