DUSW-Geschäftsführer Andreas Zehmisch Photovoltaik: „Ja, es lohnt sich!“

Wuppertal · Der Markt für Photovoltaik boomt. Wer sich heute für eine Solaranlage auf dem Dach interessiert, wird mit Angeboten förmlich überhäuft. Was rechnet sich wirklich? Und worauf müssen Interessenten achten? Rundschau-Redaktionsleiter Roderich Trapp hat darüber mit DUSW-Geschäftsführer Andreas Zehmisch gesprochen.

  Andreas Zehmisch ist Geschäftsführer von DUSW Solar- und Energietechnik in der Buchenhofener Straße.

Andreas Zehmisch ist Geschäftsführer von DUSW Solar- und Energietechnik in der Buchenhofener Straße.

Foto: Simone Bahrmann

Das Wuppertaler Unternehmen realisiert mit 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jährlich mehr als 1.000 Photovoltaik-Anlagen in der Region und ist offizieller Partner der Stadtwerke im Bereich regenerative Energien.

Rundschau: In der Photovoltaik-Branche scheint gerade Goldgräberstimmung zu herrschen. Wer mischt da eigentlich mit?

Zehmisch: „Wir beobachten gerade drei Trends: Es gibt die klassischen globalen Internetanbieter, die online kommunizieren und auf das reine Massengeschäft setzen. Dann gibt es ziemlich neu unzählige Klein- und Kleinstanbieter, die sich als Quereinsteiger auf das Solar-Thema stürzen und damit auch schon mal überfordert sind. Und es gibt alteingesessene, spezialisierte Anbieter wie uns. Wir arbeiten nur regional, setzen auf kompetente Beratung vor Ort und wirklich machbare Lösungen. Es wird noch eine Weile dauern, bis sich der Markt wieder bereinigt hat.“

Rundschau: Was ist denn die Frage, die Ihnen bei den Beratungen am häufigsten gestellt wird?

Zehmisch: „Ganz klar: ,Lohnt sich das?’ Vor zwei Jahren ging es oft auch noch um das Thema Versorgungssicherheit. Das ist fast ganz weg. Jetzt wird über Kosten geredet.“

Rundschau: Und was antworten Sie?

Zehmisch: „Ja, es lohnt sich! Photovoltaik ist im Moment sehr günstig, weil große Lagerbestände abgebaut werden und die Materialpreise daher im Keller sind. Auf Basis dieser Preise kostet eine selbst produzierte Kilowattstunde Strom weniger als 5 Cent. Speist man sie ins Netz ein, bekommt man dafür 8,6 Cent. Und verbraucht man sie selbst, statt sie beim Energieversorger einzukaufen, spart man 35 bis 37 Cent. Das ist ein Win-Win-Modell.“

Rundschau: Für viele Interessenten steht am Anfang die Frage, ob sie eine Anlage kaufen oder mieten sollen. Wozu raten Sie?

Zehmisch: „Wer nicht die Liquidität hat, die Anlage zu bezahlen, sollte über eine Finanzierung nachdenken. Die Miet-Lösung ist bei allen Angeboten meistens am Ende doppelt so teuer wie der Kauf. Rechnen lohnt sich in diesem Fall.“

Rundschau: Beim Thema Kosten geht es auch um die Komponenten, die Anbieter verbauen. Worauf sollte man da achten?

Zehmisch: „Ganz eindeutig auf eine erstklassige Verarbeitungsqualität. Im Markt herrscht derzeit eine „Geiz ist geil“-Mentalität, aber bei vielen Produkten im Massengeschäft darf man schon Zweifel haben, ob die wie versprochen 30 Jahre halten. Das gilt besonders für die durch viele Ladezyklen hoch belasteten Speicher. Hier stimmt tatsächlich der alte Spruch: Wer billig kauft, kauft zweimal. Dabei sind in diesem Bereich hochwertige Produkte oft nur wenige hundert Euro teurer als minderwertige.“

Rundschau: Welche Rolle spielen eigentlich Förderthemen bei Ihrer Beratung?

Zehmisch: „Photovoltaik muss ja gar nicht gefördert werden, die ist attraktiv genug, wie die Zahlen zeigen. Aber mit Blick auf Wärmepumpen ist die Förderungen derzeit wichtig. Da übernimmt der Staat gestaffelt bis zu 70 Prozent der Kosten. Das ist auch richtig so, weil die Kombination aus Photovoltaik und Wärmepumpe wirklich Sinn ergibt. Bei uns macht das mittlerweile 30 Prozent der Aufträge aus. Und durch aktives Energiemanagement wird diese Kombination jetzt noch attraktiver.“

Rundschau: Was hat es denn damit auf sich?

Zehmisch: „Seit 1. Januar 2024 gibt es eine neue Regelung im Energiewirtschaftsgesetz, nach der energieintensive Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen oder Wallboxen steuerbar sein müssen. Hintergrund ist, dass man im deutschen Stromnetz die Zeiten mit sehr hoher und sehr niedriger Stromüberproduktion ausgleichen möchte. Im Gegenzug zahlt man dann ein verringertes Netzentgelt. Das sind je nach Verbrauch etwa sechs Cent pro Kilowattstunde weniger.

Vor diesem Hintergrund bieten Versorger wie die Wuppertaler Stadtwerke jetzt auch flexible Stromtarife an, die je nach Strom-Verfügbarkeit im Stundentakt erheblich schwanken. Wir haben ein intelligentes Softwaremodul entwickelt, das ohne Zusatzkosten in allen unseren Zählerschränken verbaut wird und auf die vom Versorger übermittelten Preise reagiert. Es kennt gleichzeitig die Erträge der Solaranlage und steuert dann Wärmepumpen und andere Verbraucher so, dass sie vordringlich zu den günstigen Zeiten aktiviert werden und der billige Strom gegebenenfalls sogar quasi mit Gewinn gespeichert werden kann.“

Rundschau: Wie viel kann man damit sparen?

Zehmisch: „Die Einsparung ist enorm. Und dieses Energiemanagement ist aus meiner Sicht sogar das Geheimnis für die Effektivität der Wärmepumpe: Damit braucht sie bis zu zwei Drittel weniger Energie.“

Rundschau: Da sind wir dann ja schon fast auf dem Weg zum autarken Haus. Wie weit sind wir davon eigentlich noch entfernt?

Zehmisch: „Mit der Kombination aus einer Photovoltaik-Anlage, einem Stromspeicher und einer Wärmepumpe lässt sich bereits ein Autarkiegrad von mehr als 70 Prozent erreichen. Und der kompletten Autarkie sind wir viel näher, als das öffentlich wahrgenommen wird. Mit Brennstoffzelle und Katalysator ist das mit uns schon jetzt realisierbar, aber sehr teuer. Diese Technik sollte unbedingt gefördert werden.“