Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Tel Aviv statt Reise nach Jerusalem?
Wuppertal · Ich hoffe, Ihr hattet alle einen wunderschönen Sommer. Ich melde mich zum meteorologischen Herbstanfang zurück mit ein paar Worten zur Eurovision 2019.
Bekanntlich hatte Israel im Mai mit der Sängerin Netta und dem Titel "Toy" gewonnen. Wie es die Statuten der European Broadcasting Union (EBU) besagen, findet der folgende ESC dann immer in dem Siegerland statt. Das schien für einige Zeit aber fraglich, ob Israel das Austragungsland des 64. Eurovision Song Contest sein wird, da der zuständige Sender "Kann" das Geld eventuell nicht aufbringen kann. Mit der Ausrichtung des Eurovision Song Contest 2019 ind immerhin Kosten von rund 24 Millionen Euro verbunden.
Doch diese erste Hürde ist jetzt geschafft: Mitte August hat der zuständige israelische Sender zwölf Millionen Euro als Sicherheit bei der EBU hinterlegt hat. Somit ist Israel als Austragungsland 2019 zumindest schon mal gesichert! Außerdem gibt es nach wie vor noch ein großes Fragezeichen, in welcher Stadt in Israel das größte Musikspektakel der Welt stattfinden wird, Offiziell beworben hatten sich die Städte Eilat, Tel Aviv und Jerusalem. Ein noch größeres Fragezeichen kommt noch hinzu, wenn es um die Bekanntgabe des Datums in 2019 geht.
Daher habe ich mich erst einmal zurückgehalten mit meiner Berichterstattung in der Wuppertaler Rundschau, bis die EBU vor Ort in Israel war, um mit den zuständigen Sender die Details zu besprechen. Jetzt nach dem Besuch von Jon Ola Sand (EBU) vor Ort letzte Woche, der sich die drei Bewerberstädte angesehen hat, steht schon mal fest, dass die Stadt Eilat aus dem Rennen ist, da es die von der EBU geforderten Voraussetzungen nicht erfüllen kann. Somit kann die Entscheidung nur noch zwischen Tel Aviv und Jerusalem fallen, was für die Anreise von Künstlern, Delegationen und Journalisten nicht mehr von allzu großer Bedeutung ist, da beide Städte nur über den Flughafen Ben Gurion zu erreichen sind. Dieser Flughafen liegt 20 km östlich von Tel Aviv und auch nur 50 km von Jerusalem entfernt.
Jedoch nach all diesen Hürden ist es vor allem wichtig, dass man auch ein Datum für den ESC 2019 findet, welches sich auch als schwierig gestaltet, denn einige wichtige Feiertage in Israel fallen im Mai, dem Monat, der seit vielen Jahren für die Eurovision von der EBU bevorzugt wird. Die Problematik liegt vor allem darin, dass alle diese Daten der Nationalfeiertage Jom haScho'a (1./ 2. Mai), Israels Unabhängigkeitstag Jom haAtzma'ut (8./9. Mai) sowie der Feiertag Lag baOmer (22./ 23. Mai) einen Donnerstag einschließen an dem traditionell das zweite ESC-Halbfinale stattfindet.
In einem Interview stellte Jon Ola Sand von der EBU aber jetzt klar, dass es keine Ausnahmeregelung bezüglich des Sabbats geben könne und dass alle Vorbereitungen des ESC für 24 Stunden an 7 Tagen der Woche erforderlich seien. Lassen wir uns also mal überraschen, in welche Stadt und an welchem Datum der ESC in 2019 stattfinden wird.
Mein Tipp ist heute, dass eine "Reise nach Jerusalem" dann aufgrund der strengen Feiertage eventuell nicht in Frage kommt, sondern eher das nicht so ultraorthodoxe Tel Aviv, eine modere, lebensfrohe und weltoffene Metropole in bester Mittelmeerlage.
Viele musikalische Grüße und Shalom und auf einen sonnigen Start in den Herbst - Euer Euro-Music-Peter!