Kommentar zur Fanproblematik beim Wuppertaler SV Ein Image- und ein Geldproblem

Wuppertal · Eigentlich müsste beim Fußball-Regionalligisten WSV alles in bester Ordnung sein. Der Aufsteiger steht auf einem beachtlichen vierten Tabellenplatz, spielt durchaus ansehnlichen Fußball gegen Kontrahenten mit einem viel höheren Etat, zieht im Schnitt 4.489 Zuschauer an (nur in Essen und Aachen kommen mehr) und hat den Klassenerhalt so gut wie geschafft.

Redakteur Jörn Koldehoff.

Foto: Bettina Osswald

Und doch laufen die Verantwortlichen nicht mit breitem Grinsen durch die Stadt. Die Ausschreitungen in Ahlen (4:1) belasten das Image und laufen den Planungen zuwider.

Natürlich waren die Sicherheitsvorkehrungen in Ahlen verbesserungswürdig. Natürlich mag es auch Ordner und Polizeibeamte geben, die nicht Friedensnobelpreis-verdächtig agieren. Natürlich waren es vielleicht nicht vor allem die Ultras, sondern eher Alt-Hooligans, die verantwortlich zeichneten. Und natürlich sind die Tumulte und Pyrotechnikvergehen (wie beim Heimspiel gegen Düsseldorf) nicht mit denen in der Bundesliga zu vergleichen. Das alles macht die Sache aber absolut nicht besser. Der WSV gilt als Club mit vielen "Problemfans".

Die NRW-weite Negativberichterstattung kommt für den Verein zu einem höchst ungelegenen Zeitpunkt. Zwar versicherte Vorstandssprecher Lothar Stücker umgehend: "Wir müssen die Situation in Ruhe betrachten und im Detail die Sachverhalte klären. Das betrifft auch das persönliche Verhalten einiger Anhänger. Das wird die Polizei auf ihrer Seite auch so machen. Es geht nicht um die Disqualifikation eines Ganzen. Das wissen unsere Sponsoren auch."

Mag sein. Die Suche nach neuen Geldgebern erschwert es aber ungemein. Welches Unternehmen will schon in einen Club investieren, der zwar sportlich für Furore sorgt, aber neben dem Platz für negative Schlagzeilen? Der aktuelle 1,35-Millionen-Euro-Etat war hart erkämpft, die geplante Erhöhung auf 1,6 Millionen wird ein Kraftakt. Nicht umsonst bat Fußballvorstand Manuel Bölstler in der vergangenen Woche im Rundschau-Interview die Wirtschaft in der Region um einen Vertrauensvorschuss, um in Liga 3 zu kommen. Fernsehpräsenz ist eines der Hauptargumente großer Firmen. Auch deshalb wirbt Vorwerk intensiv beim italienischen Erstligisten AC Florenz.

"Es ist unsere Aufgabe, mit Personen, die eine Sportveranstaltung nutzen, um Gewalt auszuüben, umzugehen und Lösungen für solche Problemfälle zu finden. Es ist zudem schade für die überwiegende Mehrheit der friedlichen Fans, die sich ausschließlich an der sportlichen Entwicklung des WSV erfreuen möchten", sagt Stücker. Um nachzuschieben: "Dem müssen wir entgegentreten. Das geht nur in Zusammenarbeit mit den für die Sicherheit verantwortlichen Institutionen und den Fans. Hier ist neben der Sanktion auch Fingerspitzengefühl von allen Beteiligten gefordert. Wir werden das Thema aktiv bearbeiten und dementsprechende Gespräche suchen. Gewalttätigkeiten werden wir nicht dulden."

Nicht wenige werfen dem WSV vor, zu seicht, zu zaghaft vorzugehen, um sich die Unterstützung von Teilen der Nordtribüne nicht zu verscherzen. Auch diesem Eindruck muss der Verein entgegenwirken, will er an die großen Sponsoren ran. Von den Wuppertaler Sportfans, die zwar interessiert sind, aber (noch) nicht ins Stadion am Zoo kommen, ganz zu schweigen.