Aus dem Tagebuch der Redaktion Das ist ein Blindtext, er wird noch ausgetauscht ...

Montags, wen wundert's, passieren ja die meisten Arbeitsunfälle. Das ist statistisch erwiesen. Jetzt weiß ich nicht recht, wie ein Arbeitsunfall bei Journalisten so aussehen kann, habe dazu aber eine ganz eigene Theorie.

Rundschau-Redakteurin Nicole Bolz.

Foto: Bettina Osswald

Die Unfälle, die wir fabrizieren, bereiten mitunter auch Schmerzen, werden von vielen schlicht "Fehler" genannt und finden sich dann — für alle sichtbar — in der Zeitung wieder.

Viele von ihnen treiben dem Verursacher — da seien Sie sich gewiss — am nächsten Tag die Schamesröte ins Gesicht; den Kollegen hingegen die Lachtränen in die Augen. Einen eben solchen Arbeitsunfall hat ein Kollege dankenswerter Weise am Montag gerade noch so verhindern können. Ich möchte dies jedoch zum Anlass nehmen, an dieser Stelle einmal die schönsten Fehler von vielen tollen Kollegen Revue passieren zu lassen, die sich hübsch in Wort und Bild auf der Internetseite www.perlen-des-lokaljournalismus.de wiederfinden.

Da wäre beispielsweise das Thema mit den ungeschickten, oft zu bildreichen Überschriften, bei der die von der Lepragruppe, die sich aufgelöst hat, schon als Klassiker zu werten ist. Der Tag der offenen Tür im Gefängnis dürfte vor allem bei den Insassen für Freude gesorgt haben, wohingegen die Vermeldung des Beinamputierten, der wieder auf freiem Fuß ist, schon fast makaber zu nennen ist.

Auch mit Toten tun sich Journalisten schwer. Sie sterben oft qualvolle Tode. An High Noon in Zombie-City könnte man etwa denken, wenn man liest: "Drei Tote sterben bei Schießerei in Belgien". Bemerkenswert auch der Mann, der erst sich und dann seine Frau erschoss und die nicht wenigen Menschen, die sich in den Überschriften in ihren Wagen überschlagen (doll!).

Andere Städte, andere Aufreger — so meint man, wenn eine Zeitung in Österreich vermeldet: "Polizei findet Leiche auf Friedhof" (Ich werd' verrückt!) oder man sich in Emsdetten wundert, dass ein Mann auf einem Damenrad erwischt wurde (Skandal!). "Unbekannter reißt Zweige vom Baum ab" könnte den berühmten chinesischen Sack Reis ebenso gut ersetzen wie die Wassertonne in Vilseck, die einfach umgekippt ist und es damit in die Zeitung geschafft hat. In Sandersdorf fällt gar ein abgebrochener Ast auf eine Sitzbank, in Münster ein junger Mann fast vom Rad (da hab ich beinahe vor Schreck den Kaffeebecher fallen gelassen).

Kein Aushängeschild für ihre Zunft ist die Wahrsagerin, die von einer Messerattacke überrascht wurde oder der Räuber mit Hut, der eine Juwelierin mit Pistole bedroht hat. Wer seine Leser mit so vielen schönen Texten beglückt, der darf auch mal einen Blindtext vergessen ...

(Rundschau Verlagsgesellschaft)