Kommentar: Dietmar Bells Abschied von der SPD-Parteispitze Dieser Weg war kein leichter, nein ...
Wuppertal · Das muss man der Wuppertaler SPD lassen: Sie kann unheimlich gut dicht halten. Nur einer Handvoll Genossen hatte Dietmar Bell verraten, im April nicht mehr als Parteivorsitzender zu kandidieren. Erst auf der Pressekonferenz in der letzten Woche ließt er die Bombe platzen.
13 Jahre seien genug, er mache — wie sein Stellvertreter Wolfgang Herkenberg — den Weg für ein neues Duo frei.
Der Rückzug wird ihm nicht schwer fallen. Schon sein Amtsantritt entsprang keinem Machtkalkül, sondern der schlichten Notwendigkeit, dass einer den Posten ja machen musste. Wie ein Parteisoldat übernahm er die undankbare Aufgabe, die durch die Kremendahl-Affäre angeschlagene SPD durch das raue Fahrwasser zu lotsen. So wie er auch 2008 erfolglos den OB-Herausforderer spielte: Wer sollte es denn sonst machen? Zum Dank haben ihn seine Parteifreunde 2014 im ersten Wahlgang (ohne Gegenkandidaten!) durchfallen lassen.
"Man muss nicht nur Herzblut, sondern auch eine gewisse Leidensbereitschaft für dieses Ehrenamt mitbringen", hat Bell befunden. Diese Voraussetzung hat er in all den Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Und sich nebenbei ein Standing in Düsseldorf erarbeitet, das ihm immerhin eine wichtige Rolle in der Wissenschaftspolitik sichert.
Sein(e) künftige(r) Nachfolger(in) findet eine vergleichsweise komfortable Ausgangsposition vor. Die vergangenen fünf Wahlen wurden alle gewonnen — zuletzt sogar die fast aussichtslos scheinende um den Oberbürgermeisterposten: Wie "Kai aus der Kiste" hat Andreas Mucke das Amt erobert; als Shooting-Star der Wuppertaler SPD wäre er eigentlich der geborene neue Mann auch an der Parteispitze. Doch das kollidiert — gerade auch wegen der separaten Persönlichkeitswahl — mit seinem Anspruch, Oberbürgermeister aller Wuppertaler zu sein. Doch mit Dietmar Bell hatte er einen "Rot-Grünen" an seiner Seite, der ebenfalls für den angekündigten, etwas diffusen "Wechsel" stand. Nun muss Mucke im Kampf gegen die Beharrungskräfte in der SPD-Ratsfraktion auf eine(n) neue(n) Verbündete(n) setzen.
Immerhin bildet er mit Oliver Zier und Sanda Grätz die dreiköpfige Findungskommission, die dem Parteitag am 23. April das neue Führungsduo vorschlagen soll. Das wird mit einiger Sicherheit geräuschlos passieren. Über Kandidaten wie ver.di-Chef Daniel Kolle (jung, kernig, kampfbereit) oder den erste Mann in Barmen, Servet Köksal (türkische Wurzeln, fraktionsnah, ideenreich) können wir an dieser Stelle spekulieren — aber die SPD wird dicht halten ...