Stimmung falsch eingeschätzt

Betr.: Rundschau-Interview mit Professor Hans J. Lietzmann, 21. September

Das Interview mit Professor Dr. Lietzmann gibt die Gelegenheit, mit etwas Abstand noch einmal nachzudenken, welche Rolle das „Bürgergutachten“ zur Seilbahn gespielt hat. Der OB und viele Politiker werteten dieses „Gutachten“ als intensive Beteiligung der Wuppertaler, so dass auf eine frühzeitige Einbeziehung der Trassenanwohner, auf öffentliche Diskussionseinladungen oder auf städtische Antworten auf kritische Leserbriefe verzichtet wurde.

Dabei hätte nach den eigenen Regeln für „Bürgergutachten“ dieses Verfahren gar nicht stattfinden dürfen, weil eine zwingende Voraussetzung nicht gegeben war: Grundlegende Informationen über die Belastungen der Trassenanwohner fehlten und sollten auch erst viel später im Verfahren erhoben werden.

Wenn eine Abwägung der Interessen der Trassenanwohner mit den Interessen der Seilbahnbauer erst dann erfolgt, wenn das Projekt weitgehend in trockenen Tüchern gewesen wäre, hätte es im Kern nur noch um Entschädigungssummen gehen können. Die Landesgesetzgebung verlangt aber ein Einbeziehen der Betroffenen ganz von Anfang an – und ausdrücklich nicht erst dann, wenn alle Entscheidungen gefallen sind.

Dieses „Bürgergutachten“ verführte zu einer falschen Einschätzung der Stimmung. Glücklicherweise hat die Bürgerbefragung ein gänzlich anderes Ergebnis gebracht.

Manfred Alberti