Kommentar: Was wird aus der Schulsozialarbeit? Keine trockenen Tücher in Sicht

Das Thema nimmt kein Ende. Und kommt zu keinem Ziel. Immer noch ist die Zukunft der (Wuppertaler) Schulsozialarbeit völlig offen.

Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Die Finanzverantwortung dafür wird unverändert zwischen Bund, Land und Stadt hin- und hergeschoben. Katastrophal für die Außenwirkung, was die Politik tut, wenn es an einer wichtigen Stelle knirscht oder brennt.

Es ist kaum zu vermitteln, dass theoretisch (und tatsächlich?) das Geld für die Finanzierung der Schulsozialarbeiterstellen da ist, es aber trotzdem nicht funktioniert, diese Leute in einen sicheren Hafen zu bringen.

Nach der Bundestagswahl sind milliardenschwere Hilfen für die Kommunen beschlossen worden. Darauf ist vor allem die SPD stolz. Trotzdem funktioniert es (immer noch) nicht, mit Blick auf den 31. Dezember, wenn die Frist für die (städtisch gestemmte) Zwischenfinanzierung abläuft, etwas Konkretes vorzuweisen. Zu den Sommerferien sollten sich Bund und Land schon geeinigt haben. Haben sie aber nicht.

Dabei sprechen die Alltagszahlen für sich: An 52 Wuppertaler Schulen gibt es Schulsozialarbeit, die von 42 Schulsozialarbeitern betreut wird. Jedes Jahr geht es dabei um rund 33.000 Beratungsgespräche mit Schülern, Eltern und Lehrern. Die Themenbreite ist groß: Schulsozialarbeit erledigt Querschnittsaufgaben, vermittelt zwischen Schule, Stadt- und Sozialverwaltung, auch dem Ordnungsamt. Schulsozialarbeit steht für einen Raum, in dem Vertrauen und Verschwiegenheit erwartet werden kann — für Schüler, Eltern und Lehrer. Die Arbeit, die hier geleistet wird, lässt sich nicht im Sinne seelenlosen Taschenrechner-Controllings erfassen: Da muss man schon ein gutes Stück weiter schauen. In die Zukunft, wo sich die "weichen" Sozialfaktoren rund um Schule und Beruf für junge Menschen in Form von Persönlichkeitsbildung auszahlen.

Am 17. September hatte das "Aktionsbündnis Schulsozialarbeit" bereits zum zweiten Mal zu einer großen Kundgebung aufgerufen. Und wieder waren es mehrere Tausend Menschen, die die Forderung "Schulsozialarbeit muss bleiben!" unterstützten. Es ist eigentlich ganz einfach: Ganz viele wissen, dass Schulsozialarbeit ganz wichtig ist. Und kaum jemand versteht, wieso das Thema im Rahmen eines Verantwortlichkeitsgeschachers zwischen Bund, Land und Stadt zerrieben wird.

Aktuell sind alle Beteiligten im "Sich-gegenseitig-die Schuld-zuweisen"-Modus. Das nützt nichts — und niemandem. Schulsozialarbeit wäre ein Beispiel für ein auf den Menschen orientiertes Feld, bei dem parteiübergreifendes Handeln gefragt ist.

Wuppertal hat drei Bundestags- und sechs Landtagsabgeordnete: Neun Mann — und man bekommt die Kuh nicht vom Eis? Keine gute Polit-Werbung.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)