Die Auflösung Johannes Rau als I-Dötzken

Wuppertaö · Suchbilder sind immer noch "in". Das zeigte sich auch, als wir jetzt fragten, wer auf dem Klassenfoto oben denn wohl der kleine Johannes Rau ist.

Und hier ist der Beweis: Kurt A. Rosenberger hatte dieses Einschulungsfoto gefunden, das vermutlich vor dem Klassenfoto oben entstanden ist. Veröffentlicht hatte es 1980 der „Spiegel“, der sich in seiner „Personalien“-Seite darüber amüsierte, dass der Landesvater im Landtags-Wahlkampf eine Broschüre mit privaten Anekdoten und Fotos aufgelegt hatte. Wir danken dem Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Foto: Friedrich-Ebert-Stiftung

Am 16. Januar wäre Wuppertals Ehrenbürger 87 Jahre alt geworden. Von daher ist die Zahl der noch lebenden Mitschüler gering. Aber es gibt sie noch, Hans-Jaochim Hanisch etwa stellte uns das Klassenfoto zur Verfügung. Und Kurt A. Rosenberger, stadtbekannter Ex-Weltmeister im Seniorengewichtheben, war über 60 Jahre mit einer ehemaligen Klassenkameradin verheiratet.

Er erinnert sich: "Bei einem Schuljubiläum erzählte Johannes Rau von seiner ersten Pennäler-Zeit in der Schützenstraße. Da rief meine Frau: ,Johannes, das stimmt nicht! Wir waren zuerst in der Sedanstraße.' Rau guckte verdutzt in die Reihen und rief: ,Ach du bist's, Anneliesken! Stimmt, da muss ich mich verbessern.'"

Ob die Klasse, wie sich Hanisch erinnert, tatsächlich 1938 das Gebäude an der Sedanstraße verlassen musste, zieht Stadthistoriker Klaus Goebel in Zweifel. Denn erst am 21. April 1939 wurden mit einem Oberbürgermeister-Beschluss alle 111 Bekenntnisschulen zu "Deutschen Volksschulen" umgewandelt. In diesem Zuge seien zehn Schulen (darunter die Sedanstraße) für Parteizwecke konfisziert worden.

Säuberlich eingerahmt hatte der Fotograf die Mädchen von insgesamt 23 (!) Jungen — unter ihnen Johannes Rau als Sechster von links in der obersten Reihe mit dem weißen Outfit.

Foto: Hans-Joachim Hanisch

Sei's drum — seine ersten Schuljahre verbrachte Johannes Rau auf dem Sedansberg: Zu sehen ist er auf dem Klassenbild als Sechster von links in der oberen Reihe. Und nicht links neben dem Lehrer, wie viele vermuteten (Carmen Schnur: "Ich habe ihn an seinem runden Gesicht erkannt". Margit Cornelius: "Die Haltung ist unverkennbar.")

Auch nicht der Dritte von rechts in der unteren Reihe, wie viele "nach genauem Studium des Bildes" vermuteten. Genauso wenig der am häufigsten getippte Junge ganz vorne links — vielleicht, weil er den Kopf schon so staatsmännisch wiegt. Falsch lag aber auch Schuldezernent Stefan Kühn, als er den Vierten von rechts in der oberen Hälfte wählte.