Kommentar zur Lage beim WSV Schulterzuckend nach unten
Wuppertal · Die Frage meines Kollegen Stefan Seitz ist montagsmorgens meist dieselbe, aber sie ist durchaus ehrlich-besorgt gemeint: „Was ist denn da beim WSV los – wann gewinnen die denn mal wieder?“ Eine erfüllende Antwort bekommt er meist nicht.
Dass es eine äußerst schwierige Saison in der Fußball-Regionalliga werden würde, musste jedem klar sein. Über einen Etat von 300.000 Euro schmunzelt mancher Oberliga-Club. Dass damit kein Staat zu machen ist in einer Staffel, in der einige Vereine unter Voll- oder zumindest Halbprofibedingungen arbeiten, lag auf der Hand. Der optimale Saisonstart mit drei teilweise sehr glücklichen Siegen weckte Hoffnungen, die nicht einmal ansatzweise realistisch waren.
Das alles ist aber gar nicht das Problem. Und auch nicht die Frage, ob der viel kritisierte Trainerwechsel nun gerechtfertigt war oder nicht. Kann man machen, muss man nicht – je nach Sichtweise. Viel entscheidender ist die Tatsache, dass der WSV nun endgültig ums Überleben kämpft und dass Wuppertal das bestenfalls zur Kenntnis nimmt, aber nicht mehr wirklich betroffen ist. Früher war es so, dass der WSV in der Stadt entweder geliebt oder aber gehasst wurde. Inzwischen ist selbst ein Großteil der Emotionen verschwunden, jedenfalls in der breiten Bevölkerung. Es gibt nur noch einen kleinen Kreis an Sympathisanten. Gegen Bonn kamen 1.174 Zuschauer, gegen Verl 1.203. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass die finanzielle Winter-Lage eng wird. Zwar hält sich der Verein nach Rundschau-Informationen nahezu vorbildlich an den mit den Kreditgebern vereinbarten Schuldendienst. Das Problem liegt aber in der Liquidität. Besucherzahlen weit unter dem kalkulierten Schnitt machen es nicht einfacher.
Als der langjährige Geldgeber Friedhelm Runge im Frühjahr 2013 zurücktrat, wollten seine Nachfolger alles besser machen. Doch das meiste misslang. Grund waren vor allem interne Eifersüchteleien und Kompetenzgerangel (das ganz aktuell anhält), aber auch krasse handwerkliche Fehler. Es ist ein wenig so wie nach der Französischen Revolution. Am Ende wurde es schlimmer. Mit der gravierenden Folge, dass die hiesige Wirtschaft jegliches Vertrauen verloren hat.
Welche Zukunft hat der höherklassige Fußball in Wuppertal noch? Die glorreiche Bundesliga-Saison 1972/73 ist längst Vergangenheit. Um der Verklärung etwas entgegenzuwirken, sei daran erinnert, dass in der Abstiegssaison 1974/75 das Zoo-Stadion zuweilen gähnend leer war. Nun droht dem WSV endgültig das Schicksal der Nachbarn Union Solingen und FC Remscheid, die längst in den Niederrungen verschwunden sind. Nur mit viel mehr interner Kompetenz oder aber externen Geldgebern (die Fanproteste auslösen könnten) lässt sich die Talfahrt stoppen. Was wir am Montag dem Kollegen Seitz antworten? Wir wissen es nicht ..