Kommentar zum Umgang mit der AfD Nicht einfach ausgrenzen ...
Wuppertal · "Ich zweifle nicht an seiner persönlichen Integrität", sagt Pfarrer Gerson Monhof über den Presbyter Hartmut Beucker, der für die AfD in den Landtag ziehen will. Umso mehr rätselt man über die Beweggründe, die zu einer solch verstörenden Entscheidung geführt haben mögen.
Ob er die kruden Stellungnahmen der Wuppertaler AfD übersehen hat, wonach "in der Flüchtlingsindustrie eine Menge Geld verdient werden könne — ein business, in dem auch die Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände ordentlich mitmischen" oder "Jesus Christus wäre von den heutigen Kirchen auch längst wegen Ketzerei exkommuniziert worden"? Meint er nicht auch, dass die christlichen Kirchen sich schon wegen des Gebotes der Nächstenliebe um Flüchtlinge kümmern müssten? Wir wissen es nicht: Weder uns noch einem ZDF-Team gegenüber war Beucker zu einer Stellungnahme bereit. Das immerhin passt zum Außenbild einer Partei, die nur auf Anmeldung bekannt gibt, wo man sich zum Stammtisch trifft. Es wird wohl einer sein, der den Namen verdient...
Und doch warnten auf der jüngsten Kreissynode etliche Stimmen zu Recht davor, das Thema Rechtspopulismus auszugrenzen, indem man lediglich die Hasstreiber in der sozialen Netzen anprangert — oder Parteispitzen kritisiert, die dazu schweigen, um sich bei Bedarf auf das harmlose Parteiprogramm zurückzuziehen. Auf unterschiedliche, auch gefährliche politische Auffassungen muss man, so die Synodalen, reagieren, man muss diskutieren, hinterfragen, überzeugen, Alternativen aufzeigen. Wohl wahr!
Aber diese verbale Kampfbereitschaft gilt natürlich nicht nur für Kirchenvertreter. Auch in vielen anderen Lebensbereichen gilt es häufiger Flagge zu zeigen, wenn in Gesprächsrunden die Saat der Ausländerfeindlichkeit aufkeimt. Wenn arglose Mitmenschen plötzlich auf den Zug der "Überfremdungskampagnen" aufspringen. Auf der Basis gezielter Desinformation aus dem Netz oder aber aufgrund einer diffusen Angst vor gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, die nicht mehr beherrschbar scheinen. Eine Furcht, die man durchaus nachvollziehen kann. In dieser Hinsicht mögen es Gläubige leichter haben, wenn man Superintendentin Federschmidt folgt: "Wir haben vielleicht versäumt, unseren eigenen Gemeindegliedern zuzusprechen und sie in der Gewissheit zu stärken, dass wir eine Identität haben, die uns Tod und Teufel nicht nehmen können."
Doch wer nicht glaubt, muss eben die rationale Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulismus antreten. Immerhin sind selbst die beiden AfD-Vertreter, die vor zwei Jahren in den Rat gewählt wurden, diesen Weg bereits gegangen — und aus der Partei ausgetreten.