Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Der „Eurovision Song Contest“ und die Wuppertaler Schwebebahn
Wuppertal / Tel Aviv · Jedes Jahr, wenn ich bei der Eurovision vor Ort bin, lasse ich es mir nicht nehmen, ein wenig Werbung für Wuppertal zu machen. Das macht mir richtig Freude, wie Ihr lesen werdet. Auch dieses Jahr hat mich Stadtmarketing-Geschäftsführer Martin Bang mit Wuppertal-Kulis, Schwebebahn-Tattoos und passenden Broschüren über unsere Heimatstadt ausgerüstet.
Nach den Pressekonferenzen oder bei Interviews erzähle ich interessierten Künstlerinnen und Künstlern und Delegationen von Wuppertal. Sie sind vor allem an unserer Schwebebahn interessiert. Nun habe ich mir Albanien und San Marino ausgesucht, die mit großer Freude bei den Interview-Terminen die kleinen Präsente entgegennahmen.
Doch halt, vorher möchte ich Euch die schöne Geschichte von Abraham und Sarah erzählen. Als ich zu Fuß „sightseeing“ in Richtung Jaffa unterwegs war, das im Süden der Stadt liegt und schon in der Antike eine Hafenstadt war, sprach mich ein Ehepaar an, das mich beim Fotografieren beobachtet hatte. Sie fragten, ob sie ein Bild von mir mit der Altstadt von Jaffa im Hintergrund machen sollte. Das fand ich toll.
Nachdem ich mich bedankt hatte und wir auseinander gingen, dachte ich, Mensch, waren diese Herrschaften nett. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit, in der oft jeder mit sich selbst beschäftigt ist. Es kam mir in den Sinn, dass ich in meinem Rucksack noch eine Broschüre und einen Kugelschreiber hatte. Flugs ging ich zurück und sprach das Ehepaar noch einmal an, um mich für die Freundlichkeit zu bedanken. Sie waren sichtlich erfreut. Im Laufe des Gesprächs gab ich ihnen mein kleines Präsent. Nachdem sie erfuhren, woher ich komme, kam heraus, dass der Mann in Backnang bei Stuttgart geboren wurde, aber mit neun Monaten bereits mit seinen Eltern wieder nach Israel gezogen war.
Er konnte sogar ein paar Worte auf Deutsch, aber wir blieben später beim Englisch, da die Ehefrau nur ganz wenig deutsch verstand. Wir unterhielten uns über die Musik in Israel. Beide waren überrascht, welche Lieder ich außer dem typischen „shalom aleichem“ kenne. So sang ich auch kurz „Ahava Hi Shir Lishnayim“, das die israelische Sängerin Ilanit 1977 in der Eurovision gesungen hat. Sie waren gerührt, dass ich das wusste.
Ja, darum liebe ich Musik und Reisen. Ich weiß jetzt wieder, dass das Motto „Ein Lied kann eine Brücke sein“ genau das ist, was ich möchte. Unsere Wege gingen dann auseinander. Als ich sagte, wer ich bin und was ich hier in Israel mache, da verabschiedeten sie sich mit ihren Namen Abraham und Sarah. Wir gingen mit einem herzlichen „Auf Wiedersehen! - Lehitra'ot!“ auseinander. Sie versprachen mir, dass sie auf jeden Fall die Artikel der Wuppertaler Rundschau lesen werden.
Zurück zum ESC. Auf den Fotos seht Ihr unter anderem die albanische Sängerin und Fernsehmoderatorin Jonida Maliqi, die ihr Heimatland mit der Powerballade „Ktheju Tokes“ vertreten wird. Als ich in ihre Garderobe kam, sah ich auf ihrem T-Shirt den Text geschrieben „La Futura non è scritto“. So kam es, dass wir ein bisschen italienisch gesprochen haben. Das Lied sei der albanische Diaspora gewidmet, aber auch „für Einwanderer und für alle Menschen auf der ganzen Welt“. Im Song geht es darum, wie schwer es ist, sein Heimatland verlassen zu müssen. Nachdem ich mich herzlichst von Jonida verabschiedet hatte, bekam ich überraschenderweise sogar ein Geschenk. Der Delegationsleiter überreichte mir ein Päckchen mit Musik aus Albanien von Tina Tafa vom albanischen Fernsehen, die ich schon seit vielen Jahren kenne. Und wisst Ihr, ich fühlte so viel Glück in mir (Faleminderit - danke - grazie, Tina).
Und bloß nicht zu vergessen, da war noch jemand, der sichtlich erfreut war von meinem Präsent. Auf dem anderen Foto seht Ihr noch Serhat, der mit seinem Happy-Song „Say na na na“ für San Marino antritt. Als ich ihn in ebenfalls in seiner Garderobe besuchte, konnte er sich sofort an mich und meinem Artikel in der Wuppertaler Rundschau erinnern und hat sich noch einmal bedankt. Er spricht ja auch deutsch.
Wir haben über Wuppertal, den ESC, seinen Song geredet. Na, bleibt nur zu hoffen, dass die alle mal nach Wuppertal kommen und wir uns alle in der Schwebebahn sehen. Dann machen wir dort eine riesige ESC-Pressekonferenz über der Wupper. Also, wie Ihr seht, Musik verbindet, denn „Ein Lied kann eine Brücke sein und jeder Ton ist wie ein Stein, er macht Dich stark und fest, Du kannst darüber gehen, andere verstehen“ (Refrain aus dem deutschen Beitrag von Joy Fleming von 1975).
In diesem Sinne musikalische Grüße aus Israel, Euer Euro-Music-Peter!