Spannendes Filmprojekt mit Wuppertaler Jugendlichen Los geht's, Baby!

Wuppertal · 43 Grad im Schatten, ein Bus mit sechs Jugendlichen aus Wuppertal und Marburg fährt durch die staubtrockene Landschaft Palästinas, hält vor dem Kino von Jenin. Die deutschen Kids klopfen, werden von palästinensischen Jugendlichen mit einem Willkommensfest begrüßt.

So beginnt der Film "Yalla Baby" (Los geht's, Baby), den der Wuppertaler Schauspieler Alexander Peiler mit seiner Marburger Kollegin Victoria Schmidt und dem Filmemacher Bernd Kirchhofer in diesem Sommer realisiert hat. Die Idee zu diesem Projekt ist über einen längeren Zeitraum in den Köpfen der Schauspieler gereift. Bei Besuchen in Palästina lernten sie die Stadt Jenin und das dortigen Kulturzentrum mit Kino kennen, die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Betreiber faszinierte sie. Welche Träume und Wünsche haben die jungen Palästinenser, wie unterscheiden sie sich von den Träumen der deutschen Jugendlichen? Wo liegen die Gemeinsamkeiten? Diese Fragen standen zu Beginn der Dreharbeiten im Raum.

"Victoria und ich waren schon eine Woche vor Ankunft der Jugendlichen vor Ort, sind sehr warmherzig aufgenommen worden. Das Drehbuch ist in Deutschland entstanden, nach einem palästinensischen Märchen, in dem es um eine Prinzessin geht, die die Sonne fangen soll, um sie als Symbol für Glück und Frieden in ihr Land zu bringen. Doch bei der Realisierung stellten wir schnell fest, dass man nicht als Deutscher mit einer fertigen Idee ins Land kommen kann, ohne die Menschen und die Gegebenheiten vor Ort einzubeziehen. So war es in Jenin unmöglich, dass ein palästinensisches Mädchen mit einem deutschen Jungen Hand in Hand über einen Markt läuft, mit ihm singt und tanzt. Wir hatten uns über die fremde Kultur einfach hinweggesetzt. Also haben wir unsere Pläne umgeworfen, fortan die Verschiedenheiten und Gemeinsamkeiten thematisiert", so Alexander Peiler, der hier in Wuppertal gerade in den "Buddenbrooks" zu sehen ist.

Berührungsängste zwischen Deutschen und Palästinensern gab es nicht: Alle haben gemeinsam in einem Hostel gelebt, zusammen gekocht und gefeiert. "In Bethlehem standen wir vor der neun Meter hohen Mauer, die ums Westjordanland gezogen worden ist. Vereinzelt gibt es Spalten, durch die man schauen kann. Hier haben wir Interviews geführt, zu den Wünschen der Kids für die Zukunft. Spürbar war, dass die Jugendlichen diese Mauer überwinden wollten, sich vorstellen konnten, dass Christen, Juden und Muslime friedlich zusammen ihr Leben gestalten. Unser Film ist durchaus kritisch. Jenin ist eine sehr konservative islamische Stadt, die besonders den jungen Mädchen viele Zwänge diktiert. Hier haben wir die Frage nach der Freiheit gestellt. Wie sieht sie bei uns aus? Welchen Zwängen sind wir in Deutschland ausgesetzt? Wenn man etwas will, kann man es schaffen, kann man jede Mauer überwinden, das ist auch die Botschaft des Films, die die Palästinenser sofort in die Tat umgesetzt haben", ist Alexander Peiler emotional noch sehr in diesem Projekt verhaftet.

"Die Kids aus Jenin waren noch nie am Meer, wir wollten ihnen eine Fahrt dorthin ermöglichen. Alle nötigen Anträge haben wir gestellt, aber keine Genehmigung zur Durchfahrt von den israelischen Behörden erhalten. Zuletzt sind wir mit den Jugendlichen aus Marburg und Wuppertal alleine aufgebrochen. Kaum am Meer hielt ein Bus aus Jenin mit unseren Freunden. Sie hatten die ganze Nacht am Telefon gehangen, alle Verbindungen spielen lassen und den Passierschein erhalten, ihren Traum realisiert. Juden, Muslime und Christen tauchten gemeinsam in die Fluten", ist Peiler beeindruckt vom Willen der Kids.

Jetzt wird der Film geschnitten, um im Frühjahr 2017 in Wuppertal, Marburg und später auf Festivals gezeigt zu werden. Und nun haben Alexander Peiler, Victoria Schmidt und die deutschen Teilnehmer am Projekt einen großen Traum, den sie realisieren möchten: "Wir wollen die Freunde aus Jenin zur Premiere nach Wuppertal einladen. Rund 2.000 Euro werden wir benötigen und hoffen auf Spenden".

(Rundschau Verlagsgesellschaft)