Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Ihre Sprache ist die Musik
Wuppertal / Köln · Bald kommt der November — und das bedeutet für mich seit vielen Jahren das internationale Eurovisions-Clubtreffen im Kölner Gloria-Theater mit vielen Stargästen aus der Eurovision. Das Clubtreffen am 24. November 2018 ist bereits seit Wochen ausgebucht, was sicherlich nicht nur daran liegt, dass Michael Schulte, der erfolgreiche diesjährige ESC-Künstler, dabei ist.
Sondern an eine Künstlerin, die bereits seit 50 Jahren schon auf der Bühne steht und auch erfolgreiche Grand-Prix-Geschichte geschrieben hat.
Die Rede ist von Lena Valaitis, die mit dem Song "Johnny Blue" des Hitkomponisten Ralph Siegel 1981 in Dublin den zweiten Platz beim ESC erreichte. Was, wie Lena selbst sagt, "die Sternstunde ihrer Karriere war". An den Song Contest 1981 kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es fehlten lediglich vier Punkte zum Sieg, die Punktevergabe glich einem spannenden Krimi. Den Sieg holte Großbritannien mit der Gruppe "Bucks Fizz" und dem Song "Making your mind up", doch Lenas Song "Johnny Blue" wurde genauso ein großer Erfolg.
Ihren ersten Hit in Deutschland hatte Lena Valaitis, die in Litauen geboren wurde, im Jahr 1971 mit "Ob es so oder so oder anders kommt, so wie es kommt, so ist es recht". Diese Textzeile passt wie für Lena gemacht, die eine bewegte Kindheit hatte. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem ihr Vater gefallen war, flüchtete sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder in den Westen. Erst kam die Familie auf die Ostseeinsel Fehmarn an und später nach Memmingen, wo Lena zur Schule ging. Danach besuchte sie das litauische Gymnasium im hessischen Hüttenfeld, das sie vor dem Abitur verließ, um in Frankfurt bei der Post eine Ausbildung zu machen.
Schon während der Schulzeit nahm Lena privaten Gesangsunterricht und bei Nachwuchswettbewerben wurde auch der erfolgreiche Komponist Jack White auf sie aufmerksam. Durch diese Zusammenarbeit kam ihre Karriere in den 1970er Jahren richtig in Schwung. White schrieb ihr alle ihre ersten Hits, mit denen Lena Valaitis Stammgast in der ZDF-Hitparade war, angefangen von "Bonjour, mon amour" und "So wie ein Regenbogen" bis hin zum mitreißendem Feten-Song "Da kommt José, der Straßenmusikant", bei dessen Klängen ich nach wie vor auf keiner Party still sitzen kann, denn das Lied hat eben einen "Rhythmus, bei dem ich einfach mit muss".
Doch auch ihre ruhigeren Lieder gehören zu meinen Favoriten. Allen voran "Ich möchte die Gitarre sein", das nicht nur eine wunderschöne Melodie, sondern einen mich sehr berührenden Text hat: "Ich möchte die Gitarre sein, auf der Du immer spielst, Deine gold'ne Kette, die Du immer auf Dir fühlst, der Stein, den Du ins Wasser wirfst, der seine Kreise zieht und wenn Dir zum Singen ist, wär' ich gern' Dein Lied."
Ein Lied aus Lenas Repertoire ist sicherlich aber eines iher Lieblingsliedern. Der Song "Ich spreche alle Sprachen dieser Welt" wurde von ihrem Ehemann Horst Jüssen, den Lena bei den Dreharbeiten zur ARD-Sendung "Klimbim" kennen und lieben gelernt hatte, geschrieben. 1979 heirateten die beiden, 1983 kam der gemeinsame Sohn Don zur Welt. Zusammen mit ihrem Sohn Marco aus ihrer ersten Ehe war das Familienglück perfekt. Vor zehn Jahren zogen jedoch dunkle Wolken auf: Ihr Mann erkrankte an Krebs. Horst Jüssen starb leider im November 2008. Lena verlor ihre große Liebe und die gebürtige Litauerin musste ihr Leben komplett neu sortieren.
Doch nicht nur die Unterstützung ihrer beiden Söhne, sondern auch die Musik half ihr immer wieder in den schweren Zeiten. Und dass Musik auch Therapie ist, bewies Lena, als sie 2010 erstmalig wieder auftrat und einen Song für ihren Mann "Und ich rufe Deinen Namen" sang, mit dem sie mich erneut wieder sehr berührte.
Im September 2018 feierte Lena Valaitis übrigens ihren 75. Geburtstag. Wenn man sie so ansieht, kann man das kaum glauben. Vom Rentnerdasein ist sie weit entfernt, denn demnächst geht sie mit den Kollegen Peggy March, Ireen Sheer, Graham Bonney und Michael Holm auf Tournee. Außerdem erschien jetzt nach längerer Zeit ein neues Album mit dem Titel "Meine Sprache ist die Musik", welches übrigens von ihrem Son Don Jüssen produziert worden ist.
Ich kann es kaum erwarten, am 24. November 2018 Lena Valaitis im Gloria Theater in Köln zu treffen und ihre Sprache "die Musik" zu erleben.
Natürlich werde ich Euch davon berichten und sende viele musikalische Grüße, der Euro-music-Peteer!