Der WSV verändert sein Gesicht

Das Aufstiegsrennen ist verloren, die Zukunft ungewiss: Der Fußball-Oberligist Wuppertaler SV steht vor schwierigen Zeiten — und vor Einsparungen.

Redebedarf: Trainer Thomas Richter und Sportvorstand Achim Weber.

Foto: Dirk Freund

Es sollte eigentlich einer der Saisonhöhepunkte werden. Doch wenn der WSV am Sonntag (15 Uhr) zum Derby bei Germania Ratingen antritt und beim Tabellendritten am viertletzten Spieltag auf seinen Ex-Trainer Peter Radojewski trifft, geht es lediglich um die "Goldene Ananas".

Nach der 0:2-Heimniederlage gegen Schwarz-Weiß Essen kann nur noch ein Wunder den Aufstieg der Velberter (5:1 in Baumberg) in die Regionalliga verhindern. Zumal die Niederbergischen die Lizenz problemlos und ohne Auflagen erhalten haben.

Nach dem Schlusspfiff im eher spärlich gefüllten Stadion am Zoo traten die seit Monaten schwelenden Probleme endgültig offen zu Tage. Von Euphorie und Harmonie war nichts mehr zu spüren. Die Fans übten massive Kritik an Mannschaft, Trainer Thomas Richter und Sportvorstand Achim Weber. Zugleich kündigte Finanzvorstand Lothar Stücker an, den Gesamtetat des Vereins von derzeit einer Million auf unter 900.000 Euro zu senken.

Stücker, der sich sonst nie zu sportlichen Belangen geäußert hat, spricht nun von "verfehlten Zielen" — wenngleich der Verein nicht offiziell den Aufstieg als Saisonziel ausgegeben hatte. Vielmehr sollten die Kontinuität und Konsolidierung im Vordergrund stehen. Und auch die sportliche Bilanz fällt so schlecht nicht aus: Die A-Junioren, die intern zum Seniorenbereich gehören, spielen weiter in der Bundesliga, die U17 und U15 können noch in die Regionalliga aufsteigen.

Dass nach dem Rückzug von Ex-Verwaltungsrat und Trikotsponsor Jörg Wolff, der nicht wirklich zündenden Mitgliederkampagne, der eher stockenden Spendenaktion zur Insolvenzkosten-Umlage und der wie seit Jahrzehnten vornehmen Zurückhaltung anderer Sponsoren das Geld knapp ist, ist kein Geheimnis. Ob erneut rund 1.000 Dauerkarten verkauft werden, gilt zudem als ungewiss. Stücker will deshalb, auch um kein finanzielles Wagnis einzugehen, auf die Jugend setzen. Wohl wissend, dass auch Spieler aus der Bundesliga-A-Jugend im Seniorenbereich eine Eingewöhnungszeit benötigen. Klar ist: Oberliga-Mittelmaß ist dem Wuppertaler Publikum noch schlechter zu verkaufen.

Trainer Thomas Richter, in Personalunion auch Teammanager, hat einen bis Sommer 2016 laufenden Vertrag, den nach Rundschau-Informationen seinerzeit Vorstandssprecher Alexander Eichner und der damalige Verwaltungsrat Bernd Gläßel unterschrieben haben. Inzwischen wird A-Jugend-Coach Stefan Vollmerhausen als Coach ins Gespräch gebracht. Womit doppelte Kosten entstünden. Eine vertrackte Situation auf vielen Ebenen. Sicher scheint momentan nur: Der WSV wird sein Gesicht verändern — auf dem Platz und im Umfeld.