Handball-Bundesliga Jörg Föste (BHC): „Nahe an der Perfektion“

Wuppertal / Solingen · Nach dem 30:26-Sieg in Stuttgart hat sich der Handball-Bundesligist Bergischer HC als Tabellenachter in die Winterpause verabschiedet. Geschäftsführer (Sport) Jörg Föste zieht im Interview mit der Wuppertaler Rundschau Bilanz, schaut auf die WM in Ägypten und das Jahr 2021.

BHC-Geschäftsführer Jörg Föste (li.) mit Teammanager Jan Artmann.

Foto: Dirk Freund

Rundschau: Herr Föste, wie ist das BHC-Jahr 2020 aus Ihrer Sicht sportlich gelaufen?

Föste: „Sehr gut. Unabhängig von den allgemeinen Begleitumständen haben wir die Entwicklung erkennbar vorantreiben können - und das trotz langfristiger Ausfälle von Leistungsträgern in Schlüsselpositionen. Wir profitieren auch in dieser Phase eindeutig davon, dass unser Vorgehen langfristig und grundsolide angelegt ist. Die Breite des Kaders hat ebenso geholfen wie das Vertrauen auf die Leistungsentwicklung junger Spieler. Die Zusammenarbeit im Gespann Mannschaft / Trainer / Geschäftsführung / Beirat war aus meiner Sicht nahe an der Perfektion.“

Rundschau: Und wie finanziell?

Föste: „Wir sind auf Solidarität angewiesen - wie alle anderen Erstligisten auch. Fans und Partner leisten ebenso ihren Beitrag wie die Politik durch Ausgleichszahlungen. Es ist klar erkennbar, dass das gemeinsame Interesse darin besteht, Bedeutendes und Gewachsenes zu erhalten. Auf diese Weise können alle immerhin medial teilhaben.“

Rundschau: Was waren in diesem Jahr die Höhepunkte? Und worüber haben Sie sich geärgert?

Föste: „Intern hat es 2020 eine Fülle von positiven Erlebnissen gegeben. Es mag seltsam klingen, aber die knappen Niederlagen gegen Berlin, Melsungen und die RN Löwen haben am ehesten aufgezeigt, dass wir sportlich auf einem richtig guten Weg sind. Geärgert hat mich beim BHC gar nichts.“

Rundschau: Holt der BHC denn einen Ersatz für Ragnar Johannsson, dessen Vertrag aufgelöst wurde und der jetzt nach Island zurückkehrt. Oder ist der Kader ohnehin stark genug?

Föste: „Wir werden die Saison mit David und Maciej (Schmidt und Majdziński, Anm. der Red.) zu Ende spielen. Wenn alle Stricke reißen, können wir auch einmal kurzzeitig mit einem Rechtshänder auf Rückraum rechts agieren.“

Rundschau: Welche weiteren Personalien stehen nun an?

Föste: „Die Position Linksaußen ist vakant. Wir werden uns in der WM-Pause im Januar damit beschäftigen.“

Rundschau: Sechs Spieler des BHC nehmen an der WM in Ägypten teil. Bereitet Ihnen das mit Blick auf die Corona-Pandemie und den engen Spielplan Sorgen? Hätten Sie es lieber gesehen, wenn Ihre Spieler abgesagt hätten?

Föste: „Nun, zunächst einmal haben die Spieler ja von März bis September sieben Monate kompletter Ruhephase gehabt. Seit Oktober haben sie weiterhin keinerlei öffentliche Verpflichtungen wie PR-, Sponsoren- oder Nachwuchstermine. Sechs von sieben unserer nominierten Spieler haben aus freien Stücken ihre WM-Teilnahme zugesagt. Das zeigt, dass wir von einer Überbelastung nicht ernsthaft sprechen sollten. Und was Corona betrifft: Ich vertraue den Hygienekonzepten. Dass unsere Spieler im privaten Bereich reflektiert handeln, haben sie bereits unter Beweis gestellt.“

Rundschau: Wie ist der Sachstand in der Hallenfrage? Gab es schon Kontakt zum neuen Wuppertaler Oberbürgermeister Prof. Uwe Schneidewind?

Föste: „Es gab noch keinen Kontakt zum neuen Oberbürgermeister.“

Rundschau: Welche WM-Platzierung trauen Sie der Nationalmannschaft zu – und welche dem BHC am Ende der Saison 2020/21?

Föste: „Beiden traue ich einen Rang unter den ersten Acht zu.“

Rundschau: Und mit welcher Hoffnung gehen Sie ins Jahr 2021?

Föste: „Für uns alle Unbeschwertheit!“