Leserbrief „Offiziell umtaufen in ,Highway to Hell‘“

Wuppertal · Betr.: Verkehrskarawane in der Gronaustraße

Die Sperrung der Loher Brücke hat weitreichende Konsequenzen.

Die Sperrung der Loher Brücke hat weitreichende Konsequenzen.

Foto: Christoph Petersen

Kaum war im Mai die Loher Brücke gesperrt, kam der große Auftritt der motorisierten Neunmalklugen. Statt die offizielle und gut ausgeschilderte Umleitung zu nutzen, fand sich ratzfatz ein Schleichweg durch das angrenzende Wohnviertel. Ein wenig schneller vielleicht, bequemer kaum, aber man muss sich ja auch nichts vorschreiben lassen. Und los ging die endlose Karawane von frühmorgens bis in die Nacht.

Es hat einige Wochen und eine Reihe von Anwohnerbeschwerden (auch von mir) gebraucht, bis seitens der Stadt für die zentrale Achse dieser Umgehung, die Gronaustraße, beiderseitig Durchfahrtverbots-Schilder aufgestellt wurden. Mit dem Zusatz „Anlieger frei“. So weit, so gut und sehr dankenswert.

Aber da kennt man unseren Schmidtchen Schleicher schlecht. Der verachtet nicht nur Tempo 30 (gilt im gesamten Viertel), dem geht auch dieser Teil der Straßenverkehrsordnung notorisch am allerwertesten Fahruntersatz vorbei. Also blieb alles beim Alten, die Karawane zog und zieht weiter, trotz Verbot.

„Der Mensch als Individuum und sein freiheitsstrebendes Verhalten lassen sich leider nicht zu 100 Prozent steuern.“ So ein Mitarbeiter des Verkehrsressorts der Stadt vor einiger Zeit zu mir. Dass er spürbar bemüht war, eine Lösung des Problems zu finden, war das eine.

Aber bitte doch: Die Freiheit des Einzelnen bemisst sich immer an der Freiheit des Anderen, eine uralte und weise Erkenntnis. Wenn hier jetzt die Bewohnerschaft eines ganzen Viertels in den Clinch genommen wird mit Lärm, weiteren Emissionen und permanentem Risiko vor allem für Fußgänger und Radfahrer, dann hat das mit Freiheit nichts zu tun, sondern einfach mit Egoismus und Rücksichtslosigkeit.

Warum keine offiziellen (Tempo-) Kontrollen, warum keine kommunale Kommunikation des Problems über die Medien? Ich weiß es nicht, und will mich auch nicht mehr damit befassen. Ich habe nach zweieinhalb Monaten Dauerstress die eine Hälfte meiner Wohnung (die zur Straße hin) vorübergehend stillgelegt, für weitere vier Monate wohl noch. Normales Schlafen, Arbeiten und Lesen etc. waren hier nicht mehr möglich – und ich letztlich mit den Nerven am Ende.

Für all das habe Ich mich jetzt in Wohnküche und Wohnungsflur zusätzlich recht und schlecht eingerichtet. Mehr Wind will ich darum gar nicht machen, so vielen Menschen anderswo geht es sehr viel schlechter in manch anderen Belangen. Es war bzw. ist schlicht eine pragmatische Reaktion zum Eigenschutz.

Einen Wunsch habe ich allerdings noch: Für den Rest der Bauzeit an der Brücke sollte die Stadt die Gronaustraße offiziell umtaufen in „Highway to Hell“.

Dietmar J.A. Schulte (Anwohner der Gronaustraße)

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