Kommentar zum CDU-Nein für Uwe Schneidewind Rezo hat(te) Recht

Wuppertal · Wie heißt es immer so schön bei offiziellen Veranstaltungen mit vielen Ansprachen? „Ich schließe mich den Worten meines Vorredners an ...“ Ja – das tue ich heute auch: Ich schließe mich den Worten meines Kollegen und Vor-Kommentators vom vergangenen Mittwoch, Roderich Trapp, an.

Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Von dessen Kommentar mit der Stoßrichtung, die Wuppertaler CDU müsse über ihren Schatten springen, um sich Wuppertal-Institut-Chef Professor Uwe Schneidewind als OB-Kandidaten mit den Grünen zuzutrauen, hat sich – so haben wir gehört – die CDU massiv unter Druck gesetzt gefühlt. So, so... Was dann passierte, ist bekannt.

Die Folgen dürften beträchtlich sein. Ich empfehle Ihnen zu diesem Thema heute ganz besonders unsere Leserbriefseite. Wir konnten nicht alle der zahlreichen Zuschriften, die uns erreichten, schon jetzt veröffentlichen. Weitere werden folgen.

Der Tenor dieser Texte: Fassungslosigkeit. Auch hier schließe mich der Meinung der deutlichen Mehrzahl unserer Leser und Leserinnen an. Ich kann nicht glauben, was da vor sich gegangen ist – und noch vor sich geht.

Die CDU-Führung vor der Ära des aktuellen Parteichefs Matthias Nocke (hier meine ich vor allem den zwar nicht immer unumstrittenen, aber absolut erfahrenen Ex-Fraktionschef Michael Müller) hatte in polit-strategischer Weitsicht einen Coup eingestielt, der der schwächelnden und zunehmend gesichtslos gewordenen lokalen Christdemokratie frisches Blut und starken inhaltlichen Aufwind beschert hätte. Mit den Grünen in einem Boot und mit Uwe Schneidewind auf der Brücke hätte sich – siehe unser Leser Lutz Kolitschus – „der wackere Oberbürgermeister Mucke warm anziehen müssen“. Oh ja, das hätte er allerdings. Und das muss er auch, wenn sich Uwe Schneidewind nun vielleicht entschließt, „nur“ für die Grünen ins Rennen zu gehen.

Die CDU jedenfalls hat sich nicht getraut. Was darüber hinaus noch alles eine Rolle gespielt haben mag, geht auf keine Kuhhaut und muss hier nicht nochmals wiedergekäut werden. Am Nachmittag des Schneidewind-Aus erzählte mir bei einer Pressekonferenz eine Kollegin von einem Twitter-Tweet, den sie soeben gelesen habe: „In der Heimat von Rezo schafft sich die CDU gerade selbst ab.“ Wie wahr. Der junge YouTuber aus Wuppertal, der vor Monaten die gesamte (nicht nur christdemokratische) Republik strubbelig gemacht hat, konnte nicht ahnen, wie sehr sein Film „Die Zerstörung der CDU“ hier vor Ort und ganz ohne sein Zutun Wirklichkeit werden würde.

Es ist abenteuerlich, die CDU-Ablehnungsgründe für Uwe Schneidewind zu lesen. Und es zeugt von Größe, wie Schneidewind diese „Argumente“ mit eloquentem Florett zerlegt hat.

Eins nur von mir: Ich habe Uwe Schneidewind drei, vier Mal bei unterschiedlichen Anlässen live erlebt. Der Mann kann sich begeistern für diese Stadt, und der Mann kann Menschen begeistern für diese Stadt. Er sieht die großen Probleme – und er hat Lust auf die großen Potenziale Wuppertals. Den Mann kann man in die Schwarzbach oder ins Briller Viertel, in Einfamilienhaus-Areale von Cronenberg und Ronsdorf oder zum Mastweg beziehungsweise ins Mohrhennsfeld schicken: Es wird ihm gelingen, die dortigen, so unterschiedlichen Menschen zu erreichen.

Was nun? Der „wackere“ Andreas Mucke (mit Amtsträgerbonus und bisher ohne Stichwahlgefahr) darf gespannt sein, wer für die CDU gegen ihn antritt. Matthias Nocke, Barbara Reul-Nocke, Uni-Rektor Lambert T. Koch (von dem früher schon einmal gemunkelt wurde und der jetzt plötzlich wieder im Gespräch sein soll) – oder gar wieder Peter Jung? Selbst dieses Gerücht kursiert ...

Das wird ein spannender Wahlkampf. Vor allem wegen der Frage, welche Partei bei der parallelen Kommunalwahl das meiste abräumt. Und ob es die Partei des OB-Siegers ist.