Fußball-Regionalliga WSV: Sieben Spiele und einige Fragen

Wuppertal · Beim Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV ist die Stimmung nach den drei Niederlagen in der Englischen Woche gedämpft. Dass die Saison gelaufen ist, dementiert die sportliche Leitung aber klar.

Gegen RWE stürmten die Zuschauer an die Kassen, gegen Köln nicht.

Foto: Dirk Freund

Zugegeben, der Blick auf die Tabelle und den Spielplan sagt es deutlich aus: Mit dem Auf- und Abstieg hat der WSV nichts mehr zu tun, gleichzeitig sind die anstehenden Partien (siehe unten) alles andere als hohe Fußballfeste. Also wird die Spielzeit 2016/17 nun abgewickelt? "Nein, wir werden auf jeden Fall bis zum 20. Mai alles geben", kündigt Trainer Stefan Vollmerhausen an. "Wer mich kennt, weiß, dass ich immer gewinnen möchte." Zumal auch einige Spieler im Kampf um neue Verträge — ob an der Hubertusallee oder andernorts — durchaus noch gefordert sind.

Dass der WSV am Samstag das Heimspiel gegen Köln verlor, verwundert nicht wirklich. Die gesamte Saison über spielte der Aufsteiger am oberen Limit, sicherte erstaunlich früh den Klassenerhalt und stand im Pokal gegen RWE vor der Sensation, ehe er mit drei Gegentreffern in acht Minuten äußerst unsanft auf dem Boden landete. Dass die Enttäuschung vier Tage später nachwirkte, erscheint nachvollziehbar — nach dem Führungstreffer der "kleinen Geißböcke" war es dann geschehen. Immerhin gab sich die Mannschaft um Gaetano Manno nicht auf und erzielte noch den 1:3-Ehrentreffer durch Kevin Hagemann.

Und doch steht der WSV vor wichtigen Wochen: Fußballvorstand Manuel Bölstler mahnte vor dem Köln-Spiel gegenüber der Rundschau eindringlich, dass ohne finanzielle Unterstützung der Wirtschaft eine Stagnation droht oder gar ein Rückschritt. Er kann bis dato maximal mit dem Etat planen, der auch jetzt zur Verfügung steht (1,35 Millionen Euro) - wenig im Vergleich zu den Spitzenteams. Aufrufe, das "Konzept 2020" zu unterstützen, sind - Stand jetzt - verhallt.

Bölstler weiß nur zu gut, dass die zweite Regionalliga-Saison nicht einfacher wird. Zumal Faktoren wie Euphorie und Überraschungseffekt dann nur noch bedingt ins Gewicht fallen. Die bislang erfolgreiche Transferpolitik müsste fortgesetzt werden — nicht einfach ohne die entsprechenden finanziellen Mittel. Glückstreffer wie 1992 mit Knut Hartwig und Torsten Schmugge vom VfL Bochum sind heute undenkbar, dafür ist das Scoutingsystem zu eng. Bleiben die persönlichen Kontakte von Bölstler und Vollmerhausen.

Unterdessen wurde einmal mehr deutlich, dass das Bergische Land über ein sportliches Eventpublikum verfügt. Kamen gegen RWE satte 13.003 Zuschauer ins Stadion am Zoo, waren es gegen Köln nur noch 2.240, obwohl Firmen als "Kartenpaten" mehrer Hundert Tickets verschenkt hatten. Nur die wirklich Treuen pilgerten an die Hubertusallee.

Beobachter, die die tatsächlich präsente Kulisse auf 2.000 schätzen, fühlten sich an die Meistersaison 2015/16 erinnert. Damals erschienen zum ersten Heimspiel nach dem feststehenden Aufstieg gegen den TSV Meerbusch nur 2.105 Fans, zum Abschluss gegen TuRU dann 2.558. Mit einem Schnitt von 4.133 Besuchern liegt der WSV derzeit in der Zuschauergunst der Regionalliga auf Rang drei hinter Essen und Aachen.

Während die Ticketeinnahmen zwar wichtig, aber nicht entscheidend sind, kommt es darauf an, doch noch zusätzliche Unternehmen als Sponsoren zu gewinnen. Möglichst viele Siege in den letzten sieben Saisonspielen sind dabei ein hilfreiches Marketinginstrument. "Die Mannschaft hat in den vergangenen anderthalb Jahren immer abgeliefert", sagt Trainer Vollmerhausen auch mit Blick auf das Saisonziel - den Klassenerhalt.

Am kommenden Samstag geht es zum Tabellenvorletzten Siegen. Der Traditionsclub hat angekündigt, sich auf jeden Fall in die Oberliga zurückzuziehen. Dort hatte der Vorsitzende Roland Schöler Ende März laut Amateurfußball-Portal FuPa.net erklärt: "Wir müssen feststellen, dass die Welt hier leider so ist, wie sie ist, dass eben nicht genug Geld für die Finanzierung der Regionalliga vorhanden ist. Es gibt eine große Diskrepanz zwischen der Erwartungshaltung und dem Anspruchsdenken der Region an die Sportfreunde Siegen auf höherklassigen Fußball einerseits und der Realität, was die Region gewillt ist, dafür zu bezahlen, andererseits. Wir haben in Südwestfalen 100 Hidden Champions (unbekannte Marktführer/Weltmarktführer mit über 50 Mio. Euro Umsatz, Anm. d. Red.) — für dieses Potenzial kommt da aus den Unternehmen zu wenig. Keiner hat einen strategischen Ansatz, den Verein aus der Oberliga dauerhaft nach oben zu führen. Wir haben zu wenige Sponsoren, die mal eine richtige Summe auf den Tisch legen." So bleibe nur der Weg, "den Verein finanziell zu konsolidieren und mit verstärkter Jugendarbeit einen Neuaufbau zu starten".

Keine ganz unbekannten Worte …

Das restliche WSV-Programm: in Siegen (8. April), gegen Wattenscheid (13. April), in Oberhausen (23. April), gegen Sprockhövel (28. April), in Wiedenbrück (6. Mai), gegen Bonn (13. Mai), bei Gladbach II (20. Mai).