Kommentar: Startschuss für die "Transformationsstadt" Wuppertal (ver-)wandelt sich

Wuppertal · "Es ist ein schwieriges Ding mit der Transformation, es braucht viele Leute und viel Energie" — so Utopiastadt-Geschäftsführer Christian Hampe am 18. Mai, als das Projekt "Transformationsstadt Wuppertal" an den Start ging.

Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Recht hat er — und doch auch wieder nicht.

Wenn man das für "Ungeübte" Wort Transformation durch Wandel ersetzt — und um nichts anderes geht es — klingt das gar nicht mehr so schwierig. Und viele Leute mit viel Energie sind ja schon längst da. Nicht nur im rappelvollen Mirker Bahnhof, als NRW-Stadtentwicklungsministerium und Oberbürgermeister dem Premieren-Abend die Ehre gaben.

Überall in der Stadt sind Menschen, Vereine, Organisationen, Institute, Gruppen und Co. unterwegs, um Wuppertal zu verändern. Eine kaum zählbare Menge von Leuten, die ihr direktes und etwas weiteres Umfeld längst schon transformieren. Als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Und das ist es ja auch. Vor allem in einer Stadt wie Wuppertal, die mit der Trasse, deren Bedeutung für komplett verändertes Freizeit- und Mobilitätsverhalten sich jetzt erst richtig zeigt, am Arrenberg, in der Utopiastadt, der "Sozialen Stadt" im Osten, den vielen Urban-Gardening-Oasen und, und, und plötzlich ihren Kokon abzustreifen scheint, um sich sichtbar zu machen.

Als globales Transformationsstadt-Beispiel wurde vom NRW-Staatssekretär-Gastredner das brasilianische Sao Paulo mit seiner polyzentralen Raumentwicklung genannt: Polyzentral ist Wuppertal auch. Wer, wenn nicht Wuppertal? Das Problem: Viele der Aktiven, die unterwegs sind, um das Gesicht ihres Lebensumfeldes zu verwandeln, damit dabei mehr Sinnhaftigkeit beim Energie- und Ressourcenverbrauch, mehr Gerechtigkeit und einfach mehr Lebensqualität herauskommt, wissen nicht genug voneinander. Das soll sich mit der Transformationsstadt-Plattform ändern.

Hier ist ein "Gefäß" entstanden, das nun gefüllt werden muss — unter dem Dach des Wuppertal Institutes, von TransZent, sprich Uni, mit dem "Netzwerk Neue Effizienz" und mit dem Denk- und Ideen-Tank Utopiastadt. Das Quartett, das als "Starter" hinter www.transformationsstadt.de steht, bildet einen breiten Querschnitt ab — und hat genug Potenzial, um alle Wuppertal-(Ver-)Wandler hinter sich, neben sich, um sich zu versammeln. Und es ist nicht politisch oder ähnlich vorbelastet. Das Motto lautet: Voneinander lernen, wenn man voneinander weiß.

Wie lang das dauern wird? Keine Ahnung. Soviel steht aber fest: Wenn man nicht anfängt, gibt's gar nichts. Beobachten kann man heute schon: Die früher jahrzehntelangen Planungs- und Entwicklungsphasen für Veränderungen sind unvorstellbar viel kürzer geworden. Etliche unter Druck, andere aus Einsicht.

Die Transformationsstadt-Macher geben sich ein Jahr Zeit, um dann Bilanz zu ziehen. Wie viel (informelle) Kooperation hat bis dahin geklappt? Was ist auf einem besseren Weg als zuvor? Eine zwanglose Arbeitsgruppen-Werkstatt am 18. Mai brachte schon eine erstaunliche Vielfalt an Ideen, die sich wie ein Netz über die ganze Stadt verteilen. Wuppertal (ver-)wandelt sich. Schon längst.

Zwei Originaltöne des 18. Mai lassen aufhorchen. NRW-Staatssekretär Michael von der Mühlen: "Das Ministerium hat ein Auge auf diesen Prozess und wird ihn durch angemessene Förderinstrumente unterstützen." Etwas weiter blickte Professorin Maria Behrens vom TransZent-Institut: "Gegen eine Rettung der Welt, die von Wuppertal ausgeht, habe ich nichts."

Zur Klarstellung: Für die üblichen Alles-Kaputtreder ist das Thema Transformation sicher eine moderne Laber-Kopfgeburt. Es könnte aber sein, dass die üblichen Wuppertaler Alles-Kaputtreder schon ausgestorben sind. Sie wissen es nur noch nicht.