Kriminalfälle True Crime: die Faszination des Bösen

Es gibt unzählige fiktive Kriminalromane mit frei erfundenen Personen und Tatorten. Am spannendsten sind oft jedoch jene Erzählungen, die auf wahren Begebenheiten basieren. Die Tatsache, dass sich alles so zugetragen hat wie in der Geschichte, verstärkt den Nervenkitzel und transportiert den Horror aus der Ecke der Fantasie in die Realität. Alles, was echt ist, übt auf viele Menschen einen besonderen Reiz aus.

True Crime: die Faszination des Bösen
Foto: Pixabay/kalhh

Reale Kriminalfälle vom viktorianischen Zeitalter bis heute

Die Begeisterung für echte Kriminalfälle begleitet den Menschen seit Jahrtausenden. Das Genre „True Crime“ entstand ungefähr in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Während sich die Kriminalliteratur mit erfundenen Geschichten befasst, basieren die True Crime-Erzählungen auf wahren Ereignissen. In diesem Sinne handelt es sich mehr um Sachliteratur und Dokumentationen. Die Kriminalfälle müssen nicht unbedingt aus der heutigen Zeit stammen. Auch längst Vergangenes ist höchst interessant. Dabei stehen nicht nur aufgeklärte Verbrechen im Fokus, sondern insbesondere solche, für die man nie eine Lösung fand. In speziellen Online-Foren und in den sozialen Netzwerken bemühen sich die Nutzer um die Aufklärung der Fälle. Dabei geht es auch um solche Ereignisse, die so lange zurückliegen, dass der Mörder oder Verbrecher unmöglich noch am Leben sein kann. Ungelöste Kriminalfälle wecken die Neugierde und ziehen die Hobby-Detektive in ihren Bann. In einigen Fällen ist die freiwillige Detektivarbeit sogar zielführend. Im besten Fall gelingt es mithilfe einer engagierten Community, aktuell noch ungeklärte Verbrechen aufzuklären und der Polizei bei ihrer Arbeit zu helfen.

Warum lieben wir True Crime?

Alles, was mit Mord zu tun hat, fasziniert auf eine eigenartige Weise. Wenn Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke zu Besuch ist und in seinen Vorträgen über sein spannendes Berufsleben berichtet, sind die Säle zumeist voll. Die Neugierde auf ungeklärte oder schreckliche Kriminalfälle ist keine Erscheinung des 21. Jahrhunderts. Schon immer liebte der Mensch den Nervenkitzel. Zudem spielt die Sensationsgier eine Rolle. Heute informieren wir uns im Netz über die aktuellen Ereignisse. Es gibt beliebte Dokumentarreihen über echte Kriminalfälle bei YouTube und einigen Streaming-Diensten. Früher verbreiteten die Zeitungen und später das Radio und Fernsehen Nachrichten über erschreckende oder mysteriöse Kriminalfälle. Zu den beliebtesten Sendungen gehört seit 1967 Aktenzeichen XY… Ungelöst.

True Crime im Wandel der Zeit

Schon im viktorianischen Zeitalter gab es die Sensationspresse. Um 1888 trieb Jack the Ripper sein Unwesen nicht nur in London, sondern auch in den frühen Medien. The Daily Telegraph und The Star versetzten die Öffentlichkeit mit brisanten Details über die Morde, aber auch mit wilden Spekulationen in Aufruhr. Im Jahr 1932 machte dann die Lindbergh-Entführung die Runde. Im Fokus stand das Verschwinden des gerade einmal einjährigen Charles Lindbergh und die damit verbundene Lösegeldforderung. Die Geschichte endete tragisch mit dem Fund der Kinderleiche. Es folgte die Verurteilung und Hinrichtung eines deutschen Emigranten. Bis heute bestehen Zweifel an dessen Schuld. Die englische Krimiautorin Agatha Christie ließ sich von der Geschichte inspirieren. In ihrem Roman „Mord im Orient Express“ spielt ein entführtes und trotz Lösegeld getötetes Mädchen eine Rolle. Heute befasst man sich mit anderen Fällen. Nach wie vor populär sind die von 1979 bis 1980 stattgefundenen Ted-Bundy-Prozesse, die regelrecht zum Medienspektakel avancierten. Der Serienmörder gehört zu den prominentesten Kriminellen der jüngeren Geschichte.