"Fußball ist nie das Wichtigste"

Nino Paland ist Stürmer. Vollblutstürmer. In dieser Saison hat der 31-Jährige mit bislang 31 Treffern mehr als die Hälfte aller Tore seiner Mannschaft, des Fußball-Landesligisten Cronenberger SC, erzielt.

Treffsicher: Nino Paland.

Foto: Dirk Freund

Im Interview mit Rundschau-Mitarbeiter Julian Schumacher erzählt er, was ihn so stark macht und warum er trotzdem "nur" Amateurfußballer geblieben ist. Außerdem nimmt er Stellung zu seinem angeblichen Karriereende.

Herr Paland, bereits seit der B-Jugend spielen Sie fast durchweg beim Cronenberger SC. Vor einigen Jahren wechselten Sie zum VfB Hilden, kehrten aber schon nach einigen Monaten auf die Südhöhen zurück. Es gab doch sicher Anfragen von höherklassigen Vereinen.

Paland: Ja, die gab es im Laufe der Jahre immer mal wieder. Aber ich weiß, was ich am CSC habe. Da ist es eine schwierige Entscheidung zu gehen. Einmal habe ich es ja versucht. Damals war der VfB Hilden sehr erfolgreich, ansonsten sind es in der Region immer dieselben Vereine, die einem Spieler mehr Geld oder sportliche Perspektiven bieten können. Ob das dann wichtiger ist als die Zufriedenheit, bleibt jedem Spieler selbst überlassen. Wir müssen schließlich alle täglich arbeiten oder studieren und ich persönlich schleppe meine sportliche Unzufriedenheit auch durch den Alltag, daher war mir die Idylle in Cronenberg immer wichtiger als eine finanzielle Verbesserung.

Gab es denn jemals Gespräche mit dem Wuppertaler SV?

Paland: Also, bisher saß ich nie mit dem WSV an einem Tisch. Es gab zwar mal Spekulationen, aber mehr auch nicht.

Ihre Bilanz ist beeindruckend. Sie treffen eigentlich in jeder Saison zweistellig, und in dieser Spielzeit sind es bereits 31 Tore. Was macht Sie so stark?

Paland: Das ist schwer zu sagen. Früher war ich häufig verletzt, das ist in diesem Jahr zum Glück nicht so. Es gab Zeiten, in denen ich relativ schnell war, ob ich das immer noch bin, kann ich gar nicht beurteilen. Ich bin mit Sicherheit technisch nicht der Schwächste und habe das, was man einen "klassischen Torriecher" nennt, würde ich sagen. Ich spiele jetzt seit 25 Jahren Fußball, irgendwann weiß man, wo man hinlaufen muss, um ein Tor zu schießen.

Hat ein Nino Paland überhaupt Schwächen?

Paland (lacht): Ja, natürlich habe ich auch Schwächen! Die sportlichen kann man an jedem Wochenende auf dem Sportplatz begutachten. Viele Leute sagen mir nach, dass ich, vom Talent her, höher hätte spielen müssen. Ich bin auf dem Bolzplatz groß geworden und kann auch dementsprechend mit dem Ball umgehen, aber das Drumherum fehlt. Die Willensstärke hat mir oft gefehlt, genauso der absolute Fokus auf den Fußball und gelegentlich die Disziplin. Es gab dann eben auch mal Wochenenden, an denen ich nicht samstags um 23 Uhr im Bett lag oder dergleichen. Und dann reicht es einfach nicht für mehr, da muss man sich nichts vormachen. Fußball ist nie das Wichtigste in meinem Leben gewesen.

Der CSC war vergangene Saison über weite Strecken unangefochtener Tabellenführer, verspielte den Aufstieg aber noch im Endspurt. Vor vier Wochen war die Mannschaft dann erneut Erster, hat aber jetzt mehrfach nicht gewonnen. Können Sie sich das erklären?

Paland: Unser Kader ist einfach nicht breit genug. Es ist immer schwierig, alles aus einem Spieler rauszuholen, wenn er montags schon weiß, dass er sonntags spielen wird. Da der WSV seine Spieler eher aus der Umgebung bezieht, haben wir Jahr für Jahr die besten Fußballer Wuppertals beim CSC. Das Problem ist aber, dass mehr als Talent dazu gehört, konstant Leistung zu bringen. Man muss im Training und den Spielen immer alles geben und sich überwinden. Auch das Privatleben ein wenig danach ausrichten. Die Gegner sind vor allem zum Ende der Saison einfach heiß, da zählt jeder Punkt. Gerade in diesem Jahr kämpfen viele Mannschaften noch um den Klassenerhalt, da geht es nicht bloß um Spaßfußball. Vielleicht fehlt uns stellenweise der letzte Wille, aber sonst würden die meisten Jungs wohl nicht in der Landesliga spielen.

Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Es gibt Gerüchte, Sie würden die Schuhe an den Nagel hängen wollen. Ist da was dran?

Paland: Ich überlege gerade, ob ich noch weitermachen möchte oder nicht. Es ist eine schwierige Entscheidung, die demnächst gefällt werden muss, damit der Verein Planungssicherheit hat. Ich spiele schon seit Längerem mit dem Gedanken aufzuhören. Da ich täglich für die "Football Academy Germany" auf dem Platz stehe, um den Nachwuchs zu fördern, dreht sich bei mir auch beruflich alles um den Fußball. Gerade die Vorbereitungen schlauchen dann ganz schön. Das merkt man mit den Jahren. Ich denke, dass ich noch ein Jahr dranhängen werde, habe mich allerdings noch nicht endgültig festgelegt.

Wenn Sie weitermachen, dann aber nur in Cronenberg?

Paland: Natürlich kann ich mir nur schwer vorstellen, noch etwas anderes zu machen. Wenn jetzt irgendetwas Herausragendes kommt, wo ich sage: "Hey, das ist noch einmal ein Erlebnis wert", dann würde ich es mir vielleicht noch anders überlegen. Ich bin jetzt seit gefühlten 100 Jahren im Verein, da würde mir keiner einen Vorwurf machen. Aber es sieht nicht danach aus und es hat sich auch bisher noch niemand bei mir gemeldet.