Aus der Region Müngstener Brücke: Der nächste Schritt zum Welterbe
Wuppertal / Remscheid / Solingen · Die Müngstener Brücke soll in Gemeinschaft mit fünf weiteren Großbogenbrücken des 19. Jahrhunderts in Frankreich, Italien und Portugal UNESCO-Welterbe werden. Ein wichtiger Meilenstein ist erreicht: Sie steht auf der Anmeldeliste (Tentativliste), die die Bundesrepublik Deutschland der UNESCO vorlegt. Diese Liste wurde erstmals seit zehn Jahren fortgeschrieben.
Damit ist nun der Weg geebnet und die nächste bedeutende Phase im Welterbeprozess beginnt: Alle Vorbereitungen, die in den letzten Jahren mit der Expertise von Welterbe-Expertinnen und -Experten für die serielle, transnationale Bewerbung getroffen wurden, können nun in den offiziellen Nominierungsantrag bei der UNESCO überführt und weiter ausgearbeitet werden.
Zum Start hatte der Förderverein „Welterbe Müngstener Brücke“ zur internationalen Tagung im Haus Müngsten, zu Füßen der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands, eingeladen. Im Vorstand sitzen die Oberbürgermeister Tim Kurzbach (Solingen), Burkhart Mast-Weisz (Remscheid) und Uwe Schneidewind (Wuppertal) sowie Vertreterinnen und Vertreter der Deutschen Bahn, der die Brücke gehört.
Teilgenommen haben auch Gäste, darunter die Welteerbe-Beauftragte der Bundesrepublik Deutschland im Auswärtigen Amt, die Leiterin des Referates Denkmalschutz und Denkmalpflege im NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung (MHKBD), die zuständig ist für das UNESCO-Welterbe, die Direktorin des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) und der Regierungspräsident der Bezirksregierung Düsseldorf. Geklärt wurde im Rahmen der Tagung etwa, wie es im Verfahren weitergeht. Zudem wurden notwendige Strukturen für den Prozess geschaffen.
Die Brückengemeinschaft hat das Potenzial, Welterbe zu werden. Davon sind alle Beteiligten überzeugt. Die drei Oberbürgermeister betonten noch einmal die Bedeutung, die die Bewerbung für die Region hat. Schon der Weg zum Welterbe sei deshalb Ziel. Er lenke den Blick auf die Brücke, aber auch auf die weiteren Schätze, die das Städtedreieck zu bieten hat. Der Titel sei schließlich die Krönung. Mit dem gemeinsamen Weg knüpfe man zudem Netzwerke über Grenzen hinaus und baue Brücken in Europa.
Das unterstreicht auch das „Memorandum of Understanding“. Darin erklären alle beteiligten Kommunen und die Bahngesellschaften der jeweiligen Länder ihre Absicht, die Bewerbung nach Kräften zu unterstützen. Die ersten Unterschriften waren 2017 unter die Vereinbarung gesetzt worden. Beim Kongress unterzeichnete nun auch der Eigentümer der Bauwerke in Portugal. „Mit dieser letzten Unterschrift haben wir die gemeinsame Brücke geschlossen“, erklärte Fabian Christoph von der Deutschen Bahn und Vorstandsmitglied im Welterbe-Verein.
Thomas Schürmann (Regierungspräsident der Bezirksregierung Düsseldorf) hob hervor, die Brückengemeinschaft verfüge über das grundlegende Merkmal eines Welterbes, sie habe „universellen Wert für die gesamte Menschheit“. Dr. Corinna Franz vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) sicherte die Unterstützung des LVR zu. Die gemeinsame Bewerbung belege das Potenzial, das Denkmäler entfalten können: „Sie sind kulturelles Erbe, stiften lokale Identität und bauen internationale Brücken.“ Für das NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung versicherte Ina Hanemann: „Wir sind an Ihrer Seite.“
Mit der seriellen, transnationalen Bewerbung unter dem Titel „Europäische Bogenbrücken des 19. Jahrhunderts“ bewerben sich sechs Brücken gemeinsam um die Nominierung als Welterbe. Zur Brückengemeinschaft gehören neben der Müngstener Brücke der Viaduc de Garabit und der Viaduc du Viaur in Frankreich, die Ponte Maria Pia und die Ponte Dom Luís I. in Portugal sowie die Ponte San Michele in Italien.
Der Prozess der europäischen Partner, aus der die gemeinsame Bewerbung hervorging, die nun auf der bundesdeutschen Tentativliste steht, startete 2017. Voraussichtlich 2033 kann er mit der Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste abgeschlossen sein.