Leserbrief „Sicherheit und Freiheit gleichermaßen berücksichtigen“
Wuppertal · Betr.: Leserbrief „Genau davon profitieren die Kriminellen“ von Hans-Joachim Baudach
Es ist verständlich, dass Herr Baudach besorgt ist über die Balance zwischen Sicherheit und Freiheit in unserer Gesellschaft. Doch es gibt mehrere Argumente, die zeigen, warum die Ablehnung von grundlosen Durchsuchungen nicht nur berechtigt, sondern auch notwendig ist.
Erstens ist das Grundrecht auf Privatsphäre ein fundamentales Menschenrecht. Es steht nicht nur im Grundgesetz, sondern auch in internationalen Abkommen wie der Europäischen Menschenrechtskonvention. Die Einschränkung dieser Rechte ohne triftigen Grund stellt einen schweren Eingriff in die persönliche Freiheit dar und könnte den Weg für Missbrauch und Willkür ebnen.
Zweitens kann eine Gesellschaft, die Sicherheit um jeden Preis anstrebt, schnell in einen Überwachungsstaat abgleiten. Geschichte und zahlreiche Beispiele weltweit haben gezeigt, dass derartige Systeme oft zu mehr Schaden als Nutzen führen. Es entsteht ein Klima der Angst und des Misstrauens, das letztlich die Gesellschaft als Ganzes schwächt.
Drittens basiert die Behauptung, dass Kriminelle von der Ablehnung grundloser Durchsuchungen profitieren, auf einer vereinfachten Sichtweise. Effektive Kriminalitätsbekämpfung erfordert gezielte Maßnahmen, die auf fundierten Ermittlungen basieren, anstatt wahlloser und grundloser Eingriffe in die Privatsphäre aller Bürger. Gut ausgebildete Sicherheitskräfte, moderne Technologien und eine starke Gemeinschaftsarbeit sind weit effektivere Mittel, um Kriminalität zu bekämpfen.
Viertens dürfen wir nicht vergessen, dass das Vertrauen der Bevölkerung in den Staat und seine Institutionen entscheidend ist. Dieses Vertrauen wird untergraben, wenn Menschen das Gefühl haben, ständig und ohne Grund überwacht zu werden. Ein gesundes Maß an Skepsis gegenüber staatlichen Eingriffen ist daher nicht nur gerechtfertigt, sondern auch notwendig, um die demokratischen Werte zu schützen, auf denen unsere Gesellschaft basiert.
Zusammengefasst ist die Ablehnung grundloser Durchsuchungen kein Zeichen von Naivität oder Gleichgültigkeit gegenüber Kriminalität, sondern ein bewusster Schutz unserer grundlegenden Freiheiten und Rechte. Eine ausgewogene Politik muss Sicherheit und Freiheit gleichermaßen berücksichtigen, ohne das eine für das andere zu opfern.
Carsten Hahn
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