Zwei Möglichkeiten: Verkauf oder "kombinierte Sanierung" GWG: Rettung ist möglich
Wuppertal · "Ohne weitere Maßnahmen ist die GWG nicht mehr überlebensfähig" — diese Erkenntnis der von der Stadt beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft "Pricewaterhouse Coopers" (PWC) markiert die Ist-Situation der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG.
Was nun?
Etwa 6.000 Wohnungen hat die GWG, noch rund 80 Mitarbeiter — und etwa 300 Millionen Euro Schulden. Der Grund: Missmanagement, das bis in die 90er Jahre zurückreicht und unter anderem 2003 im sogenannten GWG-Prozess aufgearbeitet wurde. Aktuell fährt das Unternehmen in einem wirtschaftlichen Tunnel: Viel hat die GWG schon unternommen, um sich aus dem Sumpf zu ziehen, doch trotzdem zehren die jährlichen Verluste die (positiven) Ergebnisse auf. Also: Es kann nicht mehr wie bisher weitergehen.
PWC ist seit Dezember 2016 daran, ein Konzept zu entwerfen. Zwölf Möglichkeiten wurden geprüft: Übriggeblieben sind zwei — der Verkauf und eine "Kombinations-Sanierung", bei der Stadt und Stadtsparkasse als Inhaber der GWG aktiv werden, aber auch das Unternehmen selbst nochmals (Spar-)Hand an sich selbst legen muss.
Stadtkämmerer Johannes Slawig, der zusammen mit PWC das Konzept der Presse vorstellte, machte keinen Hehl aus der bitteren Erkenntnis, dass die Stadt bei allen denkbaren GWG-Lösungen (auch beim Verkauf) draufzahlen muss. Für Slawig und PWC ist folgender Weg der wirtschaftlich (und EU-rechtlich) vernünftigste: Mit der Umwandlung von an die GWG gewährten Krediten und der Überführung von fünf ausgewählten Stadt-Immobilien an die GWG wird es möglich, die Eigenkapitalquote des Wohnungsbauunternehmens deutlich zu stärken. Die einmalige Wirkung dessen hat eine Dimension von 56 Millionen Euro.
Den Haushalt belastet das in Zukunft mit zwei Millionen Euro jährlich — eine Größenordnung, die, so Johannes Slawig, gerade noch tragbar ist: "Diese zwei Millionen traue ich mir zu, ohne dass der Haushaltsausgleich gefährdet wird. Es ist eine Dauerbelastung, aber dazu stehe ich." Slawig weiter: "In diesen zwei Millionen ist alles enthalten. Für mehr stehe ich nicht zur Verfügung."
Außerdem bezahlt die Stadt in Zukunft die GWG dafür, dass das Unternehmen seine umfangreichen sozialen Leistungen für Mieter und Wohnumfelder erbringt. Die GWG muss diesen Posten also nicht mehr selbst finanzieren.
Teil 3 der "Kombi-Rettungslösung": Die GWG muss Personalabbau in Höhe von 500.000 bis 600.000 Euro (das entspricht rund zwölf Stellen) realisieren sowie 20 Gebäude mit etwa 110 Wohnung verkaufen. Außerdem wird sie in Zukunft controlling-technisch scharf überwacht, damit nichts mehr aus dem Ruder läuft.
Der immer wieder diskutierte Verkauf des Unternehmens dagegen gilt als eher schlechtere Variante: Es gibt keine planbare Zeitperspektive, die Verluste der GWG liefen während eines Verkaufsversuches weiter — und die Wahrscheinlichkeit eines "negativen" Verkaufspreises ist hoch. Das bedeutet vereinfacht gesagt: Die Stadt müsste einem Käufer angesichts des Zustandes der GWG zusätzliches Geld geben, damit dieser die GWG übernimmt.
Völlig indiskutabel ist für Kämmerer Slawig eine Insolvenz der GWG. Diese Idee sei "wirtschaftlich und in Sachen Reputation eine Katastrophe", so der Kämmerer: "Wenn eine Stadt eine ihrer Töchter insolvent gehen lässt, welche Wirkung hätte das beispielsweise auf die Geber unserer unabdingbaren Kassenkredite? Eine Insolvenz ist definitiv keine Option."
Was jetzt ansteht, ist die politische Beratung. Die soll bis zur Grundsatzbeschluss-Ratssitzung am 26. September 2017 abgeschlossen sein. Vorgeschlagen werden den Parteien die beiden von PWC benannten Lösungen: Verkauf und "Kombi-Rettung". Dass Johannes Slawigs Herz für die "Kombi-Lösung" (die über etliche Jahre laufen müsste) schlägt, klang deutlich durch: "Diese Maßnahme ist besser als ein Verkauf, weil sich die Stadt dadurch einen Wert erhält." Und Patrick Ziechmann von PWC zog dieses Fazit: "Die GWG ist zukunftsfähig."