Auftritt im Opernhaus Ann-Kathrin Kramer: "Die Wuppertaler sind cool!"
Wuppertal · Sie lebt seit vielen Jahren mit ihrem Mann Harald Krassnitzer ("Tatort") in Wuppertal. Auf der Bühne gestanden hat Ann-Kathrin Kramer in ihrer Heimatstadt aber noch nie. Das wird sich jetzt ändern. "Drei Frauen aus Deutschland" heißt die literarische Revue, mit der die Schauspielerin am 26. Oktober im Opernhaus zu sehen ist.
Mit dabei sind ihre Kolleginnen Karoline Eichhorn und Gesine Cukrowski.
"Hallo, ich bin Ann-Kathrin Kramer." Leicht abgehetzt kommt die Schauspielerin zum Pressegespräch ins Opernhaus. Helle Jeans, rotbrauner Strickmantel, offener Blick und ein freundliches Lächeln. Das Besprechungszimmer hingegen ist nüchtern. Leicht vergilbte Wände, graue Tische, an denen gerade mal drei Journalisten sitzen. Wenig Glamour für die bekannte Fernsehschauspielerin, die sich jedoch auch hier sofort wohl fühlt.
Sie möchte über das Stück sprechen, mit dem sie am Donnerstag, 26. Oktober, im Opernhaus zu sehen ist. "Drei Frauen aus Deutschland" heißt es und ist eine literarische Revue, die sich mit den Lebenslinien dreier Schriftstellerinnen befasst: Bettina von Arnim, Else Lasker-Schüler und Erika Mann. Mit Kramer auf der Bühne stehen ihre Kolleginnen Karoline Eichhorn ("Drei Tage im April", "Der Sandmann") und Gesine Cukrowski ("Der letzte Zeuge", Das Wunder von Berlin", "Die Spiegelaffäre"). "Es ist das erste Mal, dass ich in Wuppertal auf der Bühne stehe", sagt Ann-Kathrin Kramer, "deswegen freue ich mich ganz besonders auf diesen Abend."
Auch wenn es nahe läge, die Wuppertaler Lyrikerin Else Lasker-Schüler spielt sie nicht. "Das ist ein sehr spannender Charakter und ein ganz intensives Leben, auf das man blickt und sich fragt: Wie kann das einer tragen? Aber der Regisseur hat sich bei der Zuteilung der Rollen ja etwas gedacht", erklärt Kramer, die stattdessen Bettina von Arnim Stimme und Gesicht leiht — und sich dieser Frau auch sehr nahe fühlt. "Die holt ihre Energie aus der Empathie, der Menschlichkeit. Einer ihrer wichtigsten Antriebe war die Armut, gegen die sie kämpfte. Außerdem haben wir am gleichen Tag Geburtstag, das muss doch etwas bedeuten."
Kramer lächelt. Die Fragen kommen kreuz und quer: Zum Stück, zu den Figuren, zu Wuppertal und wieder zurück. Sie folgt bereitwillig. Allüren sucht man bei ihr vergebens. Dieser Abend, er liegt ihr am Herzen, erzählt die 51-Jährige. Weil er trotz des Rückblicks etwas ganz Aktuelles verhandele. "Wir denken ja meist, die Emanzipation liegt hinter uns, das haben wir geschafft. Aber wenn man sich Statistiken ansieht, erkennt man, dass Frauen noch immer schlechter bezahlt werden, dass sie seltener Führungspositionen bekleiden. Zu Lebzeiten der Frauen des Stücks war das noch viel extremer. Aber: die haben etwas gewagt damals."
Ob diese Frauen jungen Mädchen heute etwas zu sagen haben? Kramer nickt. "Auf jeden Fall. Junge Menschen haben so viel Energie. Sie sollten Dinge viel öfter einfach mal ausprobieren, einfach machen und nicht versuchen, alles schon vorher zu Ende zu denken. Dann spüren sie, dass etwas zurückkommt, dass sie etwas verändern können."
Sie trinkt einen Schluck Wasser. Und dann kommen sie, die unausweichlichen Fragen über Wuppertal. "Wenn genug Zeit ist", will ich wissen, "was würden Sie Ihren Kolleginnen dann in Wuppertal zeigen?" Lange nachdenken muss Ann-Kathrin Kramer nicht. "Ich bin ja erklärter Fan vom Wuppertaler Zoo", sagt sie. "Aber man kann in Wuppertal auch sehr gut einfach rumlaufen: durch die Nordstadt, das Luisenviertel. Es ist einfach eine spannende, vielseitige Stadt. Vieles entlang der Talachse sieht vielleicht nicht so schön aus, aber sobald man links und rechts die Hügel rauf fährt, ist es wahnsinnig schön."
Das hätten inzwischen ja auch viele Filmemacher erkannt und Wuppertal als spannenden Drehort ausgemacht. Ob sie oft angesprochen wird, wenn sie in Wuppertal unterwegs ist? "Ja, schon", sagt Kramer und schickt sofort hinterher, dass dies in der Regel aber sehr nett geschehe. "Die Wuppertaler sind cool. Die machen kein großes Aufsehen. Sie sagen ,Ah, ich kenn' Sie doch' und gehen weiter. Das ist sympathisch unaufgeregt." Irgendwie ganz wie sie.