Handball-Bundesligist BHC Fraatz: „Müssen akzeptieren, dass wir unter Druck stehen"
Wuppertal · Yannick Fraatz zeigte sich gegen Berlin treffsicher, doch Punkte gab es für den Handball-Bundesligisten Bergischer HC wieder keine. Für das Spiel in Gummersbach nimmt der Dampf im Kessel zu – der Fehlstart weckt böse Erinnerungen.
Noch lange nach der Schlusssirene verweilte Max Darj am vergangenen Sonntag beim Spiel des Bergischen HC gegen die Füchse Berlin im Innenraum des PSD Bank Domes. Der Kreisläufer der Gäste traf sich mit vielen Bekannten, schließlich hatte er von 2017 bis 2022 das Trikot des BHC getragen. Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Darj kurz zuvor den Deckel auf die Partie gemacht hatte. Als es in der 58. Minute beim Stand von 30:28 doch noch einmal eng zu werden schien, da setzte sich der 31-jährige Schwede zweimal binnen kürzester Zeit durch und erhöhte auf 32:28.
„Der BHC hat auf eine offensive Abwehr umgestellt, so war für mich am Kreis mehr Platz und ich konnte den Ball fangen", sagte Darj im Gespräch mit der Rundschau. Am Ende stand ein 34:30 und damit exakt das umgekehrte Ergebnis vom 14. Mai. Damals hatte der BHC den Füchsen den Weg zur Meisterschaft verbaut. „Das hatten wir im Kopf. Wir wollten nicht wieder wichtige Punkte liegen lassen und waren von Anfang an konzentriert", erklärte Darj.
Für seinen Ex-Verein bedeutete dies, dass der Fehlstart sich auf 0:8 Punkte kumuliert hat. „Sie haben eigentlich immer gut gespielt, aber in den Schlussphasen fehlt etwas. Ich bin mir zwar sicher, dass sie zurückkommen werden – nur irgendwann müssen sie Punkte holen", meinte Darj.
Am besten schon am Donnerstag (14. September 2023) ab 19 Uhr in der Schwalbe-Arena am Heiner-Brand-Platz gegen den VfL Gummersbach. „Das ist ein Derby. Wir werden uns bestens vorbereiten und alles reinwerfen, um endlich die ersten Punkte zu holen", sagte Yannick Fraatz im Gespräch mit der Rundschau. Anderenfalls droht angesichts der folgenden Gegner Rhein-Neckar Löwen, Flensburg und Melsungen die Lage brenzlig zu werden.
Auch in der Saison 2017/18 war der BHC eigentlich zu stark, um abzusteigen. Wie nun aber gingen seinerzeit die ersten vier Spiele verloren, es entwickelte sich eine negative Eigendynamik. Mit 5:29 Punkten war das Team von Trainer Sebastian Hinze am Ende der Hinrunde abgeschlagenes Tabellenschlusslicht und trotz einer Aufholjagd spätestens durch den Kreuzbandriss von Viktor Szilagyi der Gang in die zweite Liga nicht mehr zu verhindern. „Ja – wir müssen akzeptieren, dass wir unter Druck stehen. Langsam muss etwas Zählbares her, egal wie der Gegner heißt", erklärte Fraatz.
Der Rechtsaußen zeigte gegen Berlin seine bisher beste Saisonleistung. Stand in den ersten drei Partien lediglich ein Treffer zu Buche, so war Fraatz am Sonntag bei sieben Versuchen sechsmal erfolgreich. „Es ist schön, dass ich dem Team etwas geben konnte. Aber Handball ist ein Mannschaftssport und wir haben verloren."
Nach seiner einjährigen Ausleihe zum THW Kiel ist der 24-Jährige als Deutscher Meister ins Bergische zurückgekehrt. „Kiel hat mich definitiv weitergebracht, ich konnte im Training ein Jahr lang gegen Welt-Torhüter Niklas Landin werfen. Dazu die Begegnungen und Reisen in der Champions League sowie der eng getaktete Rhythmus mit einem Spiel alle drei Tage. Das ist schon etwas anderes, auch wenn in Sachen Training beim BHC genauso hart gearbeitet wird", sagt Fraatz.
Mit dieser Erfahrung möchte der gebürtige Kölner nun dem BHC helfen, sieht sich selbst allerdings noch nicht am Ende seiner Entwicklung. „Ich habe mich gefreut, wieder zurück zu kehren. Natürlich kann ich mit den Erfahrungen aus Kiel helfen, ich muss aber zunächst mal meine eigene Leistung in den Griff bekommen. Die ersten drei Spiele waren von mir ja auch nicht so doll", meint Fraatz selbstkritisch und fügt hinzu: „Ich lerne auch hier. So bin ich sehr oft im Gespräch mit unseren Torhütern. Sie sagen mir, was ich beim Wurf anders machen muss."
Gegen Berlin klappte dies prima, in Gummersbach aber soll es nun auch zum Sieg führen.