Musikpädagogik Oper: Twittern ausdrücklich erwünscht!

Wuppertal · Die Wuppertaler Bühnen haben ein Problem: ein überdurchschnittlich altes Publikum — es fehlt an Nachwuchs. Und bisher vor allem an der Oper an Wegen, diesen zu erreichen. Mit personeller Verstärkung wird das Education-Angebot jetzt ausgebaut, damit auch Kinder und Jugendliche Lust auf Theater, Oper und Klassik bekommen.

Das Orchester macht es seit Jahren erfolgreich vor: Die Angebote wie „Ohrenöffner“ und „Ohrenkitzel“ sind beliebt und nehmen Kindern und Jugendlichen die Hemmung, sich mit klassischer Musik zu beschäftigen. Theater und Oper ziehen jetzt nach.

Foto: Dirk Sengotta

"Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich verstanden habe, was alles nicht passiert." Wenn Opernintendant Berthold Schneider über das Thema Theaterpädagogik an der Oper spricht, dann schaut er lieber nach vorn als zurück. Auch wenn er das, was er für die kommende Spielzeit ankündigt, als "Momentaufnahme" bezeichnet, so sei es doch ein "Quantensprung", sagt Schneider. Verantwortlich zeichnet dafür ab sofort die Musikpädagogin Svea Schenkel. "Ein Glücksfall", wie Schneider schwärmt.

Und der erste Output kann sich sehen lassen. Unter dem Titel "Klangwelten" gibt es ein breit gefächertes Vermittlungsprogramm, das einen niederschwelligen Zugang zur Oper ermöglichen soll — darunter sind digitale Formate, Workshops und Veranstaltungen. Es gibt Kooperationen mit der Bergischen Musikschule und der Junior Uni. Für Schulklassen werden kostenlose Workshops in Verbindung mit einem Vorstellungsbesuch in der Oper angeboten. Darunter auch für "Hänsel und Gretel"— eine Oper für Zuschauer zwischen drei und 103 Jahren, wie Schneider betont. Und mitmachen können die Kinder dabei auch — im Kinderchor, der in der kommenden Spielzeit eine ganze Reihe an Einsätzen hat und sich sehr über neue Stimmen freut (geprobt wird mittwochs um 16 Uhr im Opernhaus). Wem eine Oper zu langatmig und komplex erscheint, der sollte das Angebot "Rigoletto plus" testen. Hier gibt es den Opernstoff in knapp 60 Minuten und allgemein verständlich aufbereitet.

Die ganz große Oper gibt es mit "Das Labyrinth" von Jonathan Dove. Die Community-Oper bietet mehr als 250 Beteiligten die Möglichkeit, bei einer professionellen Opernaufführung mitzuwirken. "Das Werk sieht vor, mit vielen Laien und Musikliebhabern zusammenzuarbeiten", erklärt der Opernintendant. Das gilt für Orchester wie Sänger. "Ein einmaliges Erlebnis und ein äußerst wirkungsmächtiger Abend", verspricht Berthold Schneider — nicht zuletzt für die Beteiligten.

Richtig innovativ wird es mit dem Projekt "Share Your Opera": Bei ausgewählten Aufführungen von "Rigoletto" ist die Nutzung von Handys und Smartphones ausdrücklich erwünscht. Über eine eigene App werden die Besucher während der Vorstellung über die Handlung informiert. Dazu gibt es exklusive Hintergrund-Infos, Fotos aus der Garderobe oder von der Probe — einfach alles, um den Einstieg in die Opernwelt zu erleichtern. Und natürlich sollen die Besucher auch live in den Sozialen Medien teilen, was sie erleben. Das Konzept ist in Zusammenarbeit mit der Uni Wien und der Netzkern AG entstanden: "Wir sind das erste Theater weltweit, das sowas anbietet", sagt Schneider nicht ohne Stolz.

Ein bisschen weiter in Sachen Education-Arbeit ist man beim Schauspiel: Dort kann sich Theaterpädagogin Sylvia Martin jetzt ausschließlich den neuen Projekten des Sprechtheaters widmen. Neben Workshops zu Stücken der Spielzeit gibt es auch Seminare für Oberstufen zu "Faust" oder "Der Prozess", die durch spielerische und theoretische Auseinandersetzung das Verständnis der Werke fördern sollen.