Interview mit Sven Macdonald (Büro für Quartierentwicklung) "Auf dem Weg zu einer Stadtentwicklungsgesellschaft"

Wuppertal · Als engagierter Quartiermanager hatte sich Oberbürgermeister Andreas Mucke einen Namen gemacht. Seine Rolle als Geschäftsführer des Wuppertaler Büros für Quartierentwicklung hat im August letzten Jahres Sven Macdonald übernommen.

Sven Macdonald in seinem Büro während des Gesprächs mit Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Foto: Rundschau

Der frühere Wirtschaftsförderer will wieder Schwung in die GmbH bringen.

Rundschau: Ihr Büro macht zumindest vom Ausblick her einen sehr rustikalen Eindruck.

Macdonald: Das finde ich gar nicht so verkehrt, wir haben es ja in unserer täglichen Arbeit auch oft mit ehrlicher Architektur zutun. Im Ernst: Mir war wichtig, dass unser kleines Sieben-Personen-Team zusammengeführt wird. Und dafür gab es diese Räume bei den WSW.

Rundschau: Überhaupt betrifft die architektonische Beratung Ihrer Gesellschaft mehr funktionale als ästhetische Aspekte?

Macdonald: Eindeutig. Gegenwärtig legen wir in Wichlinghausen Hauseigentümern die energetische Sanierung ihrer Immobilien ans Herz. Dafür gibt es gerade ein KfW-Programm, mit dem unsere Beratung finanziert wird.

Rundschau: Manch einer hat aber überhaupt keine Mittel für solche Maßnahmen.

Macdonald: Selbst dann gibt es Möglichkeiten. Beispielsweise das "Mieterstrom"-Modell der WSW, die dabei Photovoltaik-Anlagen auf Dächern installieren, die man ihnen zur Verfügung stellt, und dafür eine Vergütung gewähren.

Rundschau: Es geht insgesamt bei Ihren Bemühungen sehr oft um Projekte, die nicht viel kosten dürfen?

Macdonald: Das stimmt. Ziel ist es im Regelfall, mit geringem Aufwand und kreativen Lösungen den Wohnungsleerstand zu verringern. Zurzeit versuchen wir in einer Oberbarmer Pilotwohnung junge, möglicherweise studentische Interessenten mit ganz niedrigen Mieten zu ködern, die dafür die sanierungsbedürftige Wohnung nach ihren Bedürfnissen aufmöbeln. Oder kleine Dienstleistungen für andere, ältere Mieter übernehmen. So bekomme ich auch andere Milieus ins Quartier.

Rundschau: Ein anderes Pilotprojekt ist gerade am Sedansberg entstanden.

Macdonald: Ja, eines, mit dem wir sehr schön dokumentieren können, wie man mit einem vorgegeben Budget ein Haus auf Vordermann bringen kann, bevor es schlimmstenfalls zur Schrott-Immobile wird. Das denkmalgeschützte Gebäude am Sedansberg wird von der GWG seit zwei Monaten komplett entkernt und modellhaft modernisiert. Und jeder kann die einzelnen Schritte bei Facebook unter "modellhaus wuppertal" nachverfolgen.

Rundschau: Aber Sie sind auch im Westen noch aktiv?

Macdonald: Natürlich. Wir haben soeben von Jobcenter, GESA und Forum e.V., einen Auftrag bekommen, zu untersuchen, wie man das Bahngelände am Arrenberg, wo es ja die Idee einer "Urban Farm" gibt, weiterentwickeln kann. Mit einem Konzept, das von der Lebensmittelproduktion und Fischfarmen über eine Brauerei bis hin zur Gastronomie reicht. Und das Geringqualifizierten eine Jobchance bieten könnte.

Rundschau: Damit wären wir aber auch bei konzeptionell übergreifenden Ideen. Ist die WQG auf dem Weg zu einer Stadtentwicklungsgesellschaft?

Macdonald: Zumindest ist das ja eine Idee aus dem Kooperationsvertrag von SPD und CDU. Es gibt dazu auch eine städtische Arbeitsgruppe, vielleicht sind wir da im Lauf des Jahres weiter. Klar ist aber, wenn die Stadt im Bereich Leerstände, Schrott-Immobilien und Brachflächen aktiv werden will, muss auch Geld in die Hand genommen werden.