Kritik am Wuppertaler ÖPNV Ungenügende Serviceleistung
Betr.: Kritik am Wuppertaler ÖPNV
In Corona-Zeiten machen dem ÖPNV sinkende Fahrgastzahlen zu schaffen. Als langjähriger Ticket 2000-Abonnent unterstütze ich deshalb seit über einem Jahr mit einem nicht unbedeutenden Kostenaufwand auch in diesen Zeiten den ÖPNV in Wuppertal, ohne das Ticket infolge des hohen Ansteckungsrisikos nennenswert genutzt zu haben.
Die Überlegung, das Abonnement zu kündigen, beschäftigt mich allerdings schon seit Längerem. Der Grund ist, dass es dem öffentlichen Nahverkehr bis heute und leider wohl auch in der Zukunft nicht gelingt, flächendeckend eine Infrastruktur im Stadtgebiet aufzubauen, die eine attraktive Alternative zum städtischen Individualverkehr bietet.
Neben vielen anderen liegt ein wesentlicher Grund in der ungenügenden Bus-Taktung, die das Ticket auch in „normalen Zeiten“ nahezu unbrauchbar macht.
Ein Beispiel: Der Bus in mein Wohngebiet verkehrt wochentags im einstündigen Rhythmus, letzte Fahrt um 19 Uhr, samstags stehen acht ebenfalls einstündig getaktete Fahrten zur Verfügung, letzte Fahrt um 17 Uhr, sonntags gibt es überhaupt keine Verbindung.
Der vergangene Samstag, ein regen- und sturmreicher Tag, hat nun die Entscheidung gebracht: Bei strömendem Regen und sturmdurchweht hatte ich ausnahmsweise das Glück, meinen Einkauf so beenden zu können, dass ich die Abfahrtszeit 9 Uhr noch hätte erreichen können. Dank ÖPNV komme ich also trockenen Fußes nach Hause? Leider gefehlt! Ein Blick auf den Fahrplan belehrt mich, dass es mit der ersten Fahrt eine glatte Stunde später, um 10 Uhr, losgeht. Das bedeutet: Zusätzlich zum Ärger wieder einmal bei nasskaltem Wetter per pedes hinauf auf die Höhen und zu Hause rasch die Kleidung wechseln, um sich nicht auch noch eine Erkältung einzufangen.
Regen und Sturm haben das bereits reichlich gefüllte Fass nun zu Überlaufen gebracht: Das Ticket werde ich infolge ungenügender Serviceleistung kündigen. Als grundsätzlicher Befürworter des ÖPNV fällt mir die Entscheidung allerdings nicht leicht, denn mit einem flächendeckend gut ausgebauten Angebot, mit sauberen Fahrzeugen und Angestellten, die für Ordnung in den Fahrzeugen und eine für den Fahrgast angenehme, belästigungsfreie Beförderung sorgen, könnte der ÖPNV eine wichtige und überaus notwendige ökologische Funktion zur Entlastung unserer Innenstädte erfüllen.
Nur leider besteht keine Hoffnung, dass dies in Wuppertal zu erreichen ist. Statt den ÖPNV flächendeckend auszubauen, wird das Leistungsangebot seit Jahren systematisch abgebaut.
Aus dieser Misere führt auch kein individueller „Solidaritätsbeitrag“ heraus.
Armin Brost