Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Eine Anreise mit vielen Überraschungen und Eindrücken

Wuppertal / Tel Aviv · Ja, das war alles ziemlich überraschend, bis ich am Dienstag (7. Mai 2019) in Tel Aviv angekommen bin. Von Düsseldorf gestartet und in Zürich umgestiegen, saß ich in einer wirklich großen Maschine Richtung Israel, die komplett voll war – aber nicht mit ESC-Fans, sondern von sehr vielen vor allem gläubigen orthodoxen Juden mit Schläfenlocken und Bart.

am Strand auf der Sonnenliege mit Motto des ESC 2019: "Dare to Dream."

Foto: Peter Bergener

Neben mir im Flieger habe ich dann eine sehr nette junge Familie mit einem kleinen Baby kennen gelernt, die in den USA lebt. Sie erzählten mir auf Englisch und teilweise Jiddisch, eine Sprache, die man als Deutscher ein bisschen verstehen kann, dass sie nach Israel kommen, um den hohen Feiertag am 8. Mai erleben zu können. Jetzt wurde mir einiges klar: Es handelt sich um den „Memorial Day“. Der Unabhängigkeitstag „Yom Haatzmaut“ ist ein offizieller Nationalfeiertag und einer der wichtigsten Tage im jüdischen Kalender, der von jüdischen Gemeinden weltweit gefeiert wird. Nach dem Tag des Gedenkens wird am „Yom Haatzmaut“ die Unabhängigkeit gefeiert. Es beginnt bei Sonnenuntergang direkt nach Hazikaron und endet nach Sonnenuntergang am folgenden Tag. Gedacht wird der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israels aus dem Jahr 1948.

So musste ich ruckzuck umdisponieren und bin bei Ankunft am Flughafen direkt in ein Taxi gestiegen, um erst einmal im Apartment einzuchecken. Dann das nächste Wichtige: Noch schnell zumindest Wasser, Brot und Wein einkaufen, denn ab Sonnenuntergang geht gar nichts mehr in Israel, da alles geschlossen wird. Und wie sieht das denn wohl aus am 8. Mai 2019 auf dem Expo-Gelände, wo der diesjährige ESC stattfindet, ging mir dann direkt durch den Kopf?

Peter Bergener mit seiner Akkreditierung.

Foto: Peter Bergener

Na, das war klar: Am Unabhängigkeitstag finden keine Proben und auch keine Pressekonferenzen statt. Zumindest jedoch ein kleiner Lichtblick: Das Akkreditierungs-Büro für angereiste Pressevertreter war geöffnet. Das heißt also, dass ich erst ab Donnerstag (9. Mai) alle Pressekonferenzen besuchen kann. Somit habe ich mich heute entschlossen, zu Fuß das lebendige Tel Aviv bei strahlendem Sonnenschein kennen zu lernen. Und das war mehr als interessant.

Ich habe in fast acht Stunden so viel gesehen, dass ich mich schon ziemlich gut in der Stadt auskenne, sei es kulturell (etwa das „Charles Bronfman Auditorium“ oder der „Heichal ha-Tarbut"t“, deutsch: „Kulturpalast“, die größte Konzerthalle in Tel Aviv und Hauptspielstätte des Israel Philharmonic Orchestra) oder auch Entspannung im Grünen und zwar im „Yarkon Park“ mit jährlich rund 16 Millionen Besuchern. Der Park wurde nach dem Fluss Yarkon benannt, der ihn durchquert, und umfasst weitläufige Rasenflächen, Sportanlagen, botanische Gärten, eine Voliere, einen Wasserpark und zwei Konzertsäle im Freien.

Peter Bergener auf dem Platz des Kulturpalastes mit einer wichtigen Aussage auf dem T-Shirt: "No Music, no life."

Foto: Peter Bergener

Ja, und natürlich hat Tel Aviv einen Hafen und viel Strand zu bieten. Der Strand erstreckt sich über eine Länge von 14 Kilometern. Tatsächlich aber haben die einzelnen Abschnitte Namen und sind von unterschiedlicher Qualität und auch für verschiedene Benutzergruppen: der kostenpflichtige Strand, der religiöse Strand für die orthodoxen Juden, ein Strand mit vielen Touristen und dann sogar ein Hundestrand mit vielen glücklichen Hunden. Was es noch für Abschnitte gibt, habe ich mir dann doch nicht angetan und bin nun zurück im Apartment, schreibe diesen Artikel, werte die Fotos des Tages aus und bereite mich auf die Pressekonferenzen vor.

Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden mit dem Tag und sage nur noch „Gute Nacht“ – „Laila Tov“. Viele musikalische Grüße, Euer Euro-Music-Peter!