Kommentar zum Befreiungsschlag in Sachen FOC Vier Jahre Verspätung für eine gute Lösung
Wuppertal · Ist der neue Döppersberg (endlich) auf der Zielgeraden? Es scheint so – und das ist auch gut so. Innerhalb weniger Tage sind zwei wichtige Weichenstellungen am Hauptbahnhof erfolgt. Die Seilbahn-Talstation wird nicht kommen, das FOC auch nicht. Und die meisten Bürger sagen „Gott sei Dank“.
Dabei hatten sich etliche Kommunalpolitiker von beiden Einrichtungen einen Schub versprochen. Einen Aufbruch für Wuppertal als innovativer Verkehrsstandort und als Einkaufsmetropole, die an vergangene Glanzzeiten anknüpft. Doch selbst Investor Clees, der den mächtigen Direktionsblock vor zehn Jahren für relativ kleines Geld kaufte, glaubt mittlerweile wohl selbst nicht mehr an einen möglichen Erfolg gegen die bautechnisch unproblematischere Konkurrenz des obendrein potenteren Betreibers McArthur Glen in Remscheid. Der Coup eines Riesenzentrums mit Verbindung zur alten Post am Kleeblatt bleibt ein Wolkenkuckucksheim ...
Wäre die Einsicht vier Jahre früher gekommen, als die WSW auch schon einen neuen Standort für die beiden PCB-verseuchte Türme in der Bromberger Straße suchten, wären wir freilich schon einiges weiter. Stattdessen holten sich die Stadtwerke blutige Nasen am Carnaper Platz und auf dem alten Konsum-Gelände. Der Einzelhandel verharrte derweil in einer Lähmungsstarre wie ein Kaninchen vor der großen FOC-Schlange, die den gesamten City-Handel auffressen würde. Und die Stadtverwaltung legte es im Verbund mit der Politik auf einen juristischen Streit mit dem Remscheider Nachbarn an – mit der gehässigen Absicht: Wenn wir schon kein Outlet bekommen, wollen wir eures wenigstens so lange wie möglich verhindern. Nun, wo endlich die Vernunft eingezogen zu sein scheint, packt man auch diese Keule plötzlich ganz geräuschlos ein. Zum Glück.
Mit den neuen Planungen könnte ein richtig großer Stadtentwicklungs-Knoten geknackt werden. Der Döps erhält an einer zentralen Stelle eine hochwertige Nutzung – vielleicht im Verbund mit der Uni und/oder der Stadtverwaltung. Die WSW müssen nicht auf ihrem Mini-Gelände eine teure Schmalspur-Lösung realisieren. Und das Barmer Eingangstor könnte mit neuen Wohnungen oder Gewerbebauten auch profitieren.
Eins freilich ist klar: Im Wettlauf zwischen Elberfeld und Barmen muss der Osten der Stadt einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Der Fortzug der Stadtwerke verstärkt den Sog in den Westen. Darauf hatte die SPD in der Stadt auch schon hingewiesen, als andere Elberfelder Standorte ins Gespräch kamen. Vielleicht auch deswegen kam von den Sozialdemokraten bis Dienstag morgen noch keine Reaktion auf die neue Entwicklung.