Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Der perfekte Kandidat

Kennen Sie den CityFant 60? Das ist keine neue Dickhäuterart im Zoo, sondern das Flaggschiff der Fahrzeugflotte der Wuppertaler Stadtreinigung. Unglücklicherweise hat der CityFant 60 die Eigenschaft, jeden Freitag, wenn ich diese Glosse schreibe, unter dem Fenster unserer Redaktion die vorher eigentlich auch schon saubere Kreuzung Kleeblatt/Bahnhofstraße so intensiv zu reinigen, als wollte Papst Franziskus hier in den nächsten zehn Minuten mit dem Helikopter landen und zur Begrüßung den Wuppertaler Boden küssen.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Leider ist der CityFant 60 zwar ausgesprochen reinlich, macht dabei aber Krach wie ein Jumbo-Jet im Landeanflug auf den Döppersberg.

Als der orangefarbene Bürsten-Brüllwürfel gestern seinen Feldzug gegen den Straßenstaub antrat, fiel mir spontan ein, dass ich den "Tag gegen den Lärm" schon wieder verpasst habe. Der war nämlich am 29. April 2015 — und eigentlich sollten wir da alle um 14.15 Uhr 15 Sekunden still sein, um ein Zeichen gegen den Krach zu setzen, dem wir täglich ausgesetzt sind. Das ist ein tendenziell eher kleines Zeitfenster, weshalb sich weder der CityFant 60 noch sonst irgendwer daran gehalten hat.

Stattdessen nimmt das Getöse in Wuppertal quasi täglich zu. Auch politisch, weil ja jetzt OB-Wahlkampf ist. (Hinweis für politisch Ungebildete, von denen es ja immer mehr geben soll: Dabei geht es nicht um den harten Wettbewerb auf dem Markt für Tampons, sondern um den Posten des Wuppertaler Oberbürgermeisters.) Bisher gelten unser alter OB, der paradoxerweise Jung heißt, und sein junger Herausforderer von der aufmuckenden SPD, der unter der Last der Kandidatur schon jetzt manchmal alt aussieht, als wichtigste Bewerber (siehe unten).

Weil wir aber die Bundeshauptstadt des bürgerschaftlichen Engagements sind, gibt es die Initative "Wuppertal 3.0", die findet, dass wir die Sache auch selbst in die Hand nehmen und einen echten Meister aus dem Kreis der Bürger wählen könnten. Dafür wurden bei "Wuppertal 3.0" bisher verschiedene Kandidaten gehandelt, die in Wirklichkeit immer schon mal auf keinen Fall Oberbürgermeister werden wollten. Deshalb kann sich jetzt jeder, der Lust hat, schnell noch bewerben, um für die hin und her bewegten Bürger ins Rennen zu gehen (siehe Seite 5).

Ich habe leider von 2015 bis 2020 schon was vor, aber vielleicht wäre das ja was für Sie? Oder Moment mal, ich weiß noch einen besseren Kandidaten: den CityFant 60! Der sorgt ständig für eine saubere Stadt, kann im Interesse der Wuppertaler richtig laut werden und hat garantiert kein Problem damit, Extremisten so richtig schön abzubürsten. Außerdem verfügt er als langjähriger Verwaltungsmitarbeiter auch noch über reichlich Erfahrung mit dem Beamtenapparat und gilt laut seinem Erzeuger als besonders wirtschaftlich arbeitender Allrounder — also genau das, was wir in Wuppertal brauchen.

Ach, da kommt er ja gerade wieder angerauscht. Ich geh' mal eben runter und frag' ihn. Irgendeiner muss es ja machen, wenn Carsten Gerhardt nicht will...

Bis die Tage!