Kommentar: Der Start des Schauspiels in die neue Spielzeit Gut gemeint und leider doch daneben

Wuppertal · Mit einem Event in die Spielzeit starten — das war die Idee von Schauspielintendantin Susanne Abbrederis, als sie sich zur Eröffnung "Die Buddenbrooks" nach dem Roman von Thomas Mann vornahm. Doch nicht das Theater am Engelsgarten erkor sie zum Austragungsort der ersten Premiere, sondern die altehrwürdige Concordia am Barmer Werth.

Rundschau-Redakteurin Sabina Bartolomä.

Foto: Bettina Osswald

Das passende Ambiente zum Stoff sollte es sein.

Auf den ersten Blick bestechend, doch bei näherer Betrachtung eine krasse Fehlentscheidung. Schon die Inszenierung "Die Wupper", die als Stadtrundfahrt konzipiert war, hat gezeigt, dass eine Beschränkung auf 100 Teilnehmer die Nachfrage nicht befriedigen kann. Zurück blieb Frust bei vielen Theaterfreunden, die leer ausgingen. Eine Wiederaufnahme scheiterte an den Kosten.

Schon jetzt sind die wenigen Vorstellungen der "Buddenbrooks" ausreserviert, Theaterfans rennen den Vorverkaufsstellen die Türen ein in der Hoffnung, noch ein Ticket zu ergattern. Flexibel reagieren, mehr Vorstellungen in den Spielplan zu nehmen, ist nicht drin, schließlich wird die Concordia gewöhnlich nicht als Theater genutzt. Eine Wiederaufnahme scheint ebenso fraglich. Und wieder sind es die Menschen, die das Theater lieben, dem Schauspiel die Treue halten, die vor den Kopf gestoßen werden.

Wer bei "Die Wupper" und "Die Buddenbrooks" Pech gehabt hat, wird verständlicherweise dem Theater den Rücken kehren, sich beim TiC, Taltontheater oder in den Nachbarstädten dem Schauspiel widmen. Eine Entscheidung, die sich die Bühnen nun wirklich nicht leisten können. Und um den Frust auf die Spitze zu treiben, macht das Schauspiel weiterhin Werbung für "Die Buddenbrooks".

Das Theater am Engelsgarten verfügt über 150 Plätze, in die Concordia passen nur 120 Zuschauer, um des stimmigen Ambientes Willen nimmt Susanne Abbrederis also eine nochmalige Reduzierung des Platzangebots hin, was den Aufwand nicht rechtfertigt.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, liebe Leser: Weder die Qualität der Inszenierung noch das Niveau des Ensembles, das mit Leidenschaft hier Theater macht, wird von mir in Frage gestellt. Aber eine Intendantin, die ständig mit der von ihr erreichten 100-Prozent-Auslastung angibt, sieht die Welt durch eine rosarote Brille, denn sie spricht von 120 bis 150 Besuchern, wogegen Musik- und Tanztheater im Opernhaus rund 750 Besucher haben müssen, um "ausverkauft" zu melden.