Fußball-Regionalliga Der WSV-Blick ins Spiegelbild und in die Glaskugel
Wuppertal · Ein bisschen war das 2:2-Unentschieden bei RW Oberhausen ein Spiegelbild der Saison. Über weite Strecken agierte der Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV sehr ansprechend, am Ende reichte es dann aber doch nicht zum Erfolg. Auf dieser Erkenntnis ist die Planung für die kommende Saison aufgebaut.
Der neue Sportliche Leiter Gaetano Manno bat vor der Partie um Verständnis, noch nicht explizit auf Personalien eingehen zu wollen. Doch auch so steht fest, dass es einen Umbruch geben wird. Wobei sich die Transferaktivitäten selbstredend am intern bereits festgelegten Saisonziel orientieren. Will der WSV in der nächsten Spielzeit ganz oben angreifen, braucht das Team zwangsläufig – nach den Jahren der Konsolidierung und des Aufbaus – Verstärkungen.
15 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Preußen Münster (das noch drei Punkte am Grünen Tisch in Düren erhält, falls der 1. FC keinen Einspruch einlegt, und am Mittwoch in Kaan-Marienborn antritt) sprechen eine deutliche Sprache (auch wenn es mehrere Gründe dafür gibt), zumal auch Gladbachs U23 sieben Zähler vor dem WSV liegt. Zudem sind RW Essen, der MSV Duisburg und der BVB II in der 3. Liga noch nicht gerettet, wenngleich sicher nicht alle drei gemeinsam absteigen werden. Und mit Clubs wie Alemannia Aachen, RW Oberhausen und Fortuna Köln dürfte es auch 2023/24 ordentliche Regionalliga-Konkurrenz geben.
Ein Selbstläufer sieht anders aus, dass mussten auch andere Vereine, etwa RWE, schon erfahren. Die Lage erinnert ein bisschen an die Saison 2017/18, als der WSV Dritter hinter dem KFC Uerdingen und Viktoria Köln wurde und überaus optimistisch Aufstiegspläne verkündete, man im Grunde aber nur Anführer des breiten Mittelfeldes war. 2018/19 sprang nur Rang zehn heraus.
Dieser Fehler dürfte dem WSV nicht noch einmal passieren. Gut ist: Mit Sebastian Patzler, Philipp Hanke, Tobias Peitz, Lukas Demming, Kevin Hagemann, Lion Schweers und Rodrigues Pires stehen mehrere Leistungsträger bereits weiter unter Vertrag. Aber: Durch die Abgänge von Marco Stiepermann (Spielertrainer ASC Dortmund) und Bastian Müller (Alemannia Aachen) müssen zwei Stammspieler ersetzt werden, außerdem ist der Verbleib von Torjäger Serhat-Semih Güler (16 Tore, Drittligisten wie Verl und Fortuna Köln sollen Interesse haben) noch offen. Da voraussichtlich auch die Sturm-Routiniers Marco Königs und Roman Prokoph gehen, gilt es die Offensive neu zu sortieren. Die 63 erzielten Treffer sind der zweitbeste Wert der Liga (gemeinsam mit Gladbach), die 39 Gegentore allerdings nur des sechstbeste.
Abhängig ist die Planung natürlich davon, wie viel Geld im Etat zur Verfügung steht. Zeiten wie 1992/93, als Rohdiamanten wie Knut Hartwig und Thorsten Schmugge noch günstig gut zu bekommen waren, sind längst vorbei. Die Einnahmen aus Sponsorenverträgen und Ticketverkäufen sind überschaubar. Und so setzt der WSV nun auf das Händchen von Gaetano Manno, der in den vergangenen fast drei Jahren mit seinen Empfehlungen als Scoutingchef weitestgehend richtig gelegen hat – und natürlich auf die Zuwendungen von Hauptgeldgeber Friedhelm Runge.
Die Lösung eines anderen Problems ist in Arbeit – das der Spielstätte ab Saisonbeginn bis Ende Oktober, wenn Spielfeld und Untergrund im Stadion am Zoo saniert sind. Die Abläufe im Oberhausener Niederrheinstadion entsprechen zwar absolut den Erwartungen und Vereinbarungen. Sportvorstand Thomas Richter bedankte sich deshalb nach der Partie gegen Kaan-Marienborn deshalb ausdrücklich bei der Stadt und RWO.
Dennoch will der WSV versuchen, für die drei Monate ab dem Saisonstart eine Arena zu finden, die näher an Wuppertal liegt. Das Stadion Velbert beherbergt dann auf jeden Fall einen Regionalligisten – den designierten Aufsteiger SSVg Velbert.