Ev. Kirchenkreis Wuppertaler Delegation reist nach Namibia
Wuppertal · Sieben Delegierte aus dem ev. Kirchenkreis Wuppertal reisen in den Herbstferien in den Partner-Kirchenkreis Keetmanshoop in Namibia. Vor Ort werden Suppenküchen in den Gemeinden besucht.
Eine der Delegierten von ihnen ist Katja Dummer. Seit sie im Jahr 2000 in ihrer Gemeinde Elberfeld West gefragt wurde, ob sie sich in der Partnerarbeit engagieren möchte, ist ihre Liebe zu Namibia stetig gewachsen. Zehn Mal war sie bisher in der kleinen Stadt, 500 Kilometer südlich von Windhoek.
2015 war zuletzt eine Gruppe aus Keetmanshoop zu Besuch in Wuppertal, 2018 fand dann der Gegenbesuch einer Delegation aus Wuppertal in Namibia statt. Die letzte geplante Begegnung musste aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden.
Umso größer ist jetzt die Vorfreude auf die Reise. „Wir sind per WhatsApp in engem freundschaftlichem Kontakt“, sagt Katja Dummer. „Wir tauschen täglich Losungen aus, gratulieren uns zu Geburtstagen und schicken uns gegenseitig Andachten. Manchmal treffen wir uns auch online zu einer Zoom-Konferenz.“
In Keetmanshoop erwartet die Gruppe aus Wuppertal eine Stadt mit knapp 19.000 Einwohnern. Der Kirchenkreis ist ziemlich groß: Lüderitz liegt im Westen ca. 350 km entfernt, nach Aroab im Westen, kurz vor der südafrikanischen Grenze, sind es etwa 170 km.
Viele Menschen sind sehr arm
Es gibt ein kleines Krankenhaus für die Grundversorgung. Keetmanshoop versorgt den ganzen Süden und ist ein wichtiger Stopp auf dem Weg aus Südafrika. Die Menschen in Keetmanshoop, zumindest die Mittelschicht, wohnt in normalen Häusern. Doch es gibt auch viele sehr, sehr arme Menschen, die in Baracken oder unter Planen leben. Viele aus der Mittelschicht haben für den Lebensunterhalt eine kleine Farm, auf denen Ziegen, Schafe und vereinzelt auch Rinder gehalten werden. All das inmitten der Wüste.
„Keetmanshoop ist vor allem Leere, Weite, Dürre“, bringt es Katja Dummer auf den Punkt. „Pro Dorf gibt es zwei Mini-Lädchen und vielleicht noch eine Tankstelle. Das ist für uns nur schwer vorstellbar.“
Kirchengemeinden haben eine große Bedeutung
Viele der kleinen Dörfer haben keinen Kontakt zur Außenwelt jenseits ihrer Dorfgemeinschaft. Umso wichtiger sind für die Menschen die Kirchengemeinden vor Ort. Sie engagieren sich mit Suppenküchen und Schulen. Von Seiten des Staats gibt es oftmals keine Unterstützung.
Die Armut war und ist immer ein großes Thema der Partnerschaftsarbeit. Und Corona hat die Not der Menschen vor Ort noch verstärkt. „Namibia ist arm und die Folgen der Pandemie sind sehr stark spürbar. Es gab keine staatlichen Hilfsprogramme“, berichtet Katja Dummer.
Suppenküchen für die Grundversorgung
Obwohl auch die Gemeinden nur wenig Geld haben – es gibt keine Kirchensteuer und auch der Pastor wird durch Spenden finanziert – engagiert sich der Partner-Kirchenkreis Keetmanshoop unter anderem mit Suppenküchen. Und erfüllt so eine wichtige Aufgabe der Grundversorgung. Zwei Mal pro Woche wird dort ein einfaches Essen ausgeteilt.
Aus einem Fonds der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Kirchenkreise, die eine Namibia-Partnerschaft haben, wurden über die VEM im vergangenen Jahr 30.000 Euro für die Suppenküchen in den acht Partnergemeinden gespendet.
„In den Gemeinden kochen alte Großmütter das Essen, in der Regel zwei Mal pro Woche. Zu den Suppenküchen kommen viele Kinder und alte Menschen. Für sie ist es häufig die einzige warme Mahlzeit am Tag“, erklärt Katja Dummer. „Wir haben die Starthilfe zu den Suppenküchen gegeben. Jetzt möchten wir vor Ort schauen, ob es den Gemeinden gelingt, den Betrieb der Suppenküchen mit Spenden aufrechtzuerhalten und was ihnen dazu noch fehlt.“
Ein weiteres Projekt innerhalb der Partnerschaftsarbeit war zuletzt die Renovierung eines Schullandheims. Da Namibia sehr ländlich ist und die Familien weit verstreut auf kleinen Farmen leben, sind die Wege zu den wenigen zentralen Schulen häufig sehr weit. Daher schlafen die Schulkinder in Hostels und gehen von dort aus zur Schule.
Der Blick über den Tellerrand tut gut
Katja Dummer hat bei ihrem Engagement für Keetmanshoop bemerkt, wie viel Freude es ihr macht, fremden Menschen und anderen Kulturen zu begegnen. „Wuppertal ist eben nicht der Nabel der Welt“, sagt sie und lacht. „Der Blick über den Tellerrand tut gut, und wir sollten immer im Kopf behalten, wie groß die Welt ist und dass wir alle Verantwortung füreinander tragen.“
Der enge Kontakt zu Namibia hat ihren eigenen Glauben gestärkt: „Glaube und die Beziehung zu Gott spielt in Namibia eine große Rolle und hat eine ganz andere Dimension als hier bei uns“, beobachtet sie.
Tiefe Verbundenheit im Glauben
„Wir glauben an den gleichen Gott, wir beten das gleiche Vaterunser. Wenn ich im Gottesdienst am Sonntag das Vaterunser bete, und die Partner tun das ungefähr zur gleichen Zeit auch, 10.000 km entfernt, lässt mich das eine Verbundenheit im Glauben spüren. Folglich glaube ich heute viel stärker als früher im Verbund miteinander und nicht alleine für mich", erzählt Katja Dummer.