Großes Jugger-Turnier am Wochenende Von Pompfen, Taktik und Teamgeist

Wuppertal · Extrem schnell, sehr komplex und von besonders viel Teamgeist und Fairness geprägt: "Jugger" hat sich aus der Rollenspiel-Szene zur ernsthaften Sportart entwickelt. Und Wuppertal ist eine Hochburg: Am Wochenende steigt an der Oberbergischen Straße eines der größten Turniere weltweit.

Jugger in Aktion: Die Spieler mit den „Pompfen“ beschützen den Läufer mit dem „Jug“.

Foto: Jugger Wuppertal

Auf dem Rasenplatz in Unterbarmen gehen Samstag und Sonntag (15. und 16. Juli 2017) auf sechs Feldern 32 Teams mit 250 Aktiven aus ganz Deutschland an den Start. Das Label "Bergische Meisterschaften" ist deshalb eine leichte Untertreibung: Größer sind in dieser jungen Sportart nur die German Open und die Weltmeisterschaften — Beleg dafür, dass der 37 Mitglieder starke Verein Jugger Wuppertal e.V. einiges vor hat.

Marc Böhmer und Jan Weber (re. im Trikot der „Pompfritz“) vom Vorstand der Jugger Wuppertal freuen sich auf die Bergischen Meisterschaften: Größer sind nur die German Open und die WM ...

Foto: Rundschau

Dessen Schatzmeister Jan Weber erklärt in der Rundschau das, was jeder aktive Jugger Neugierigen nahebringen muss. Nämlich die Spielregeln des Sports, der sich 1989 aus dem ziemlich schlechten und ziemlich blutigen Kinofilm "Die Jugger — Kampf der Besten" zunächst zum in Gewändern ausgetragenen Rollenspiel entwickelt hat und dann von Studenten zu einer Sportart umgeformt wurde, in der Spanien und Deutschland international Vorreiter sind. Webers kleine Regelkunde:

"Jugger ist ein Mannschaftsport, der viele Elemente aus Rugby, Fechten und Ringen vereint. Zwei Teams kämpfen darum, den Spielball ('Jugg') in das gegnerische Tor ('Mal') zu bringen. Hierfür führen die Spieler gepolsterte, zumeist stabförmige Sportgeräte ('Pompfen'), mit denen sie Gegner treffen können. Wird ein Spieler getroffen, so muss er sich hinknien und darf erst nach einer kurzen Strafzeit von 7,5 oder 12 Sekunden wieder aufstehen und sein Team weiter unterstützen. Eine Sonderrolle nimmt der durch das ganze Team beschützte Läufer ein, der keine Pompfe führt und als einziger den Jugg aufnehmen und in das gegnerische Mal bringen darf, um einen Punkt zu machen und so die Spielrunde zu beenden. Ein Spiel besteht aus mehreren Spielrunden und dauert insgesamt etwa 30 Minuten."

Hört sich einigermaßen einfach an, ist aber in der Praxis ein enorm komplexes und dynamisches Gewusel aus Zweikämpfen und Sprints, das durch Trommelschläge getaktet wird. Besonderes Plus dabei: Frauen und Männer können in den gemischten Teams gemeinsam spielen, weil Jugger weniger von Kraft als von Teamgeist und ganz viel Taktik lebt. Und von Fairness: Es gibt zwar Schiedsrichter, aber getroffene Spieler knien sich eigentlich immer freiwillig hin und hocken ihre Strafe ab.

"Der Sport basiert auf Fairness, sonst funktioniert er nicht. Das macht auch den Reiz aus", findet Marc Böhmer, Vorsitzender der 2012 gegründeten Jugger Wuppertal. Sein Club ist bei den Bergischen Meisterschaften gleich mit zwei Teams vertreten, die als "Pompfritz" und "Ketchup" an den Start gehen. Namen zum Schmunzeln, während die langfristigen Ziele der Jugger Wuppertal durchaus ernsthaft sind: "Wir würden gerne die German Open oder die Weltmeisterschaft nach Wuppertal holen", verrät Jan Weber, "dazu bräuchten wir aber eine geeignete Location." Jugger bevorzugen Naturrasenplätze, weil sie viel Springen und auf Knien rutschen müssen.

Für die 176 Gruppen- und K.O.-Spiele an diesem Wochenende reicht der Sportplatz Oberbergische Straße gerade noch aus. Rundherum wird es ein ordentliches Rahmenprogramm für die Besucher mit Kaffee, Kuchen und mehr geben. "Wir wollen unseren Sport fördern und Nachwuchs gewinnen", freut sich Weber auf ein langes Jugger-Wochenende.