Kommentar zum bergischen Outlet-(Ex-)Streit Keine Geschichtsklitterung, bitte!
Wuppertal · Dass sich das Wuppertaler Rathaus in der vom Presseamt verbreiteten Stellungnahme in Sachen Outlet-Center als Initiator des „Bergischen Friedens“ (Rundschau online, 4. Juli) tituliert, ist recht drollig – oder ziemlich dreist.
Denn: Remscheid hatte seine Lenneper DOC-Planungen zuerst präsentiert, Wuppertal zog viel später mit dem Gedanken an ein FOC am Döppersberg nach. Schließlich, so die Begründung, sei man ja das „Oberzentrum“ der Region und habe damit gewissermaßen ein Vorrecht. Wie schon beim Bau des IKEA-Fachmarktes ...
Es war Remscheids OB Burkhard Mast-Weisz, der immer zur nachbarschaftlichen Zusammenarbeit aufrief. Wuppertal bewegte sich erst, als klar war, dass sich die Cleesschen FOC-Planungen nicht realisieren ließen. Gut immerhin, dass CDU, Grüne, SPD, FDP und Freie Wähler nun wieder das Heft in die Hand nahmen und die schnelle Aufhebung der Klagen beschlossen. Eine klare Niederlage für die Dezernenten Slawig und Meyer, die nicht begeistert reagierten.
Die Auseinandersetzung hat viel Zeit, Geld und Sympathien gekostet. Wie viel haben eigentlich die diversen juristischen Aktivitäten (siehe auch Adolphe Binder), die oft an dieselbe Kanzlei gehen, die Steuerzahler inzwischen gekostet? Im Fall DOC waren es bis Juni satte 300.000 Euro. Für die Würde unserer Städte?
Wird das Outlet-Center nicht hier gebaut, dann eben künftig in Haselünne oder anderswo. Dann fahren die Bergischen dorthin. Schau’ nach auf dem Parkplatz in Roermond. Wäre das besser? Noch einmal: Ein Outlet-Besuch ist etwas anderes als ein normaler City-Einkauf.
Eine Frage bleibt: Wer spricht eigentlich für den Einzelhandel? Die IGs (die auch gegen das FOC waren) oder der Einzelhandelsverband (der keine Bedenken hat)? So oder so: Die Verwaltung hat den Ratsbeschluss ohne Wenn und Aber umzusetzen – ohne Verzögerungen und Winkelzüge.
„Die IG 1 hat einen Kompromiss vorgelegt. Jetzt geht es nur noch um wenige Quadratmeter Verkaufsfläche, und hier ist weitere Kompromissbereitschaft dringend notwendig, auch beim Remscheider Investor“, sagt Slawig. Doch Remscheids Projektentwickler McArthur Glen hat sich längst bewegt. Dass der nicht auf ein Kiosk-Niveau reduzieren kann, sollte jedem klar sein. Wuppertal sollte akzeptieren, dass es die Nachbarn Outlet-technisch besser gemacht haben. Und sich auf seine eigene Stärken besinnen. Das ist wahre Größe.