Diskussion über Schienenersatzverkehr "Das Ganze ist eine Zumutung!"
Wuppertal · Samstagmorgens an der Haltestelle für den Schienenersatzverkehr; am Hauptbahnhof ist wegen des Umbaus am Stellwerk wieder einmal "tote Hose". Trotz sonniger Wetterlage ist vielen Fahrgästen die Stimmung verhagelt.
Rätselraten an den provisorischen Fahrplänen.
Keine Information über Umsteigemöglichkeiten, über weitere Anschlüsse sowie drastische Zeitverluste bringen selbst wenig verwöhnte Bahnkunden zum Verzweifeln. Wenn dann noch Busse mit der Aufschrift "Ersatzverkehr" leer an der voll besetzten Haltestelle vorbeibrausen, holen auch ältere Damen schon mal die geballte Faust erzürnt aus der Manteltasche. Raina Seinsche fragte einige Wartende nach ihren Erfahrungen mit dem Ersatzverkehr ...
Karl-Heinz Maier kommt aus Hagen, will seine Kinder und Enkel in Düsseldorf besuchen und hat erst in Wuppertal erfahren, dass er in den Bus umsteigen muss. "Das sind doch alles Schlafmützen, das können Sie ruhig schreiben. Am Hauptbahnhof wusste niemand Bescheid, wo die Haltestelle für den Bus ist… also musste ich — gehbehindert wie ich bin- erstmal herumirren und mich durchfragen. Beschilderung? Handzettel? Komplette Fehlanzeige. Das Ganze ist eine Zumutung — was denken sich diese Leute, die so was aushecken?", wettert der Rentner. "Und dann kommen die Busse nur alle dreißig Minuten, die Leute stehen so lange in der Kälte rum. Zum Glück ist es trocken, jeder fragt jeden, aber keiner weiß was Genaues, nicht mal die Busfahrer, die nach Vohwinkel oder Gruiten fahren."
Quoc-Anh Tran tudiert Kommunikationsdesign in Düsseldorf und nutzt die Bahn täglich. "Man muss immer wieder mit Störungen rechnen, auch mit dem kompletten Ausfall aller Bahnlinien. Daher informiere ich mich meist vorher, wie die Lage ist", meint der Wuppertaler. "Allerdings ist das schon sehr umständlich, besonders der Ersatzverkehr ist sehr schlecht organisiert. Man bekommt kaum Hinweise. Wir wissen nicht, ob wir in Vohwinkel eine S-Bahn nach Düsseldorf bekommen, also warten wir lieber länger auf den Bus, der dann direkt durchfährt." Emely Völker geht in Ratingen zur Schule und findet den Ersatzverkehr "gelinde gesagt" schlecht organisiert. "Die Busse könnten regelmäßiger fahren und auch die Informationen könnten besser sein.. "Wir werden wahrscheinlich eine Stunde länger als sonst unterwegs sein", schätzt sie den Zeitverlust "Auch an der Pünktlichkeit und der angemessenen Preisgestaltung könnte die Bahn im normalen Fahrbetrieb eine Menge verbessern." Doch den sonnigen Samstag will sich die Wuppertalerin nicht vermiesen lassen. "Irgendwann wird wohl doch noch ein Bus kommen, der nach Düsseldorf fährt..."
Sabine Mehring hatte schon überlegt, vielleicht doch das eigene Auto für die Fahrt nach Düsseldorf zu nutzen, jetzt aber steht sie an der Haltestelle für den Ersatzverkehr, denn die Tickets hatte die Kollegin bereits erstanden. "Ich finde die Situation einfach nur schrecklich. Wir haben uns nicht zuvor informiert, und an den Anzeigetafeln am Hauptbahnhof steht nur: Kein Zugverkehr. Mehr Information haben wir nicht entdecken können. Wo und wie es weitergeht muss man selber herausfinden. Das ist ein ganz schlechter Service." Juliane Numez hat einen Termin in Düsseldorf, der wegen des Zeitverlusts im Ersatzverkehr nun platzen wird: "Tja, mein vereinbarter Termin fällt flach, denn ich werde vermutlich eine Stunde länger unterwegs sein. Also muss ich einen neuen Termin machen und noch mal nach Düsseldorf. Das ist schon doof. Der Ersatzverkehr mag ja nötig sein, aber es ist doch ziemlich umständlich organisiert. Man bekommt am Bahnhof selbst kaum Informationen. Ein Glück nur, dass heute mal wieder die Sonne scheint."