Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Tal der Dumpfbacken

Das ist ja niederschmetternd: Ein bundesweiter Online-Intelligenztest hat ergeben, dass Wuppertaler zusammen mit den Menschen in Wiesbaden die dümmsten Deutschen sind. Wenn das Ergebnis stimmt, blicken wir hier mit leeren Augen Augen, hinter denen schrumpelige Gehirne mit einem IQ von 104 arbeiten, aus unserem Tal der bergischen Blödmänner auf zum Spitzenreiter Hamburg.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Die dort heimischen Raketenwissenschaftler mit IQ 124 bauen übrigens gerade eine Elbphilharmonie zu kulturellen Entspannung ihrer Superhirne. Die ist nur zehnmal so teuer geworden wie es dieselben Superhirne vorher ausgerechnet haben.

"Wenigstens dreistellig", denke ich als unmittelbar betroffener Wuppertaler also und pröffe mir — einem Neandertal aus der unmittelbaren Nachbarschaft nicht unähnlich — mit den Fingern ein weiteres Stück Kottenbutter in die Dumpfbacke. Die 104 Intelligenzquotientenpunkte reichen aber immerhin noch, um mal nachzugucken, wer diesen Test eigentlich durchgeführt hat. Siehe da: Es handelt sich um das bedeutende Forschungsinstitut www.mein-wahres-ich.de, das im April 2015 angeblich 100.000 Intelligenztests in den 30 größten Städten Deutschlands durchgeführt hat und ansonsten vielfältige andere Online-Persönlichkeitstests anbietet. Und zwar zu so existenziellen Fragen wie "Struppi & Fiffi — welche Hunderassen kennst du?" oder "Welches Glücksbärchi schlummert in dir?"

Um diese Tests zu absolvieren, muss man nur schnell zehn Fragen beantworten und gewinnt dann psychologisch höchst fundierte Einblicke in die eigene Persönlichkeit. So habe ich zum Beispiel mit Hilfe des oben erwähnten Glücksbärchi-Tests gleich mal ermittelt, dass in mir ein "Schmusebärchi" schlummert. Das sind sehr gute Nachrichten für meine Frau.

Noch interessanter fand ich allerdings die Frage: "Wie oft wurdest du wiedergeboren?" Zehn Klicks und etwas Werbung später traf mich die Antwort doch eher unvorbereitet: "Du hast weit über 1.500 Wiedergeburten hinter dir." Mit meinem 104er IQ konnte ich in einer mehrtägigen Rechenoperation mit Murmeln ermittelt, dass ich demnach bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 60 Jahren schon ungefähr 90.000 Jahre auf dem Buckel habe. Jetzt weiß ich endlich, warum ich morgens manchmal ein bisschen schlecht aus dem Bett komme.

Ah, was haben wir denn da noch? "Wer wärst du, wenn du in einem Paralleluniversum leben würdest?" Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Was ist überhaupt ein Paralleluniversum? Wahrscheinlich sowas wie Düsseldorf. Ich klicke jedenfalls mal wahrheitsgemäß auf zehn Antworten und bekomme folgendes Resultat geliefert, das ich möglichst sofort per Facebook mit meinen Freunden teilen soll: "In einem Paralleluniversum wärst du ... Bundeskanzler."

Na also, geht doch: ein Bundeskanzler mit 90.000 Jahren Lebenserfahrung und IQ 104, in dem ein Schmusebärchi schlummert. Mein wahres Ich ist eigentlich gar nicht so übel. Und falls Sie sich jetzt wegen des Wuppertaler Intelligenztest-Ergebnisses immer noch Sorgen machen, dann empfehle ich Ihnen den Online.-Test vom 14. April: "Wie leicht lässt du dich wirklich übers Ohr hauen?"

Bis die Tage!

(Rundschau Verlagsgesellschaft)