Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Ganz neue Töne aus dem Nachbarland

Wuppertal / Lissabon · Die Schweiz gehört zu den Mitbegründern der Eurovision und nahm wie Deutschland an der ersten Ausgabe des Eurovision Song Contests am 24. Mai 1956 im Teatro Kursaal in Lugano teil.

Die Geschwister Stefan und Corinne.

Foto: Bergener

Nicht nur, dass die erste Eurovision in der Schweiz stattfand, nein, sie gewannen dann auch gleich den Wettbewerb — mit der Legende Lys Assia, die übrigens dieses Jahr im hohen Alter von 94 Jahren am 24. März verstorben ist, und dem Song "Refrain". Wie Ihr unschwer an dem Foto von 2013 seht, bin ich sehr glücklich gewesen, dass ich noch die Möglichkeit bekam, Lys Assia persönlich kennen gelernt zu haben.

Peter Bergener und Lys Assia 2013.

Foto: Bergener

Die Schweiz nahm regelmäßig am Wettbewerb teil und hatte bisher nie freiwillig auf eine Teilnahme verzichtet, musste aber viermal wegen schlechter Vorjahresplatzierungen aussetzen. Bis 1994 war die Schweiz zusammen mit Deutschland das einzige Land, das an allen bis dahin ausgestrahlten Wettbewerben teilgenommen hatte.

Neben der Legende Lys Assia gibt es noch jemanden, der uns allen bekannt ist. 32 Jahre nach dem ersten Sieg der Schweiz gewann die damals fast noch unbekannte Celine Dion — heute Weltstar — 1988 mit dem Song "Ne partez pas sans moi". Jedoch viele Schweizer Beiträge waren keine großen kommerziellen Erfolge, auch nicht die beiden Siegertitel. Der Song von 1977 der Gruppe Pepe Lienhard Band mit "Swiss Lady" war der bisher erfolgreichste, gefolgt von DJ Bobo 2007 mit "Vampires are alive".

Aufgrund der Mehrsprachigkeit der Schweiz ist kein anderes Land in so vielen verschiedenen Sprachen aufgetreten, die Beiträge waren auf Deutsch, Französisch, Italienisch und einmal sogar in 1989 auf Rätoromanisch — und wie viele andere Länder natürlich auch öfters mal in Englisch, so wie dieses Jahr.

Peter Bergener mit dem Schweizer Duo.

Foto: Bergener

Zuerst war ich skeptisch, dass die Schweiz wieder ein Lied in englischer Sprache singt, habe ich mir doch erhofft, ein Lied in Französisch oder Deutsch zu hören. Doch dann erklang der Song "Stones". Im Zusammenspiel mit den jetzigen Auftritten bei den Proben und den "Meet and Greets” muss ich sagen, hey, das sind ganz neue und moderne Töne von unserem Nachbarland, die mir in jeder Hinsicht richtig gut gefallen. Das Arrangement des Songs "Stones”, des trommelnden Auftritts sowie der Natürlichkeit der beiden Geschwister Corinne und Stefan, die unter dem Namen "ZIBBZ” auftreten, entsprechen dem aktuellen Zeitgeschmack.

Gegründet wurde "ZiBBZ” im Jahr 2008 und ist eine Abwandlung des englischen Wortes für Geschwister ("siblings”). Die beiden Zwillinge Corinne ,Co' Gfeller, die den Gesang in dem Duo macht, sowie ihr Bruder, der Trommler Stefan ,Stee' Gfeller, pendelten seit 2011 zwischen der Schweiz und ihrer Wahlheimat Los Angeles und wurden von 2011 bis 2015 in einer eigenen Reality-TV-Sendung vom Fernsehsender Joiz begleitet. Bisher haben ZiBBZ zwei Studioalben veröffentlicht, die beide vordere Plätze in den offiziellen Schweizer Charts erreichten. Das Video zu ihrer Single "Children of the digital” wurde auf MTV in den USA in der Rotation gespielt.

Ich drücke der Schweiz die Daumen. Mögen nicht nur die "Stones” rollen sondern auch genug Punkte, damit sie das Finale erreichen. Da die Schweiz im 1. Semifinale auftritt und Deutschland erst im 2. Semifinale berechtigt ist zu voten, müssen wir also die Daumen drücken und auf den Finaleinzug für ZIBBZ hoffen, damit dann auch deutsche Punkte für die Schweiz "rollen” können.

Ein Grüezi an Euch Alle, Euer Euro-Music-Peter!